Wer und was ist die Kirche?

Rund um Bibel und Glaube
helena
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Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von helena »

Faust hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 06:05 Die Heiligung des Menschen bzw. die Theosis („Vergöttlichung“), wie es die orthodoxen Christen nennen, ist ein sehr langwieriger Prozess.
:thumbup: heilig werden dauert, ist aber eine schöne, manchmal harte Lebensaufgabe, man kann seine Mitte entdecken,das absolut Andere seines Selbst erfahren und feststellen, dass Startpunkt und Ziel identisch sind.

Madeleine Delbrel (1904-1964) sagt dazu:

Ich will das,
was du willst
ohne mich zu fragen
ob ich es kann
ohne mich zu fragen
ob ich Lust darauf habe
ohne mich zu fragen
ob ich es will

Erstaunliche Worte, sie war 20 Jahre alt, als sie das schrieb. Es sind auch die Worte, die ich zur Firmung von unserem Pater mit auf meinen Lebensweg bekam.

Schönen Tag an alle!
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lovetrail
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Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von lovetrail »

Faust hat geschrieben: Die Heiligung des Menschen bzw. die Theosis („Vergöttlichung“), wie es die orthodoxen Christen nennen, ist ein sehr langwieriger Prozess.
Angesichts der massiven Verfolgung, Folterung und Tötung von Millionen Menschen, darunter auch vielen Christen, welche die sogenannte "katholische" Kirche auf ihr Konto zu verbuchen hat, ist diese obige Behauptung wohl nur mehr als Hohn zu verstehen.

Hat die katholische Kirche eigentlich jemals dafür Busse getan? So weit ich weiß, sieht sie das auch heute noch nicht als geschehenes Unrecht an.
(Und ja, die protestantische Kirche hat diesbezüglich auch einiges am Kerbholz).

Wenn die Bibel hierbei von einem fortschreitenden Prozess spricht, dann in dem Sinne, dass der Abfall immer mehr offensichtlich wird, auf dass schließlich der Sohn des Verderbens selbst die Bühne betritt und sich in den Tempel Gottes setzt.
Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die große Hure gerichtet, welche die Erde mit ihrer Unzucht verdarb, und er hat das Blut seiner Knechte an ihr gerächt. Und zum zweiten Mal sprachen sie: Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offb.19,2-3. Elb.)
Dass niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart worden ist, der Sohn des Verderbens;
der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, dass er Gott sei (2. Thess.2,3-4. Elb.)
LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
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Bonnie
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Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Bonnie »

*gelöscht*
falscher Fehler :lol:
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.
Hebräer 11,1
Faust

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Faust »

helena hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 06:51
Faust hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 06:05 Die Heiligung des Menschen bzw. die Theosis („Vergöttlichung“), wie es die orthodoxen Christen nennen, ist ein sehr langwieriger Prozess.
:thumbup: heilig werden dauert, ist aber eine schöne, manchmal harte Lebensaufgabe, man kann seine Mitte entdecken,das absolut Andere seines Selbst erfahren und feststellen, dass Startpunkt und Ziel identisch sind.

Madeleine Delbrel (1904-1964) sagt dazu:

Ich will das,
was du willst
ohne mich zu fragen
ob ich es kann
ohne mich zu fragen
ob ich Lust darauf habe
ohne mich zu fragen
ob ich es will

Erstaunliche Worte, sie war 20 Jahre alt, als sie das schrieb. Es sind auch die Worte, die ich zur Firmung von unserem Pater mit auf meinen Lebensweg bekam.
Ahh, Du bist immer ein Lichtblick, liebe Helena :Herz: Mich freut es, dass du auf Madeleine Delbrel verweist, denn sie ist eine weitgehend unbekannte Mystikerin. Habe von ihr das Buch Deine Augen in unseren Augen Sie ging an die Ränder, an die Peripherie und hat ihr Leben mit den Armen geteilt, weswegen sie die „Mystikerin von der Straße“ genannt wird. Nach dem Vorbild Jesu versuchte sie ganz bei Gott und zugleich ganz bei den Menschen zu sein. Eine ganz und gar liebenswerte und bemerkenswerte Person, die durch ihr Beispiel zeigt, wie eine lebendige Kirche aussieht, die wirklich dem Vorbild Jesu nachfolgt.
Schönen Tag an alle!
Möge der Himmel seine Wunder und Segnungen über dich ergießen :thumbup:
Faust

