Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 16. Nov 2024, 10:45Die meisten Theologen, die sich bemühen die Lehre verständlicher zu machen, scheitern an dem Punkt, dass sie sich selbst eingestehen müssen sie letzten Endes nicht verstehen zu können. Daher kann man sie dem einfachen Volk nur einhämmern, aber nicht lehren.
Letztlich ist die Trinitätslehre ein Rollenentwurf für den Gläubigen und keine Gott-Beschaffenheitsaussage.
Der Gläubige soll die Aussagen der Bibel nach einer bestimmten Deutungsart akzeptieren, auch wenn sie kollidieren ("Drei, die Einer sind", "Einer, der Drei ist").
Fängt ein Theologe an, dies wie eine Gott-Beschaffenheits-Erkenntnis präsentieren zu wollen, geht die Sache in die Hose.
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 16. Nov 2024, 10:45Wenn man nun dennoch ihren Kern vertritt, dann kann das aber unmöglich von einer Erkenntnis herrühren, sondern ist das Ergebnis erfolgreicher Indoktrination.
Ja, Indoktrination dahingehend, dass für die Anteile neben Gott, auch für "Heiliger Geist" und "Jesus-Messias" der Gott-Person-Status in die Texte hineingelesen werden soll.
Geht jemand darauf ein, wird ihm die Auflage gemacht, den "restlichen Weg" auch zu gehen und aus "den Dreien" den "einen Gott" zu "verstehen".
Sprich Gott soll nach diesen Leuten so funktionieren, dass er keine "nach Göttlichkeit aussehende Funktion" verteilen kann, sondern er muss es immer komplett selbst sein.
Das ist auch nicht unbedingt unverständlich, wenn man es von der Rolle des Gläubigen aus betrachtet.
Ein Gläubiger, der sowieso keine Ahnung hat, wie das alles vorliegen soll, kann zu all diesen Einteilungen auch gleich die maximal mögliche Hoheit (sprich: "Gott anbeten") annehmen.
Die Betonung liegt aber auf "kann" und es ist definitiv kein "muss".
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 16. Nov 2024, 10:45Dazu gibt es auch die Hardiner, die über andere das Anathema verhängen, falls man ihrer Überzeugung nicht folgt.
Das ist das Sonderbare am Messias-Entwurf des Christentums.
Egal wie man "Jesus" einstuft, in Bezug auf die gewalttätigen Messias-Bestrebungen des 1. Jhd. (Zeloten), die letztlich zum "Jüdischen Krieg" führten, stellt die Jesus-Geschichte eine Alternative dar: eher idyllisch, eher einfach, eher gewaltlos.
Irgendwie scheint es aber nie das Bewusstsein dieser Alternativkonstellation gegeben zu haben.
Eigentlich müsste die zentrale Idee des Christentums sein: "den gewalttätigen Weg gehen wir nicht mehr".
Die Konsequenz aus den gewalttätigen Messias-Vorgängen im 1. Jhd. muss unter Gläubigen lauten "Gott hat auf dieses Gewalt-Und-Macht-Zeugs nicht reagiert, d.h. er will nicht, dass man so vorgeht".
Dass man diese sehr angebrachte Bescheidenheit und Zurückhaltung vergisst (bzw. nie aufbaut), so tut, als ob nichts geschehen ist, und einfach wieder zur Durchsetzung von religiösen Ansichten auf Gewalt, Ausgrenzung und Unterdrückung setzt, ist sehr erstaunlich.
Die Machtaspekte des Christentums sind keine sympathischen Aspekte - dieses Spannungsverhältnis zeigt sich aus meiner Sicht bereits zwischen den Evangelien ("Sandalenidylle") und den Paulus-Texten ("kompromisslose Auflagen").
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 16. Nov 2024, 10:45Was den HG anbelangt, interessiert im Grunde genommen nur ganz wenigen, das Kernelement ist => "Zwei, die einer sind", gemeint Jesus und Gott.
Das Desinteresse geht aus meiner Sicht auf ein Verständnisproblem zurück, d.h. es gibt Schwierigkeiten, sich vorzustellen, um was es bei "Heiliger Geist" gehen soll.
Nun bin ich kein Gläubiger und so steht mir frei, alles falsch sehen zu dürfen, aber ich verstehe das Konzept des "Heiligen Geistes" dahingehend, dass es im Grunde um das Fundament der religiösen Behauptungen und religiösen Erfahrungen geht.
Auf die Frage, weshalb die Texte, die ja von Menschen geschrieben wurden, so religiös hochstehend sein sollen, wird auf den "Heiligen Geist" verwiesen.
D.h. die religiösen Behauptungen erhalten ihren Stellenrang dadurch, dass sie aus einer göttlichen Quelle stammen sollen - der prophetische/einblickende Gläubige soll von einer "Göttlichkeit" geleitet sein.
Die "Leistung" des religiös eingestellten Gläubigen umfasst demnach nur das "Sich-Öffnen", so dass die "Göttlichkeit" durch ihn wirken können soll.
Oft höre ich die Formulierung "Unterscheidung der Geister", die exakt zu diesem Konzept passt. D.h. der Mensch hat eine eigene Komponente, kann aber darüber hinaus auch "Einflüssen von Gut und Böse" unterliegen.
Auf dieser Vorstellung basiert z.B. auch der Exorzismus.
Aus meiner Sicht benötigt man für das Einbauen des Begriffes "Heiliger Geist" ein Menschbild, bei dem einem Gläubigen nur eine Art "Bereitschaftshoheit" zukommt.
Dem Menschen soll hierbei nur die Entscheidung zum Zulassen von "Gut und/oder Böse" zukommen.
Der Mensch soll nur „das Gefäss“ sein.
Das Konzept "Heiliger Geist" gibt es wohl schon im Judentum:
Link
In diesem Text wird auch angesprochen, dass der "Heilige Geist" in der Zeit des Messias in allen Menschen wirken können soll.
Ich verstehe es so, dass dieses "Wirken" vor der Messisas-Zeit nur wenigen "besonderen Menschen" vorbehalten sein soll, nicht zulezt "den Religionstextstiftern".
Mir ist unklar, als was sich ein jüdischer Gläubiger den Menschen vorstellt, wenn es explizit erst der Christ ist, der den Menschen als "Gefäss" ansieht (wegen der für Christen gestarteten "Messias-Zeit").