"Unschärfen" in Bibeltexten?

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Helmuth
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 23. Jan 2022, 17:19 Fakt ist, dass in 5. Mose 10 eine Rede von Mose an das Volk verzeichnet ist, die mindestens schon in 5. Mose 5 beginnt. Hier erzählt er nur über den zurückliegenden Tod von Aaaron. Aarons Tod passiert hier nicht.
Wenn man aufmerksam liest, dann erkennt man, dass die Verse 6 - 9 ein Einschub sind, die mit der Rede des Mose vom Kontext her gar nicht zusammenpassen. Mose beginnt eine Rede bzgl. der steineren Tafeln, die durch die Verse 6 - 9 unterbrochen werden, die mit Vers 10 fortgesetzt wird.

Der Einschub passt vom Kontext her nicht dazu. Und es passen kontextuell auch die Verse 6 - 7 und 8 - 9 nicht zusammen. Da ist m.E. den späteren Redakteuren ein Pallerwatsch passiert. Verfolgt man den Reiszug Israels ist es wahrscheinlicher, dass Aaron nicht im selben Jahr wie Mose starb.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Es ist noch komplizierter. In der Rede, die schon bei Kapitel 5 anfängt, schiebt er wiederum ab Kapitel 9,26 eine frühere Rede rein. Was nach dem Einschub, wie du es nennst, von Kapitel 10,6-9 weiter geht, ist nicht ein Wiederaufgriff von Vers 5 an, denn dass Mose zweimal 40 Tage auf dem Berg Horeb war, das hat er bereits in Kapitel 9 gesagt. Er meint hier wohl eher, dass er auch auf dem Berg Hor 40 Tage blieb, nachdem Aaron verstorben war, wie es in 4. Mose 20 schon berichtet wird.
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Helmuth
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 23. Jan 2022, 19:52 Was nach dem Einschub, wie du es nennst, von Kapitel 10,6-9 weiter geht, ist nicht ein Wiederaufgriff von Vers 5 an, denn dass Mose zweimal 40 Tage auf dem Berg Horeb war, das hat er bereits in Kapitel 9 gesagt.
Ja, wie auch immer, es ist hier eine eindeutige Unschäfte im AT vorhanden. Was ich hier vermitteln will ist, dass wir das nicht weiter auflösen können, denn dazu fehlen uns weitere Fakten. Wenn uns hier Juden das NT zerlegen wollen, weil auch 70 und 75 nicht dasslebe ist, dann könnte man das nun auch mit der gesamente Thora.

Beides ist nicht statthaft, weil sich damit kein einziger Beleg zu einem unumstößlichen Fakt ändert. Das zeigt nun mal den Faktor Mensch bei der Niederschrift. Der oberste Fakt ist, dass Jesus die Erfüllung etlicher AT-Weissungen und der von Gott gesandte Erlöser und Messias ist. Hier gibt es keine Unschärfe, denn das lehrt uns auch der HG.

Und noch was: Man muss auch etwas mehr Intelligenz aufbringen, um hier eine kompetete Aussage zu tätigen die Falschheit von Angaben nachzuweisen und auch eine Berichtigung zwanghaft vorbringen zu wollen. Für mich sind beide Motivation nicht lauter, weder die Schriften damit unheilig zu reden noch sie falsch zu verteidigen, d.h sie falsch heiligen.
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Larson
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Larson »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 23. Jan 2022, 02:07 1.Mose 12,3 Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!
Und weitere…
Es lässt sich natürlich alles interpretieren, du könntest das auch eine andere grosse Religion anwenden….
Nun, wo ist denn der Segen geblieben, oder was will man da hineininterpretieren?
Ist es dann daraus berechtigt, aus einem Menschen einen Gott zu machen, eine der Tenach fremde und konträre Theologie? Ist es berechtigt, aus dieser Theologie eine neue Opfertheologie zu erstellen (ich will nun mal nicht sagen „erfinden“), welche so nirgends in der Tenach erwähnt wird?
So ist es dann die geheime Lehre des Paulus, und was daraus gemacht worden ist.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 07:24 Und noch was: Man muss auch etwas mehr Intelligenz aufbringen, um hier eine kompetete Aussage zu tätigen die Falschheit von Angaben nachzuweisen und auch eine Berichtigung zwanghaft vorbringen zu wollen. Für mich sind beide Motivation nicht lauter, weder die Schriften damit unheilig zu reden noch sie falsch zu verteidigen, d.h sie falsch heiligen
Eigentlich ist es aber gut, wenn man auf schwierige Textstellen hinweist. Das tat ich ja auch in einem anderen Beitrag : viewtopic.php?f=10&t=7020

