Hitler- ein gläubiger Christ?

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Catholic
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Catholic »

closs hat geschrieben:Natürlich ist in die Schriften alle göttliche Wahrheit reingepackt - aber eben nicht nur das....
oder:
"Die Bibel ist Gottes Wort im Menschenwort"
wie es die katholische Tradition ausdrückt.
Ja,sie ist,was die Glaubenswahrheiten betrifft,Gottes Wort in dem Sinne,dass Gott sich in den Worten der Bibel offenbarte und Menschenwort,weil göttlich inspirierte Menschen diese Wahrheit in ihren Worten formuliert aufschrieben.
Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zwischen Christen (von wenigen evangelikalen Gruppierungen mal abgesehen) zu streng orthodoxen Muslimen,denn Letztere sind überzeugt,dass der Qur`an Gottes offenbartes Wort ist und zwar wortwörtlich.
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closs
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von closs »

Catholic hat geschrieben:Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zwischen Christen (von wenigen evangelikalen Gruppierungen mal abgesehen) zu streng orthodoxen Muslimen,denn Letztere sind überzeugt,dass der Qur`an Gottes offenbartes Wort ist und zwar wortwörtlich.
Ja - aber genauso wird die Bibel oft interpretiert: Sowohl von Agnostikern als auch von einigen Christen. - Der von Dir dargestellte Unterschied ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht bewusst.

Dazu kommt noch, dass die muslimische Alltags-Praxis den Koran ebenfalls nicht versteht als
Catholic hat geschrieben:Gottes offenbartes Wort ... und zwar wortwörtlich.
Sonst würde man nicht überall von Islam-Gelehrten hören, dass der Koran völlig unterschiedlich ausgelegt werden dürfe. - Wie, weiss ich auch nicht - aber es wird von berufener Stelle so gesagt.
Catholic hat geschrieben:weil göttlich inspirierte Menschen diese Wahrheit in ihren Worten formuliert aufschrieben.
Da müsste man mal klären, was "göttlich inspiriert" bedeutet. - Wenn es steht für "spirituelle/geistige Einsicht der Zeit nach bestem Wissen und Gewissen aufschreiben", würde ich Dir folgen.
Rembremerding

Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Rembremerding »

Wen es interessiert, es gibt einen Geheimerlass, der am 6./7. Juni 1941 von der Parteikanzlei des Reichsleiters Martin Bormann an alle Gauleiter herausgegeben wurde, in dem die Unvereinbarkeit der nationalsozialistischen und der christlichen Weltanschauung hervorgehoben wird.
Bormann war nach dem Weggang von Heß engster Vertrauter von Hitler, wie Göring während der Nürnberger Prozesse aussagte.
Nicht zu übersehen ist die falsche Beurteilung des Glaubens, sowie der Kirche und Argumentationen dagegen, die man auch heute immer noch hört.
Man erkennt einen ideologisch verbrämten Pantheismus und das Fehlen jeglichen theologischen Verständnisses.

Hier einige Zitate daraus:
„Nationalsozialistische und christliche Auffassungen sind unvereinbar. Die christlichen Kirchen bauen auf der Unwissenheit der Menschen auf und sind bemüht, die Unwissenheit möglichst weiter Teile der Bevölkerung zu erhalten, denn nur so können die christlichen Kirchen ihre Macht bewahren. Demgegenüber beruht der Nationalsozialismus auf wissenschaftlichen Fundamenten.“

„Wenn wir Nationalsozialisten von einer Gottgläubigkeit sprechen, dann verstehen wir unter Gott nicht, wie die naiven Christen und ihre geistlichen Nutznießer, ein menschenähnliches Wesen, das irgendwo in der Sphäre herumsitzt. […] Die naturgesetzliche Kraft, mit der sich alle diese unzähligen Planeten im Weltall bewegen, nennen wir Allmacht oder Gott.“

„Alle Einflüsse, die durch den Führer mit Hilfe der NSDAP ausgeübte Volksführung beeinträchtigen oder gar schädigen könnten, müssen ausgeschaltet werden. Immer mehr muss das Volk den Kirchen und ihren Organen, den Pfarrern, entwunden werden.“

