Spice hat geschrieben: ↑Sa 3. Dez 2022, 17:58
Na ja. Das sind alles keine Gründe, um sich nicht mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.
Nein, das sage ich auch nicht. Aber Experten in einem Fach wie Thomas Nagel sind nun einmal Experten, denen man - nicht blindlings, aber grundsätzlich - hinsichtlich ihres Erkenntnisinteresses zunächst einmal vertrauen darf. Es gibt einfach keine guten Gründe, Experten auf einem Gebiet nicht grundsätzlich zu vertrauen, was nicht heißt, dass sie sich nicht irren können.
Thomas Nagel ist kein Wissenschaftler sondern ein (sehr bedeutender) Philosoph. Wissenschaftlich ist er auch Laie, aber das Buch wurde wahrscheinlich noch mal von einem Biologen gegengelesen.
...
Also flach und unoriginell, vulgo Zeitverschwendung sind.
Wobei Sam Harris es hinbekommen hat ein Buch zu schreiben (The Moral Landscape), dass all das erfüllt, obwohl er Philosophie studiert hat.
Also, der Text, den ich verlinkte, ist alles andere als "flach und unorginell". Ich finde, es ist das Genialste, dass in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurde!
Re: Warum wir vor dem Tod keine Angst haben müssen
Verfasst: So 4. Dez 2022, 08:30
von Spice
Thaddäus hat geschrieben: ↑Sa 3. Dez 2022, 19:14Es gibt ein Geheimnis um den Tod, das uns Angst macht. Es heißt, niemand weiß, was geschieht, wenn wir sterben. Aber ich weiß es, und ich werde es euch verraten . Einfach nur so, ohne, dass ihr dafür etwas bezahlen müsst und ohne dass ich verlange, dass ihr dafür etwas Merkwürdiges glauben sollt. Ich verrate es euch als das schönste Geheimnis des Lebens.
Wenn wir sterben, dann wird es so sein ...
Es wird so sein, wie wenn ein Regentropfen in ein aufschäumendes Meer fällt, von dem er immer schon ein Teil war, bevor er ein Regentropfen wurde!
Wir alle sind Regentropfen, aber Regentropfen, die wissen, dass sie Regentropfen sind. Und wenn wir sterben werden, dann werden wir fallen ins Bodenlose.
Das ist es, was uns Angst macht.
Aber wir fallen als Tropfen des Lebens am Ende in das schäumende Meer derjenigen, die vor uns als unsere Ahnen in diesem so unbegreiflichen Kosmos gestorben sind und die nach uns als Kinder, Enkel und Urenkel noch in diesem unbegreiflichen Kosmos sterben werden und wir fallen einfach IN DIESEN KOSMOS, IN DIESES ALLES, IN DAS SEIN.
Es werden alle Menschen sein, die uns empfangen werden, wenn wir tot sind. Auch die, die man nicht mögen mag. Aber auch die, die wir lieben. Aber sie alle werden alles sein,der Kosmos, das Ganze, die Sterne, aus denen wir entstanden sind.
Warum das so sein wird? Weil wir faktisch aus Sternenstaub bestehen und wir Menschen unseren Blick zu den Sternen erheben können und damit dorthin, woher wir kommen. Und in diesem Augenblick wendet dieser gewaltige Kosmos seinen Blick auf sich selbst und versteht, was er selbst seinem Wesen nach ist.
Weshalb so kleine Schrift? Offenbar kommt man auch als Materialist nicht ohne tröstliche Vorstellungen aus. Wer hat dir das "Geheimnis" eröffnet?
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 09:05
von Claymore
Spice hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 08:29
Also, der Text, den ich verlinkte, ist alles andere als "flach und unorginell". Ich finde, es ist das Genialste, dass in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurde!
Ist möglich. Ich hab ihn nicht gelesen.
Spice hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 08:30Weshalb so kleine Schrift? Offenbar kommt man auch als Materialist nicht ohne tröstliche Vorstellungen aus. Wer hat dir das "Geheimnis" eröffnet?
