lovetrail hat geschrieben: ↑Mi 28. Apr 2021, 19:57
Aber nehmen wir an, man hat einen Menschen zeitlebens schlecht behandelt. Freilich war das eingebunden in ein allgemein egoistisches System. Aber man wird diese Taten dann im Gericht bereuen, denke ich. Man hätte ja auch anders handeln können, bzw man hätte sich durch die Annahme Jesu verwandeln lassen können.
Mit wachsender geistlicher Erkenntnis wird man bereuen - natürlich. - Aus meiner Sicht ist das der eigentliche Grund fürs "Gericht": Erkennen und bereuen - und sicherlich auch unter dem nachträglich leiden, was man im Nachhinein erkannt hat.
Persönliches Beispiel: Ich hatte mal in meinen ganz jungen Jahren ein Verhältnis mit einer etwa Gleichaltrigen, das nach kurzer Zeit auseinander ging - warum auch immer (Gründe sind also in dieser Sache irrelevant, weil das Ergebnis unabhängig davon ist - man kann sich also nicht rausreden). - Nach sehr langer Zeit habe ich erfahren, dass meine damalige Geliebte nach der Trennung in ein tiefes Loch fiel und sehr gelitten hat. - Das tut mir echt heute noch leid, aber: Das war mir damals von Entstehung bis Beendigung dieser Beziehung nicht bewusst.
Das heißt: Eigentlich ist "Sünde" das, was Leid macht, und "Gericht" das, was Leid aufdeckt - und den Leidmachenden ins Leid mit einbezieht. Das ist vollkommen unabhängig davon, ob man mit irgendwelchen Begriffen wie "Entscheidung", "Wille" und "Weils" kommt - das Leid ist da. - Die sündige Welt ist das, welches mit Leid verbunden ist - man kommt nicht raus. Man kommt nicht mal raus, wenn man sich ein Leben lang einschließt, um ja kein Leid zu erwirken - denn selbst dann ist man an Leid mitschuldig, weil man bestehendes Leid bei anderen nicht gelindert hat.
"Gericht" ist dabei das, was all die bewussten und unbewussten Sünden, also Leidmacher, aufdeckt - also sozusagen das Leid hin zu Jesus hin öffnet und abfließen lässt. Das aber geht nur, wenn man Sünden bereut, was nur möglich ist, wenn einem bewusst ist, dass man (im obigen Sinn) Sünder ist. - Insofern gehen bei mir alle Lampen an, wenn Christen gelegentlich behaupten, sie seien durch ihren Glauben ohne Sünde.