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Aber die »christlichen« Frauen ermutigen sich mittlerweile gegenseitig, die Lebensweise der sogenannten Latte-macchiato-Mütter zu adaptieren, die ihren Lebensmittelpunkt eben gerade nicht mehr im Haus[G] suchen, sondern draußen, auf der »freien Wildbahn«, deren höchstes Prinzip das »liebe-und-verwöhne-dich-selbst« ist und über die der Duden* schreibt:
»Moderne Mütter sitzen nicht mehr isoliert zu Hause und hüten ihr quäkendes Bündel. Statt sich dem Hausfrauendasein zu ergeben, leben sie einen neuen Lifestyle. Trendige Mamas verabreden sich zum Shoppen, hängen mit ihren Kindern stundenlang in Szenecafés rum und trinken Modekaffees. Die kleinen werden dabei gerne mit einem Kinderlatte, der nur aus Milchschaum besteht, ruhiggestellt. Gehäuft trifft man diese neue Müttergeneration in den Szenevierteln urbaner Metropolen, in denen Kinder mittlerweile zu einem echten Modeaccessoire und Statussymbol geworden sind.«
Kommt zu dieser Mentalität noch eine Form von Kirchlichkeit hinzu, äußert sich das häufig in einer ausgeprägten, vorzugsweise religiösen Vereinshuberei:
Frau versucht sich überall »nützlich« zu machen und mit allerlei Initiativen und Aktivitäten die halbe Welt zu retten, um die Leere zu überspielen, die das vollständige Verfehlen ihres Schöpfungszweckes in ihr hinterlassen hat. Und sie würde sich lieber noch hundert weitere Aktivitäten aufladen, ehe sie sich der unglaublichen Zumutung stellt, die Jahweh als ihr Daseinsziel, den Grund, warum er sie überhaupt erschaffen hat, formuliert hat: »Ich will ihm — nicht Hinz, nicht Kunz, noch irgendwelchen anderen Leuten, sondern gerade ihrem Manne — eine Hilfe machen als seine Gegenwart« (1. M. 2, 18). Diesem Manne nahezusein, ihm zu helfen, ihn zu stützen, seine Ziele zu adaptieren und daran mitzuarbeiten statt eigene Ziele zu entwickeln — das wäre das Ende jedes Stolzes und aller Selbstverwirklichung.
Alles, alles, nur nicht das! Lieber frei, unglücklich und verbittert als demütig und zufrieden! Da nun Frauen, wenn sie erst einmal auf einem solchen Trip sind, in der Regel wegen eines verschorften Gewissens dem Mahnen des Heiligen Geistes oder gar männlichen Warnungen schon nicht mehr zugänglich sind, hat Gott diesen Dienst des Ermahnens durch die »alten Schwestern« gesetzt.
Aber wo kann man dieses wichtige Regulativ wirken sehen? Gibt es diese alten Schwestern deshalb nicht mehr, weil die heutigen Alten schon selbst in einer Generation großgeworden sind, wo der Lebensstil, den Gottes Wort fordert, selbst unter »Christen« als hoffnungslos unmodern und inakzeptabel galt, in Predigten als Relikt und »kulturelle Besonderheit früherer Zeiten« ohne jede Relevanz für uns Heutige abgewertet und das Wort Gottes als Paulos’ Privatmeinung dargestellt wurde?
Ist diese Alterskohorte gar nicht mehr dazu fähig, diesen Dienst zu tun, weil sie selbst, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nie so gelebt hat? Wurde das geistliche Leben dieser Schwestern von einer destructiven Theologie dahingerafft, wie die Dronte von Ratten, Hunden und hungrigen Seefahrern? Oder verbergen sich doch irgendwo noch ein paar versprengte Exemplare wie die siebentausend Gerechten zur Zeit Elijahus? Wo sind sie aber?
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