Ich hab keine Ahnung, was an der Vorstellung, dass unsere Materie recycelt wird, so tröstlich sein soll. Auch wenn man das noch so poetisch formuliert.
Spice hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 08:30Es wird so sein, wie wenn ein Regentropfen in ein aufschäumendes Meer fällt, von dem er immer schon ein Teil war, bevor er ein Regentropfen wurde!
Wenn's nur buchstäblich so wäre. Ist aber nicht so. Deswegen ist Reiniger von Wohnungen mit Leichenfund oder Tatorten auch ein belastender Beruf.
Spice hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 08:29
Also, der Text, den ich verlinkte, ist alles andere als "flach und unorginell". Ich finde, es ist das Genialste, dass in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurde!
Ist möglich. Ich hab ihn nicht gelesen.
Dann solltest du es unbedingt tun!
Spice hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 08:30Es wird so sein, wie wenn ein Regentropfen in ein aufschäumendes Meer fällt, von dem er immer schon ein Teil war, bevor er ein Regentropfen wurde!
Wenn's nur buchstäblich so wäre. Ist aber nicht so. Deswegen ist Reiniger von Wohnungen mit Leichenfund oder Tatorten auch ein belastender Beruf.
Es wird so sein, wie wenn ein Regentropfen in ein aufschäumendes Meer fällt, von dem er immer schon ein Teil war, bevor er ein Regentropfen wurde!
Wenn's nur buchstäblich so wäre. Ist aber nicht so. Deswegen ist Reiniger von Wohnungen mit Leichenfund oder Tatorten auch ein belastender Beruf.
Das Eine schließt das andere nicht aus. Als poetischer Regentropfen zurück ins Meer zu fallen, von dem er immer schon ein Teil war, schließt nicht aus, dass dies mit sehr ekligen Umständen verbunden sein kann, schließlich entleeren sich Blase und Darm, wenn man gestorben ist oder wenn man Todesangst erlebt.
Die Metapher des Regentropfens, der zurück ins Meer fällt, aus dem er kommt, stammt nicht von mir, sondern gehört zu einem langen Endmonolog der Figur Erin Greene über das, was passiert, wenn wir sterben, der sich mit meinen philosophischen Überzeugungen weitgehend deckt. Es ist die große ending scene der Horrorserie MIDNIGHT MASS des Autors und Regisseurs Mike Flanagan, bei der es um einen Vampir geht, der auf einer us-amerikanischen Insel mit Hilfe des dortigen Priesters eine religiöse Vampir-Sekte gründet. In dieser Monolog-Szene hat der Vampir Erin tödlich am Hals verletzt und sie ist dabei zu sterben. Während sie stirbt, erinnert sie sich an eine Situation mit ihrem Freund Riley Flynn, in der sie ihm offenbart, was geschieht, wenn wir sterben. Dieser Monolog stellt inhaltlich eine Art naturphilosophischer Metaphysik dar, die gar nicht so weit von Schellings Naturphilosophie entfernt, hier aber moderner formuliert ist.
Der Ausschnitt ist in Englisch und möglicherweise nichts für zu zarte Gemüter. Aber er ist genau das Richtige für den Sonntagmorgen als würdiger Gottesdienstersatz.
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 10:38
von Paul
mich erinnert diese metapher an david bohms implizite ordnung und das holomovement, heißt, die implizite ordnung ist kreativ aktiv, panta rhei
kurz, alles was es so gibt, materie, energie, knickerbocker glory, sogar die zeit oder meinetwegen auch der urknall ist eine explizite manifestation der impliziten ordnung
man könnte auch sagen, die vorstellung vom ozean als urgrund allen seins ist ein ziemlich mächtiger archetyp
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 10:41
von Spice
Paul hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 10:38
man könnte auch sagen, die vorstellung vom ozean als urgrund allen seins ist ein ziemlich mächtiger archetyp
Es ist aber Unsinn zu behaupten in ihn verginge man bewusstlos.