Wissenschaftlich erarbeitet hat die Diskrepanz zwischen Christentum und Nationalsozialismus bereits sehr früh auch Msgr. Walter Adolph: Im Schatten des Galgens, Morus-Verlag, Berlin, 1953

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Pluto
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Pluto »

Rembremerding hat geschrieben:Wissenschaftlich erarbeitet hat die Diskrepanz zwischen Christentum und Nationalsozialismus bereits sehr früh auch Msgr. Walter Adolph: Im Schatten des Galgens, Morus-Verlag, Berlin, 1953
Ich frage mich warum man das Geheimpapier nicht veröffentlichte. Hatten die Nazis Angst die Bürger vor den Kopf zu stoßen?
Was schreibt Msgr. Adoplph zu dieser Frage?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von closs »

Rembremerding hat geschrieben:Wen es interessiert, es gibt einen Geheimerlass, der am 6./7. Juni 1941 von der Parteikanzlei des Reichsleiters Martin Bormann an alle Gauleiter herausgegeben wurde, in dem die Unvereinbarkeit der nationalsozialistischen und der christlichen Weltanschauung hervorgehoben wird.
Meines Wissens gibt es Papiere gleichen Inhalts bereits um 1936 (Stichwort: "Kirchenkampf")
Pluto hat geschrieben:Hatten die Nazis Angst die Bürger vor den Kopf zu stoßen?
Aus meiner Sicht wäre es seitens der Nazis unklug gewesen, solche Erlasse öffentlich zu machen, weil es doch viele Menschen gab, die sich gleichzeitig als gute Christen und gute Nationalsozialisten verstanden haben. - Zumal es den Begriff der "Gottgläubigkeit" gab, der als gleichgeschaltete Variante zu kirchlichem Christentum geschaffen wurde:

"1936 initiierten die Nationalsozialisten mit dem Kirchenkampf eine Kirchenaustrittsbewegung. Ideologisch begleitet wurde sie durch Schriften des Parteiideologen Alfred Rosenberg, insbesondere durch seinen Mythus des 20. Jahrhunderts,[66] sowie durch Veröffentlichungen Erich Ludendorffs und seiner Ehefrau Mathilde. Der Ausdruck „gottgläubig“, gedacht als positiver Gegensatz zu „ungläubig“, sollte echt-religiöse oder nur scheinbar-religiöse, konfessionell ungebundene Personen mit ideologischer Nähe zum Nationalsozialismus positiv kennzeichnen.[67]

„Gottgläubig“ war gemäß Philosophischem Wörterbuch von 1943 definiert als „amtliche Bezeichnung für diejenigen, die sich zu einer artgemäßen Frömmigkeit und Sittlichkeit bekennen, ohne konfessionell-kirchlich gebunden zu sein, andererseits aber Religions- und Gottlosigkeit verwerfen“.
[68]" (wik)
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Novas
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas »

sven23 hat geschrieben:Immer wieder taucht die Frage auf, ob Hitler und auch andere Nazigrößen, gläubige Christen waren. Bei Hitler weiß man zumindest, daß der Mitglied der katholischen Kirche war und zeitlebens nicht ausgetreten ist
Was genau soll das beweisen? Nur weil jemand Mitglied einer Kirche ist oder behauptet ein "gläubiger Christ" zu sein, ist es kein guter Christ. Es gibt schlechte und gute Christen (gemessen an ihrem Vorbild Christus) ein Beispiel für einen sehr glaubwürdigen Christen ist sicher Dietrich Bonhoeffer und die Mitglieder der Weißen Rose.

Die Geschwister Scholl gehörten zu den wenigen im Dritten Reich, die den Mut aufbrachten, gegen eine anscheinend unangreifbare Macht den Kampf aufzunehmen: den Nationalsozialismus.
Hans (*1918) und Sophie (*1921) Scholl kamen aus einem evangelisch-gläubigen Elternhaus. Ihr Leben wurde bestimmt durch Lesen, Musizieren, Sport und Liebe zur Natur. Sie machten, wie die meisten in ihrem Alter, zunächst begeistert bei der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädchen mit. Doch nicht nur die warnenden Bemerkungen des Vaters und die immer größer werdende Bevormundung in der Organisation, sondern auch die Erfahrungen der Beschneidung der eigenen Individualität führten besonders bei Hans eine Änderung herbei. So entwickelte sich allmählich aus beginnenden Zweifeln schnell eine massive Ablehnung des NS-Regimes.

