Re: Logik und Erkenntnis
Verfasst: Di 14. Feb 2023, 13:16
wir brechen andauernd die naturgesetze, z.b. wenn wir uns ohne fremdeinwirkung nicht gleichförmig bewegen...nennt sich intention 

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Ganz heiß.Das klingt in der Tat in Deinem Sinne.Claymore hat geschrieben: ↑So 5. Feb 2023, 21:37Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik besser fortkommen, wenn wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten. -- Immanuel Kant
Ich denke schon. Aber dazu kommen wir noch.Meint er das auch außerhalb der Metaphysik, also in den weltlichen Dingen?
Es ging hier um Verursachung im Allgemeinen. Die kausale Ordnung ist etwas, das wir nach Kant in die Welt hineinlegen.Moment: Was die Ursache der Dinge "IST", ist das eine. Ob das, was wir als Ursache vermuten, damit übereinstimmt, wissen wir nicht unbedingt.
Nein!! Nach Kant erkennt und erschafft der Mensch die Moral:Das ist doch exakt der Nachweis, dass Kant NICHT anthropozentrisch ist. Denn er sagt damit, dass "sittliches Handeln" keine anthropozentrische Größe sui generis ist, sondern eine Ableitung von dem, was wirklich das Zentrum ist, welches außerhalb des Anthropos ist.
Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft hat geschrieben:Hier ist nun wohl zu merken, daß diese moralische Notwendigkeit subjektiv, d.i. Bedürfnis, und nicht objektiv, d.i. selbst Pflicht sei; denn es kann gar keine Pflicht geben, die Existenz eines Dinges anzunehmen (weil dieses bloß den theoretischen Gebrauch der Vernunft angeht). Auch wird hierunter nicht verstanden, daß die Annehmung des Daseins Gottes, als eines Grundes aller Verbindlichkeit überhaupt, notwendig sei (denn dieser beruht, wie hinreichend bewiesen worden, lediglich auf der Autonomie der Vernunft selbst).
Kant meint, dass jedes Vernunftwesen das moralische Gesetz selbst erkennen kann und auch befolgen soll. Es geht ihm hier also um eine "Perfektionierung" der Moral. Wir sollen nach der Verwirklichung des höchsten Gutes streben, wo Sittlichkeit und Glückseligkeit zusammenfällt. Weil wir danach streben sollen, sollen wir annehmen, dass es möglich ist. Möglich ist es aber nur mit Gott.Sowohl Ursprung als auch Telos - richtig. Aber das zeigt doch, dass Ursprung und Telos gerade NICHT im Anthropozentrismus liegen. Natürlich bedarf es des Menschen, um den Weg zum Zentrum/Telos zu gehen - aber diesen Weg zum Zentrum/Telos/Gott zu gehen, ist doch nicht Anthropozentrismus. Was ist das für ein Denken?
Wie viel simpler soll ich es denn noch formulieren??Und dann schreibst Du:Ich rätsele immer noch, welche Voraus-Setzung Du genau hast, damit Du eine Sache so auf den Kopf stellen kannst. Gibt doch mal ein Beispiel, was NICHT anthropozentrisch ist.
Der große Bogen bei Kant und Descartes ist: Ursprung und Zielpunkt ist der Anthropos.Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Feb 2023, 00:42Sowohl Kant als auch Descartes haben gelegentlich Schlussfolgerungen gezogen, die auch ich nicht teile. Aber Du kannst doch nicht mit Korinthenkackerei-Gestüpfel den großen Bogen außer Kraft setzen, der bei beiden zwar unterschiedlich ist, aber gemeinsam hat, dass Ursprung und Zielpunkt eben NICHT der Anthropos ist, sondern Gott.
Der menschlichen Vernunft, von der man heute annimmt, dass sie auf einem verbesserten Affengehirn basiert und für die "Mittelwelt" angepasst ist, der traut man nicht allzu viel zu, was die Erkenntnis des Seins angeht. Das ist doch das zentrale Argument, warum man Philosophie im Gegensatz zur Naturwissenschaft als weitestgehend überflüssig ansieht.Heute dagegen negiert man in der Regel alles, was der menschlichen Vernunft und Methodik übergeordnet ist, macht also das zum Maßstab, was man im Rahmen seiner Möglichkeiten versteht, was also der Mensch versteht. DAS ist Anthropozentrismus.
Du wiederum würdest vermutlich darauf beharren, dass die modernen Philosophien NICHT anthropozentrisch sind, nicht wahr?
Tiere waren natürlich immer Nahrungsquelle. Aber archaische Kulturen, Jäger-Sammler-Gesellschaften haben doch wenigstens Tiere als ethisches Subjekt wahrgenommen und versuchten ihnen nicht unnötig Leid zuzufügen.
Descartes hat viele Vivisektionen durchgeführt. Er folterte meist Hunde und Kaninchen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Wenn diese unter Schmerzen aufjaulten und schrien, sagte er den Zuschauern, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, da es sich hier nur um einen mechanischen Reflex handelt.Rene Descartes hat geschrieben:Da die Kunst die Natur kopiert und Menschen verschiedene Automaten herstellen können, die sich ohne Nachdenken bewegen, erscheint es vernünftig, dass die Natur ihre eigenen Automaten hervorbringt, die viel prächtiger sind als die künstlichen. Diese natürlichen Automaten sind die Tiere.
