Hallo „SilverBullet“...
Erstmal danke für Deine Mühe und ich hätte gern früher reagiert, aber es ist mir schwer gefallen, mich dazu aufzuraffen..
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 29. Dez 2020, 12:09
Mit der Formulierung "phänomenales Bewusstsein" bringst du quasi eine "Geist"-Behauptung ins Spiel.
Du hättest ja auch nur "Bewusstsein" sagen können.
Geist oder Bewusstsein - das sind Worte. Und Worte haben die Bedeutung, die man in sie hinein projiziert. Viele Menschen verstehen unter dem Geist einfach nur den Verstand. Bewusstsein ist m.E. irreführend. Es wird meistens gebraucht in Z. mit dem Verstand. Was man weiß, das prägt die Wahrnehmung und die Weltanschauung. Man kann die Welt mit unterschiedlichen „Augen“ sehen. Aber die andere Bedeutung meint das „Sein“. Das „ich bin“.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 29. Dez 2020, 12:09
Der Anspruch von "Geist" ist die Nicht-Körperlichkeit - sprich: es soll nicht der Körper sein.
Dem widerspreche ich. Denken existiert für mich in unterschiedlicher Form. Im Alltagsbewusstsein ist man mit dem Körper verbunden und benutzt diesen auf allen Ebenen. Auch das Denken ist dann ein Vorgang, der im Gehirn stattfindet. Auch die normalen Träume sind etwas, das im Gehirn abläuft. Ich teile nicht die Ansicht, dass diese „geistigen“ Vorgänge nichts mit dem Körper zu tun haben.
Aber ich glaube auch an ein anderes, ein „höheres“ Denken, das ausserhalb des Körpers, ausserhalb des Gehirn existiert. Ich glaube, dass wir zu weit komplexeren Denkvorgängen im Stande sind, wenn wir als das, was wir im Grunde genommen sind, wenn der Körper abgezogen wird, existieren.
Du denkst nun, dass es kein „Ich“ ohne den Körper mehr gibt, geben kann, richtig? Da liegt wohl der Punkt, worin wir uns unterscheiden.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 29. Dez 2020, 12:09
Am Ende des Tages lautet dann das Argument "das kann der Körper nicht" oder allgemein "das kann Materie nicht".
Ich sehe es eben anders. Der Körper kann sehr wohl denken, fühlen, träumen, imaginieren.... Wir denken durch die Materie. Wir fühlen durch die Materie. Wir träumen durch Materie. Aber wir „sind“ nicht der Körper sondern wir „benutzen“ ihn, indem wir denken, fühlen, träumen, imaginieren.
Es ist aber eine sehr primitive Form des Denkens und so weiter. Im Vergleich zu dem, was noch in uns verborgen ist.
Zitat, Eben Alexander, „Blick in die Ewigkeit“, S.71:
Die Gedanken drangen direkt in mich ein. Aber es waren keine Gedanken, wie wir sie auf der Erde haben. Sie waren nicht vage, immateriell oder abstrakt. Diese Gedanken waren massiv und unmittelbar - heisser als Feuer und nasser als Wasser - und während ich sie empfing, war ich auf der Stelle und ohne jede Anstrengung in der Lage, Konzepte zu begreifen, für deren Verständnis ich in meinem irdischen Leben Jahre gebraucht hätte.
Seite 117:
Um zu verstehen, wie das Gehirn unseren Zugang zum Wissen über die höheren Welten tatsächlich blockieren könnte, müssen wir - zumindest hypothetisch und für den Moment - akzeptieren, dass das Gehirn selbst kein Bewusstsein hervorbringt. Es ist vielmehr eine Art reduzierendes Ventil oder ein Filter, der das grössere, nicht physische Bewusstsein, das wir in den nicht körperlichen Welten besitzen, für die Dauer unseres sterblichen Lebens in seiner Kapazität einschränkt.
Seite 123:
Das Denken zu erleben, das sich ausserhalb des Gehirns abspielt, bedeutet, in eine Welt der unmittelbaren Vebindungen einzutreten, die das gewöhnliche Denken (die Aspekte, die durch das physische Gehirn und die Geschwindigkeit des Lichts eingeschränkt werden) wie einen hoffnungslos schläfrigen und schleppenden Vorgang aussehen lassen.
Seite 161:
Mein Bewusstsein, mein wahres Selbst bahnte sich den Weg zurück in den viel zu engen und einschränkenden Anzug der physischen Existenz mit seinen raum-zeitlichen Grenzen, seinem linearen Denken und seiner Beschränkung auf die verbale Kommunikation - Dinge, die ich bis vor einer Woche für den einzigen Existenzmodus gehalten hatte, die sich jetzt aber als ausserordentlich sperrige Einrichtung erwiesen.
Seite 176:
Das Ultra-Reale
Man kann sich auf zwei Arten irren. Indem man glaubt, was nicht wahr ist. Oder indem man sich weigert zu glauben, was wahr ist. Søren Kierkegaard (1813–1855)
In allen meinen Niederschriften tauchte ein Wort immer und immer wieder auf: real. Vor meinem Koma war mir nie aufgefallen, wie trügerisch dieses Wort sein kann. Sowohl an der Medizinischen Hochschule als auch in der Schule des gesunden Menschenverstands, die man Leben nennt, war mir beigebracht worden, dass etwas entweder real ist (ein Autounfall, ein Football-Spiel, ein belegtes Brot auf dem Tisch vor einem) oder eben nicht. In meinen Jahren als Neurochirurg war ich vielen Menschen begegnet, die an Halluzinationen litten. Ich glaubte zu wissen, wie absolut erschreckend nicht reale Phänomene für diejenigen sein können, die sie erleben. Und in den wenigen Tagen meiner ICU-Psychose hatte ich selbst Gelegenheit, ein paar beeindruckend realistische Albträume zu erleben. Sobald sie jedoch vorüber waren, erkannte ich diese Albträume sehr schnell als die Wahnvorstellungen, die sie waren: vom Gehirn, das sich alle Mühe gab, seine Funktion wieder aufzunehmen, durch Verschaltungen erzeugte neuronale Trugbilder. Während ich im Koma lag, hatte mein Gehirn aber nicht nur unzureichend gearbeitet. Es hatte überhaupt nicht gearbeitet. Der Teil meines Gehirns, der, wie ich in den Jahren an der Medizinischen Hochschule gelernt hatte, für den inneren Aufbau der Welt verantwortlich war, in der ich lebte und mich bewegte, und dafür, dass ich die Rohdaten, die über meine Sinnesorgane hereinkamen, zu einem sinnvollen Universum zusammensetzen konnte, dieser Teil meines Gehirns war am Ende. Und dennoch war ich am Leben und bei Bewusstsein, wirklich bei Bewusstsein in einem Universum, das vor allem von Liebe, Bewusstheit und Realität geprägt war. (Da war es wieder, dieses Wort.) Diese Tatsache war für mich einfach unbestreitbar. Ich wusste es so unzweifelhaft, dass es wehtat. Was ich erlebt hatte, war realer als das Haus, in dem ich saß, oder die Holzscheite, die im Kamin brannten. Doch das medizinisch-wissenschaftlich geprägte Weltbild, für dessen Erwerb ich viele Jahre gebraucht hatte, ließ keinen Platz für diese Realität. Wie konnte ich genug Raum schaffen, sodass diese beiden Realitäten koexistieren konnten?