Mit Gleichgesinnten, die er während seines Medizinstudiums traf, gründete er Die „Weiße Rose“. Dazu zählten außer den Geschwistern Scholl: Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber. Jeder Einzelne von ihnen lehnte die Unterdrückung, die Verhaftungen, die KZs und vor allem den Krieg ab. Sie wollten verteidigen, was ihnen heilig war: Freiheit, Nächstenliebe, Vernunft, Denken, Freude am Dasein und ihr Glaube an Gott. Im Frühsommer 1942 erschienen die ersten Flugblätter; sie wurden heimlich bei Nacht verteilt.

„Es muss ein sichtbares Zeichen des Widerstandes von Christen gesetzt werden. Sollten wir am Ende dieses Krieges mit leeren Händen vor der Frage stehen: Was habt ihr getan?“ (Hans Scholl, zitiert in Harald Steffahn, Die Weiße Rose mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 65).
http://www.soulsaver.de/weltgeschehen/weisse_rose/
sven23 hat geschrieben:Auch Zitate Hitlers scheinen seine Gläubigkeit zu belegen, der sich als ein Werkzeug der Vorsehung betrachtete.

Jesu Liebe, das ist die Liebe, die keinen Schmerz, keinen Verzicht, kein Leiden scheut, wenn es dem anderen hilft.


Dietricher Bonhoeffer

DAS ist christlicher Geist.
„Ich tat reinen Gewissens und gläubigen Herzens meine Pflicht.“
(Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer und Massenmörder)
In Worten kann man alles bekennen – wichtig ist das gelebte Leben – nicht das eitle Gerede.

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

1. Korinther 13, Verse 1 - 3


sven23 hat geschrieben:Aber auch andere Nazi-Schergen sahen sich als Gläubige
Von den falschen Propheten: 7,15-23 15Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. 16An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? 17Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. 18Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.
......
Rembremerding

Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Rembremerding »

Pluto hat geschrieben:Ich frage mich warum man das Geheimpapier nicht veröffentlichte. Hatten die Nazis Angst die Bürger vor den Kopf zu stoßen?
Den Nazis ging es natürlich darum das Christentum auszuhöhlen und die Institution und die frei werdenden spirituellen Potentiale der Bevölkerung für ihre Ideologie zu verwenden (@closs hat das beschrieben). Dabei begann man gleich zu Anfang mit rhetorischen Mitteln in den Veröffentlichungen die Hoheit über sprachliche Definitionen zu erlangen, eine Vorgehensweise, die eine Ideologie stets demaskiert (siehe Gender).
Alle die meist von Atheisten und Kirchenfeinde (und damit Gottesfeinde) veröffentlichten Zitate von Nazi-Schergen, die deren Glauben an Gott darstellen, spiegeln in keiner Weise die tatsächliche Gesinnung dieser Menschen wider. Wer die Hintergründe beleuchten will, darf gerade bei totalitären Regimen nicht die öffentlichen Verlautbarungen allein betrachten, sondern muss die Papiere würdigen, die quasi "hinter den Kulissen" kursieren.

Mit offenen Visier kämpfte von Anfang an die Kirche gegen die Nazis. Ich zitiere eine Stellungnahme der Bischöfe der Kölner Kirchenprovinz zur nationalsozialistischen Bewegung vom 05.03.1931, also fast zwei Jahre vor der Machtergreifung Hitlers:

„In Übereinstimmung mit einem Wort der bayerischen Oberhirten warnen wir im tiefen Ernst vor dem Nationalsozialismus, ‚so lange und so weit er kulturpolitische Auffassungen kundgibt, die mit der katholischen Lehre nicht vereinbar sind‘. Ausdrücklich machen wir uns als besondere Begründung dieser Warnung die Ausführung des Hochwürdigsten Herrn Kardinals und Erzbischofs von Breslau zu eigen, der in seinem ‚Offenen Mahnwort zur Jahreswende‘ schreibt: ‚Wir katholischen Christen kennen keine Rassenreligion, sondern nur Christi weltbeherrschende Offenbarung, die für alle Völker den gleichen Glaubensschatz, die gleichen Gebote und Heilseinrichtungen gebracht hat. Möge jedes Volk und jeder Stamm alles Edle seiner Eigenart in diesem Reiche des Königs Christus voll und ganz zur Entfaltung bringen‘, und weiter: ‚Wir Katholiken kennen kein nationales Kirchengebilde. Katholisch heißt allgemein. Ein Hirt und eine Herde rings auf dem Erdkreise: das ist der Grundplan des Reiches Christi, feierlich verkündigt vor seinem Kreuzestode. – Ein Hirt und eine Herde, das ist zugleich die Weihe des geistigen Bandes, das in der Völkerfamilie herrscht und durch keinerlei irdische Differenzen und Interessenskämpfe gelockert werden kann.“

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Queequeg
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg »

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich frage mich warum man das Geheimpapier nicht veröffentlichte. Hatten die Nazis Angst die Bürger vor den Kopf zu stoßen?
Den Nazis ging es natürlich darum das Christentum auszuhöhlen und die Institution und die frei werdenden spirituellen Potentiale der Bevölkerung für ihre Ideologie zu verwenden (@closs hat das beschrieben). Dabei begann man gleich zu Anfang mit rhetorischen Mitteln in den Veröffentlichungen die Hoheit über sprachliche Definitionen zu erlangen, eine Vorgehensweise, die eine Ideologie stets demaskiert (siehe Gender).
Mit Verlaub, das Christentum, gerade in Deutschland, vom einfachen "Volkschristen" bis zu den "höheren" Kirchenvertretern ging mit den Faschisten Hand in Hand.

Dazu bedarf es keiner Polemik, dazu bedarf es dann Fakten und Dokumente.

5.4.1937 - Der leitende Arzt der evangelischen Neuendettelsauer Fürsorgeheime, der Lutheraner Dr. Rudolph Boekh, über die Diskussion zur Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens: "Diese Verzerrung des menschlichen Antlitzes" sei "dem Schöpfer zurückzugeben".
Und weiter zitiert: "Die Entscheidung, ob ein Mensch vernichtet werden soll, steht allein dem Mann zu, der unter Berufung auf den Schöpfer die Gewalt in seiner Hand hat ... Das kann und darf allein der Führer"
(zit. nach Klee, Die SA Jesu Christi, a.a.O., S. 180).

1937 - Der bekannte evangelische Theologieprofessor Werner Elert fordert die biologische Reinhaltung deutschen Blutes: "Es braucht kaum hinzugefügt werden, dass der Christ aus diesem Grunde, gerade weil er sich hier dem Schöpfer verpflichtet weiß, mit entschlossenem Ernst auch für die biologische Reinhaltung des deutschen Blutes einzusetzen hat, die heute durch unsere Gesetzgebung gefordert und gefördert wird"
(zit. nach Mensing, a.a.O., S. 68 f.).

1937 - Auch die beiden später prominenten Kirchenführer Otto Dibelius (Ratsvorsitzender der EKD von 1949-1961) und Martin Niemöller (Präsident der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau 1947-1966) fordern in ihrem Buch Wir rufen Deutschland zu Gott die Reinhaltung des Blutes: Im Eingangskapitel heißt es zunächst über Italien: "Der Faschismus hat von Anfang an eine positive Einstellung zum Christentum genommen" (S. 13). Und dann weiter über die Deutschen: "Dass wir der Stimme unseres Blutes treu bleiben und damit Gottes Willen erfüllen - darauf kommt es an. Das bedeutet zunächst, dass wir unser Blut rein halten" (S. 26, zit. nach idea-spektrum Nr. 32/33/2006).

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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg »

Machen wir weiter, mit Fakten und Dokumenten, aus der deutschen Geschichte, wohlgemerkt.