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: Di 14. Mai 2019, 08:08
Faust hat geschrieben: Di 14. Mai 2019, 07:30 Gleichwertigkeit von Mann und Frau bedeutet nicht unbedingt Gleichheit der Funktionen.
Man kann bei diesen Diskussionen immer wieder feststellen, dass es um Erlangung von Macht geht. In dem man das Frauenpriestertum, den Predigtdienst von Frauen etc. verlangt, will man an einer vermeintlichen sich daraus resultierenden Macht partizipieren.
Natürlich hat der sündhafte Mensch dies manchmal dazu verwendet, aber das ist nicht Gottes Wille. Etwa Priester und Prediger sind Diener der Dienenden. Nur Frauen können bestimmte Funktionen in der Kirche erfüllen, denn es gibt auch eine typische weibliche Mystik.
Z.B. Paulus hat klar unterschiedliche Funktionen in der Kirche benannt, die nicht jeder gleichermaßen auszuüben hat, sondern der Hl. Geist vergibt. Deshalb wird in der Kirche auch vom gemeinsamen Priestertum gesprochen und nicht vom allgemeinen (alle können alles).

Servus :wave:

Meiner Ansicht nach, bewegen wir uns derzeit auf den Scheitelpunkt einer neuen Reformation zu, eine spirituelle Renaissance und Bewusstseinsrevolution bahnt sich an und das wird zweifellos die Gestalt von Glaube und Kirche in der Zukunft tiefgreifend wandeln. Ich denke auch, dass die Kirche der Zukunft den Frauen mehr Raum geben sollte - und sie sollte geprägt sein von Toleranz, Offenheit und Mut. Im Zeitalter einer global vernetzten Welt können Christen nicht mehr dem Dialog mit anderen Religionen ausweichen. Wir könnten unser Zeitalter darum auch das interspirituelle Zeitalter nennen. Wie muss die Kirche der Zukunft aussehen, um dem gerecht zu werden? Ich weiß, es gibt wesentlich einfachere Fragen, als diese, aber vielleicht fallen dir dazu ein paar sinnvolle Gedanken ein :D
Rembremerding

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 09:54
... wird zweifellos die Gestalt von Glaube und Kirche in der Zukunft tiefgreifend wandeln.
Glaube und Kirche wird sich nicht ändern, ja darf sich nicht ändern, denn beides liegt außerhalb der Befugnis des Menschen. Denn das eine kommt von Christus und beinhaltet ihn, das andere ist Christus.
Im Zeitalter einer global vernetzten Welt können Christen nicht mehr dem Dialog mit anderen Religionen ausweichen.
Das hat nichts mit dieser Zeit zu tun. Die Kirche hat diesen Dialog schon immer geführt, als Beispiel sei nur Franz von Assisi oder Franz-Xaver genannt. Auch dafür wird sie von christlichen Geschwistern kritisiert.
Wir könnten unser Zeitalter darum auch das interspirituelle Zeitalter nennen. Wie muss die Kirche der Zukunft aussehen, um dem gerecht zu werden?
Nach Karl Rahner: "Der Christ von morgen werde entweder ein Mystiker sein oder er werde gar nicht sein."
Hier in Europa ist eine theozentrische Wende notwendig, in der Weltkirche weniger.
Das bedeutet auch, dass Christen in Europa es immer mehr aushalten müssen an den gesellschaftlichen Rand gedrängt zu werden. Dabei werden Konfessionen immer unwichtiger werden.
Hiob
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Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 11:35 Nach Karl Rahner: "Der Christ von morgen werde entweder ein Mystiker sein oder er werde gar nicht sein."
Welch ein Weitblickling. :clap:
Rembremerding hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 11:35 Hier in Europa ist eine theozentrische Wende notwendig, in der Weltkirche weniger.
So ist es. - Vielleicht ist es mal fällig, dass der nächste Papst aus Afrika kommt.
Faust