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 10:45
von Thaddäus
Spice hat geschrieben: ↑Sa 3. Dez 2022, 19:02
Wenn dein Geist, Gefühle usw. mehr als Materie sein sollten, dann kann Materie nicht die Grundlage von diesen sein. Und weshalb sollten Sterne durch dich hindurch sehen?
1)
Menschen sind nicht nur bewusstse Tiere, sie sind sich darüber hinaus bewusst, bewusst zu sein. Sie produzieren als Menschen unaufhörlich Unmengen von geistigen Inhalte (wie z.B. hier an dieser Stelle), die andere zur Kenntnis nehmen und verstehen können. Sie produzieren Gedanken und Vorstellungen (die nicht dasselbe sind, da Gedanken wahr oder falsch sein können, Vorstellungen jedoch nicht!), was offensichtlich zu ihren zentralen Fähigkeiten als Lebewesen auf diesem Planeten gehört.
Hierfür benötigen sie ihren physischen Körper und insbesondere ihr Gehirn. Stirbt der Körper, sind diese menschlichen Eigenschaften nicht mehr feststellbar und wird das Gehirn beschädigt oder unter Drogen gesetzt, verändern sich Bewusstsein, Denken, Gefühle und Selbst unter Umständen massiv. Unser Körper und unser Gehirn sind augenscheinlich eine notwenige physische Voraussetzung unserer geistigen Fähigkeiten, jedenfalls gibt es keine nachweisbaren geistigen Fähigkeiten ohne sie.
Dennoch sind die physischen Grundlagen unseres Denkens und Fühlens nicht identisch mit diesen. Die Aussage: "Auf einer Skala von 1 bis 10 habe ich Schmerzen im Bauch der Stärke 8" ist nicht identisch mit der Aussage:"Meine C-Nervenfasern befinden sich in einem Erregungszustand der Bereiche meines zerebralen Schmerzzentrums aktiviert." Die erste Antwort ist eine qualitative, mit der der Arzt etwas anfangen kann bei der Bewertung der Stärke meiner Schmerzen. Das zweite ist eine physiologisch (halbwegs) korrekte Beschreibung was geschieht, wenn ich Schmerzen erlebe.
"Ich betrachte fokussiert Licht der Wellennlänge so und so" ist eine andere Aussage als: "Dieser Sonnenaufgang ist wunderschön" und sie tragen unterschiedliche Informationen.
2)
Durch meine Augen sieht das Universum sich selbst an. Das materielle Universum hat mich hervorgebracht. Dass mein Körper aus Atomen besteht, die in Sonnen ausgebrütet wurden, die als Supernovae explodiert sind ist keine poetische Methapher, es ist buchstäblich so: Wir sind in diesem Sinne tatsächlich "Sternenstaub". Ich bin ein Geschöpf dieses Kosmos, welches Sehen und Denken kann. Wenn ich in den Sternenhimmel schaue, dann betrachtet sich dieser Kosmos DURCH MICH selbst. Und wenn ich in diesem Augenblick denke, dass mein physischer Körper letztlich von dort von den Sternen herkommt, dann denkt das der Kosmos durch mein Gehirn, deren Neuronen ebenfalls zuletzt aus Atomen und Molekülen besteht, über sich selbst.
Weil es thematisch passt und so schön ist: Hier die beeindruckende Computervisualisierung eines realen denkenden Gehirns.
Es handelt sich um das Forschungsprojekt "Glass Brain":
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 10:57
von Paul
bei hegel ist es übrigens der weltgeist, der sich seiner selbst bewusst werden will
Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: So 4. Dez 2022, 11:00
von Spice
Paul hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 10:57
bei hegel ist es übrigens der weltgeist, der sich selbst bewusst werden
Bei Reichelt ist es das Leben an sich, was auch vernünfiger ist, denn ein Geist kann ja auch nur lebendig sein. Lies mal die ersten Seiten des links!