1937 - Der evangelisch-lutherische Kreisdekan und Oberkirchenrat D. Otto Bezzel aus Bayreuth, der der Bekennenden Kirche und dem Führungsstab Meisers in München angehört, fordert in einer Predigt in der Erlöserkirche in Bamberg: "Die Juden sind die Zerstörer und gehören hinausgepeitscht"
(zit. nach Evangelisches Sonntagsblatt in Bayern Nr. 42/1988, S. 15).

Wir halten uns dabei vor Augen, das hier von den Kanzeln, von den Kanzeln gepredigt wurde. Aber weiter:

Nachdem am 10.10.1937 ein Pfarrer bei einem "Bekenntnisgottesdienst" der "Bekennenden Kirche" predigt, dass "Ehen zwischen Juden und Ariern Sünde seien", tritt der Deutsche jüdischer Herkunft, der mit einer Deutschen "arischer" Herkunft verheiratet ist und mit ihr drei gemeinsame Kinder hat, aus der Kirche aus.
(Vollnhals, a.a.O., S. 245).

Zu Beginn des Jahres 1937 hatte Landesbischof Meiser {sic!] sein Gutachten zur Judenfrage von 1926 erneut versenden lassen. Darin wendet auch er sich deutlich gegen Ehen zwischen Deutschen und Juden. Meiser wörtlich: "Gott hat jedem Volk seine völkische Eigenart und seine rassischen Besonderheiten doch nicht dazu gegeben, damit es seine völkische Prägung in rassisch unterwertige Mischlingsbildungen auflösen lässt.
Das vollständige Gutachten im Original ist nachzulesen bei Eberhard Röhm / Jörg Thierfelder, Juden-Christen-Deutsche 1, Stuttgart 1990, S. 350-362.

August 1937 - Der Vertreter des Landesbischofs der Bremischen Evangelischen Kirche ruft dazu auf, Aktivitäten von Zeugen Jehovas umgehend an die Gestapo zu melden
( Inge Marßolek / René Ott, Bremen im Dritten Reich, Bremen 1986, S. 495, Anm. 105; zit. nach Garbe, a.a.O., S. 10).

Wird fortgesetzt
Queequeg
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Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg »

Und weiter geht es, mit den Zeugnissen und Dokumenten deutscher Geschichte:

Ab 1938 - Juden können nicht mehr Mitglieder der Evangelischen Kirche werden. Der kirchliche Arierparagraph wird in den meisten evangelischen Kirchen auch auf die bloße Mitgliedschaft ausgedehnt (in Thüringen z. B. ab dem 10.2.1939). Das evangelische Programm der "Judenmission" wird damit allmählich eingestellt. In evangelischen Landeskirchen wird stattdessen damit begonnen, evangelisch getaufte Juden auszuschließen.

18.5.1938 - Landesbischof Meiser erlässt aufgrund des kirchlichen "Ermächtigungsgesetzes" von 1933 freiwillig und ohne dazu gedrängt zu werden ein Kirchengesetz über den Treue-Eid der Pfarrer auf Adolf Hitler.
Das Kirchengesetz lautet: Die Pfarrer der bayerischen Landeskirche haben als Träger eines öffentlichen Amtes folgenden Eid zu leisten: ´Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe ...
"Das Gesetz tritt sofort in Kraft. Ev.- Luth. Landeskirchenrat; D. Meiser."

23.11.1938 - Landesbischof Martin Sasse aus Eisenach schreibt auf Seite 2 im Vorwort seiner Neuauflage von Martin Luthers Schrift Von den Juden und ihren Lügen mit dem Titel Martin Luther über die Juden - Weg mit ihnen! (Freiburg 1938)
"Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volke wird zur Sühne für die Ermordung des Gesandtschaftsrates vom Rath durch Judenhand die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiete im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottgesegnete Kampf des Führers zur völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt ... In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden ..."

Anmerkung zu diesem fleißigen Landesbischof: Von der Schrift werden 150.000 Stück verkauft. Die Schrift Luthers Von den Juden und ihren Lügen erfährt auch durch andere Neuauflagen zahlreiche Verbreitung, z. B. durch die Volksausgabe von Hans-Ludolf Parisius. Luther fordert darin z. B. das Verbrennen der Synagogen, das Zusammenfassen der Juden in Lagern, die Zwangsarbeit und Todesstrafen bei öffentlicher Religionsausübung.

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