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 11:35Das hat nichts mit dieser Zeit zu tun. Die Kirche hat diesen Dialog schon immer geführt, als Beispiel sei nur Franz von Assisi oder Franz-Xaver genannt. Auch dafür wird sie von christlichen Geschwistern kritisiert
Ja, vor ungefähr 800 Jahren, im Spätsommer des Jahres 1219, traf der heilige Franz von Assisi den Sultan al-Kamil. So gesehen ist der interreligiöse Dialog ein Bestandteil der christlichen Tradition. Christsein ist im wahrsten Sinne des Wortes immer eine dialogische Existenzform. Wie könnte es anders sein, wenn das Christentum im Kern eine Religion der Liebe ist? Die Zerrformen des Christentums, die kaum oder gar keine Liebe mehr in sich tragen und darum auch nicht mehr zum Dialog fähig sind, sind eher ein Christentum ohne Christus.



Nach Karl Rahner: "Der Christ von morgen werde entweder ein Mystiker sein oder er werde gar nicht sein." Hier in Europa ist eine theozentrische Wende notwendig
Macht Sinn für mich. Doch kannst du den Gedanken noch weiter ausführen und erklären? In welcher Beziehung steht die christliche Mystik zu den anderen spirituellen Traditionen? Der Kerngedanke der Inkarnation besteht darin, dass Gott in Jesus Christus die Welt und die Menschlichkeit vollkommen annimmt. In ihm kommt die Vereinigung von Geist und Materie, Göttlichkeit und Menschlichkeit zum Ausdruck.
Rembremerding

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 12:09 Vielleicht ist es mal fällig, dass der nächste Papst aus Afrika kommt.
In der Kirche wirkt auch in dieser Hinsicht sicherlich der Hl. Geist, betrachtet man die drei letzten Päpste. Mit JP II ein Papst, der maßgeblich am Untergang des Kommunismus beteiligt war und damit an der Wiedervereinigung. Dann mit B16 ein exzellenter Theologe, dessen Schriften mit ihrem Tiefgang erst nach und nach einwirken und nun den ersten Südamerikaner, der die Not der Armen, der Schöpfung vorzüglich der größeren Barmherzigkeit und Liebe Gottes anheim stellt. Und als Nichteuropäer ohne Vorbehalte Menschenschuld und Satan benennen darf.
Rembremerding

Re: Wer und was ist die Kirche?

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: Mi 15. Mai 2019, 12:18 In welcher Beziehung steht die christliche Mystik zu den anderen spirituellen Traditionen?
Durch Christus ist Beziehung, d.h. wer im Sohn ist, der die Welt erschaffen, ist in seine Beziehung zur Welt und anderen Menschen miteinbezogen.
Es gibt viele Wege zum Sohn, jedoch nur einen zum Vater - Jesus, der Weg. Und darauf basiert die christliche Mystik. Gott hat sich im Sohn zum Menschen hinabgebeugt, in dem er inkarniert, und zieht ihn durch ihn zu sich. Die christliche Mystik kann also nie ein Strecken hinauf zum Höheren sein, sondern stets ein Empfangen des Göttlichen.

Die Beziehung zu anderen spirituellen Traditionen liegt also einerseits in der allumfassenden Weisheit, die Jesus ist, und die in Teilen überall dort zu finden ist, wo sie gesucht. Andererseits schenkt die innige erwiderte Liebesbeziehung zu Christus auch dessen Weite.

Christliche Mystik wird durch das Alpha und Omega in sich vereint, andere spirituelle Traditionen wissen um und suchen nach dieser Vereinigung.

Nikolaus von Kues:
„Der Bau der Welt ist daher so, als hätte sie überall ihr Zentrum und nirgends eine Peripherie, denn Umkreis und Zentrum ist Gott, der überall und nirgends ist.“

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