Mir gehts aber auf keinen Fall darum, Jesus bloßzustellen und die Schrift zu diskreditieren.
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Larson hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 10:52 Nun, wo ist denn der Segen geblieben, oder was will man da hineininterpretieren?
Letztlich geht es wohl um die Auferstehung zum Ewigen Leben. Der Segen an alle Nationen bedeutet ja auch nicht zwangsläufig der Segen für Jeden Einzelnen der jemals lebte. Dass hier Nationen und nicht Individuen erwähnt werden, hat wohl einen besonderen Grund.
Larson hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 10:52 Ist es dann daraus berechtigt, aus einem Menschen einen Gott zu machen, eine der Tenach fremde und konträre Theologie? Ist es berechtigt, aus dieser Theologie eine neue Opfertheologie zu erstellen (ich will nun mal nicht sagen „erfinden“), welche so nirgends in der Tenach erwähnt wird?
So ist es dann die geheime Lehre des Paulus, und was daraus gemacht worden ist.
Opfertheologie und Jesus als Gott, das ist nicht das, was ich eifrig vertrete. Ich bin da eher vorsichtig mit solchen Definitionen.
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Larson
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Larson »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:53 Letztlich geht es wohl um die Auferstehung zum Ewigen Leben.
Geht es letztlich darum, und nicht um das hier und jetzt?
Hat da der Mensch beim Bestreben auf das Jenseitige nicht das Diesseitige aus dem Blickwinkel verloren?
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Larson hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 17:07 Geht es letztlich darum, und nicht um das hier und jetzt?
Hat da der Mensch beim Bestreben auf das Jenseitige nicht das Diesseitige aus dem Blickwinkel verloren?
Beides hängt ja voneinander ab. Ab man am Ewigen Leben teilhat, wie man in diesem Leben gelebt hat, und wie man dieses Leben lebt, ob man an das Ewige Leben glaubt. Auch davon spricht Paulus. Wenn es keine Auferstehung zum Ewigen Leben gibt, dann lasst uns heute fressen und saufen, denn morgen sind wir tot.
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Larson
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Larson »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 17:15 Wenn es keine Auferstehung zum Ewigen Leben gibt, dann lasst uns heute fressen und saufen, denn morgen sind wir tot.
So eine "entweder oder" Logik des Paulus?

Hmm…. Also geben mir meine Lieben und Bekannten keinen Anlass zu einer solchen Schlussfolgerung. Und es gibt da viele, welche „nicht glauben“, und trotzdem einen guten Lebenswandel haben.
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Larson hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 17:22 So eine "entweder oder" Logik des Paulus?
Ja, als Gegenargument gegen die Kritiker der Auferstehung. U.A. gehörten ja auch die Sadduzäer zu den Leugnern. Entsprechend "irdisch" haben sie dann auch gelebt. Die Pharisäer glaubten zwar an die Auferstehung, werden in den Evangelien aber als geldliebend bezeichnet. Sie waren dann wohl vielleicht keine Leugner, aber praktische Zweifler mit einer bigotten Lebensweise.

Larson hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 17:22 Und es gibt da viele, welche „nicht glauben“, und trotzdem einen guten Lebenswandel haben.
Vielleicht glauben sie ja doch tief im Herzen. Dieser Glaube ist nicht unbedingt etwas, das man offen reflektieren und konzeptuell erarbeiten muss. Intellektuell besetzen tun uns eher unsere Vorstellungen und Narrative vom Tod.
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