....und hier teil 3
Der Geist Gottes entspricht vielleicht dem zeitgmässen, charismatischen Trend sich "vom-Geist-bewegt" zu fühlen, sich gar nicht mit der von Gott inspirierten Schrift auseinandersetzen zu wollen. Viele fühlen sich entweder berufen oder vom Geist Gottes gelehrt.
Ein Trugschluss, da sich die vielen Glaubensgemeinschaften in ihren Kernaussagen nicht selten eklatant widersprechen. Was ist dran, am "Geist"?
Greifbar und doch nicht greifbar, unsichtbar und mächtig, wie energiegeladene Luft, wie der Wind oder ein Hauch, lebenswichtig wie die Luft, die man einatmet: so haben sich die Menschen vergangener Zeit vielfach den "Geist" [hebr. ruach, griech. pneuma] vorgestellt. "Geist" biblisch verstanden meint – im Gegensatz zu "Fleisch" – die von Gott ausgehende Kraft oder Macht. Die unsichtbare Gotteskraft und Gottesmacht, welche schöpferisch oder auch zerstörerisch, zum Leben oder zum Gericht, in der Geschichte oder in der Schöpfung wirksam ist.
Der heilige Geist ("heilig" wird im Urtext übrigens nicht gross geschrieben) wird vom unheiligen Geist des Menschen und seiner Welt unterschieden. Er ist niemand anderes als Gott selbst, sofern er den Menschen nahe ist als die ergreifende, nicht aber greifbare, die schenkende, nicht aber verfügbare, die lebenschaffende, aber auch richtende Macht und Kraft.
Der heilige Geist ist kein Drittes, keine weitere Person zwischen Gott und Mensch, sondern die persönliche Nähe Gottes zu den Menschen. Viele Missverständnisse über den heiligen Geist stammen wohl daher, dass man ihn mythologisch von Gott trennt und verselbständigt. Der heilige Geist ist nicht eine eigene Kraft, sondern immer Kraft und Geschenk Gottes, der weht, wo und wann er will. Niemand besitzt den Geist zur Rechtfertigung einer Kirchenlehre oder eines Dogmas, aber jeder darf immer wieder neu darum bitten.
Der urchristliche Glaube wurde verändert Gott schafft Heil durch Jesus im Geist. Es geht um die richtige Zuordnung der biblischen Begriffe. Natürlich wird man nie eine umfassende Gotteserkenntnis erfahren, da Er über allem erhaben ist und Seine Gedanken nicht unsere Gedanken sind.
Gehen wir zurück an die Anfänge der biblischen Erzählung. Es wird deutlich, dass sich der Gott des Wortes grundlegend von den Göttern anderer Völker unterscheidet. Zu Beginn der Geschichte Israels bemängelte Gott das Verhalten seines Volkes, dessen Bestreben es war, die religösen Rituale anderer Völker nachzuahmen – besonders wenn es um die Verehrung ihres Gottes ging:
"Wenn der HERR, dein Gott, die Nationen ausrottet, zu denen du kommst, um sie vor dir zu vertreiben, und du vertreibst sie und wohnst in ihrem Land, so hüte dich, dass du dich ja nicht verführen lässt, [es] ihnen nach[zutun], nachdem sie vor dir vernichtet sind, und dass du nicht nach ihren Göttern fragst, indem du sagst: Wie dienten diese Nationen ihren Göttern? Auch ich will es so tun! Dem HERRN, deinem Gott, sollst du so [etwas] nicht antun. Denn alles, [was] dem HERRN ein Greuel [ist], was er hasst, haben sie für ihre Götter getan ..." (5. Mose 12:29-31, vgl. Jeremia 10)
Umso erstaunlicher ist es zu erfahren, dass die Vorstellung von der Dreieinigkeit Gottes auf persisch-hellenistisch-römischen und somit heidnischen Gottesvorstellungen beruht, die in kirchlichen Dogmen fortgeführt wurden.
Das gesamte Neue Testament zeigt, dass das Urchristentum in der apostolischen Zeit die Lehre von der "Dreieinigkeit" Gottes nicht kannte. Paulus warnte insbesondere vor der Philosophie, die seine Botschaft relativierte. Das war teilweise vergebens – etwa ab dem zweiten Jahrhundert wuchs der Anteil griechisch-christlicher Philosophen, deren Interpretationen die christliche Lehre beeinflussten.