Das ist dann die praktische Umsetzung. Aber die Rechtfertigung, den philosophischen Unterbau dafür haben u. a. Kant und Descartes geliefert.
Klar - wer denn sonst? - Aber das ist doch nicht die Frage. Die Frage ist, ob der Mensch mit seiner Ordnung etwas Gefundenes oder Erfundenes abbilden will. Ersteres ist (zumindest traditionell) theozentrisch, zweiteres ist anthropozentrisch.
Eben. Der Mensch soll etwas über-menschlich Existierendes erkennen und befolgen - unter anderem dadurch, dass er die sich daraus ableitende kausale Ordnung in die Welt hineinlegt. Das Hineinlegen ist also ein sekundärer Akt des Umsetzens einer primären Sache.
Theologisch versteht man "Vernunft" als Teil Gottes. - Natürlich kann der Mensch jede Art von Ordnung erfinden und einführen. Das Entscheidende ist, ob sich dies versteht als Selbstverwirklichung des Anthros oder als Umsetzungsverpflichtung eines Höheren.
So kann man es im anthropozentrischen 21. Jh. verstehen. Aber man kann es auch genau umgekehrt verstehen, bspw: Da beide alles, was sie taten, als Umsetzung des göttlichen Willens verstanden, waren sie das Gegenteil von anthropozentrisch. Nichts als eine Perspektivenfrage.
Richtig. Aber das macht einen doch nicht zum Anthropozentriker. Anthropozentrisch ist man dann, wenn für das, was man erfährt und denkt, das Ich die letztliche Orientierungsgröße ist und nicht etwas über uns.
Solche Antworten zeigen mir, vor der Voraus-Setzungs-Haken bei Dir ist.
Auch so ein Tick, alles extrem ins Allgemeine zu spielen, dass das wesentliche verloren geht und schreckliche Positionen ganz harmlos wirken. Aber das nervt nur. Reinfallen tut darauf niemand.Hiob hat geschrieben: ↑Do 23. Feb 2023, 01:33 Auch dass sie Tiere nicht als das ansahen, was man christlich "ebenbildlich" nennt, muss nichts mit Verachtung oder Anthropozentrik zu tun haben - WENN man den Menschen als einziges Lebewesen versteht, das cogito-mäßig nach Gott fragen kann (das muss nicht einmal intellektuell gemeint sein).
Wenn "Tiere sind Automaten, die nichts empfinden und die ich lebendig sezieren darf" nicht Anthropozentrismus ist, was ist Anthropozentrismus denn BITTE dann?Claymore hat geschrieben: ↑Mi 22. Feb 2023, 20:58Das absolute Maximum an Tierverachtung wurde jedoch bei Descartes erreicht. Er sprach Tieren schlicht ab, dass sie überhaupt etwas fühlen können.Descartes hat viele Vivisektionen durchgeführt. Er folterte meist Hunde und Kaninchen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Wenn diese unter Schmerzen aufjaulten und schrien, sagte er den Zuschauern, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, da es sich hier nur um einen mechanischen Reflex handelt.Rene Descartes hat geschrieben:Da die Kunst die Natur kopiert und Menschen verschiedene Automaten herstellen können, die sich ohne Nachdenken bewegen, erscheint es vernünftig, dass die Natur ihre eigenen Automaten hervorbringt, die viel prächtiger sind als die künstlichen. Diese natürlichen Automaten sind die Tiere.
Das sind die Früchte des Neusprech seit dem 20. Jh.
Das Wesentliche IST das Allgemeine. Man muss doch die Maxime verstehen, um Einzelfälle beurteilen zu können.
Du verwechselst wieder die Person Descartes mit dem, was seine Philosophie ist. Der Begriff Anthropozentrismus entscheidet sich daran, ob man als letztgültige Orientierungs-Größe den Menschen oder Gott versteht.
Ich kann Kant zustimmen. Die Moral entsteht aus der Erkenntnis Derjenige, der mir gegenübersteht, ist ein Mensch wie ich.Claymore hat geschrieben: ↑Di 21. Feb 2023, 23:19 Nein!! Nach Kant erkennt und erschafft der Mensch die Moral:
Kant meint, dass jedes Vernunftwesen das moralische Gesetz selbst erkennen kann und auch befolgen soll. Es geht ihm hier also um eine "Perfektionierung" der Moral. Wir sollen nach der Verwirklichung des höchsten Gutes streben, wo Sittlichkeit und Glückseligkeit zusammenfällt. Weil wir danach streben sollen, sollen wir annehmen, dass es möglich ist. Möglich ist es aber nur mit Gott.
Das ist "anthropozentrisch", weil hier Moral ohne Gott möglich und erkennbar ist, aber Gott dann immer noch als Zugpferd für die Perfektionierung der Moral eingespannt wird.
Das gleiche Schema findet sich bei Descartes, nur wird da Gott zur Sicherheit der Erkenntnis eingespannt.
Beide Ansätze sind in sich zerrissen. Sie gehen von dem Menschen als Ursprung aus und setzen als Telos den Menschen und seine Bedürfnisse. Gott wird dem ganzen dann sekundär untergeordnet, als eine Art Zugpferd.