Origenes (185-253) aus dem ägyptischen Alexandrien, der Stadt der Wissenschaft, schuf das erste Modell einer wissenschaftlichen Theologie. Er strebte eine Versöhnung von Christen- und Griechentum an.
Zu Beginn glaubten die Urgemeinden: 1. Dass der gekreuzigte Mensch Jesus von Gott zu neuem Leben erweckt worden war und als Messias über die Erde herrschen wird, und 2., dass Gott, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs auch der Gott ist, den Jesus seinen Vater nannte.
Nach dem Untergang Jerusalems (ca. 70 n. Chr.) geriet jenes ursprüngliche Bekenntnis mehr und mehr ins Hintertreffen. Theologische Dispute des dritten Jahrhunderts drehten sich weniger um die Rechts- und Machtstellung Jesu Christi, als vielmehr seine philosophisch verstandene Abkunft. Begriffe wie: Wesen, Natur, Substanz, Hypostase bekamen wachsende Bedeutung.
In Religionen und Philosophien der damaligen Zeit, empfand man eine Art Faszination für die Zahl drei, so dass sich der Gedanke an eine innergöttliche Dreiheit auch für die christliche Theologie geradezu aufdrängte:
- eine Vielfalt in einer geschlossen-geordneten Einheit (Primzahl 3),
- "magische" Zahl 3 in Mythen, in der Kunst, der Musik, der Literatur, aber auch im Alltag,
- wegen der "Dreigottheiten" nicht nur des alten Babyloniens und Ägyptens, Indiens und Chinas, sondern vor allem auch im hellenistischen Bereich: in Delphi, im Dionysos-Kult, in der Asklepios-Religion, im Kaiserkult; den metaphysischen Triaden in der Gnosis.
Die Trinitäts-Lehre ist das Ergebnis der Dogmenentwicklung seit dem Konzil zu Nicäa, im Jahre 325 nach Christus. Das Dogma von der Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit oder Trinität (das Wort stammt aus dem dritten und die klassische Formulierung der Lehre aus dem vierten Jahrhundert) wird von der einen Richtung als ein zentrales Glaubensthema des Christentums herausgestellt (so auch von Luther übernommen) aber von der anderen Seite als schriftfremde Spekulation abgelehnt. Während des Konzils zu Nicäa wurde das Dreieinigkeitsdogma mit folgenden Worten definiert:
"... Jesus Christus, den Sohn Gottes, aus dem Vater gezeugt, den Einziggeborenen, das heißt aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrhaftigen Gott aus wahrhaftigen Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch den alle Dinge geworden sind ..." ("Epochen der Dogmengeschichte", Bernhard Lohse)
Zusammengefasst wird die trinitarische Lehre im Atanasianischen Glaubensbekenntnis des vierten bis sechsten Jahrhunderts wie folgt:
"... Wir verehren den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit, ohne Vermengung der Personen und ohne Trennung der Wesenheit ... Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät ... So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott, und doch sind es nicht drei Götter, sondern es ist nur ein Gott ... Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, sondern alle drei Personen sind gleich ewig und gleich gross ... Wir müssen glauben und bekennen, dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist ... vollkommener Gott, vollkommener Mensch ..."
Viele Christen legen heute keinen großen Wert auf derartige Dogmen, die vor hunderten von Jahren von Gelehrten der Kirche formuliert wurden; wichtiger sind ihnen die Aussagen der Bibel als dem Wort Gottes. Von einer Dreieinigkeit ist dort zwar nichts zu lesen, allein die Vorstellung von einer Dreieinigkeit Gottes bleibt fest in den Köpfen der Menschen verankert. Wie kann das sein?
Für die älteren Geschwister im Glauben – die Juden – stellt der Dreieinigkeitsglaube eine Verfälschung ihres Gottesglaubens dar.
Für all jene, die sich Christen nennen, sind die Worte Jesu der Massstab des richtigen Gottesverständnisses. Jesus Christus wies in seinem hohepriesterlichen Gebet auf die Auswirkung des urchristlichen Verständnisses hin als er sagte:
"Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen!" Johannes 17:3
Gruss Hiskia
![Herz oben hell :Herz2:](./images/smilies/Herz%20klein%202%20oben%20hell.png)