Zum Glück ist die Bibel eine heilige Schrift, also ein mehrdimensionaler, vielseitig deutbarer Weisheitstext und nicht nur ein profanes Telefonbuch, welches nur eine Lesart zulässt. Darum kann und darf die Bibel ganz und gar unterschiedlich gelesen werden. Sachlich gesprochen: es gibt eine Reihe von Textstellen, die vom Standpunkt der Reinkarnationslehre interpretiert werden können. Wenn die Bibel davon spricht, dass der Mensch erntet, was er sät, dann macht das in Verknüpfung mit der Reinkarnation sehr viel Sinn. Im Thomasevangelium spricht Jesus von Nazareth über die Seelenwanderung:
„Jesus sprach: Heute, wenn Ihr Euer Ebenbild seht, freut Ihr Euch. Wenn Ihr aber Eure Bilder seht, die vor Euch geworden sind, wie viel werdet Ihr ertragen?“ (Thomasevangelium, Vers 84)
Diese Schrift gehört zu den apokryphen Schriften, den frühchristlichen Schriften, die nicht in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen wurden, aber das macht sie nicht wertlos und bedeutungslos. Sie erweitern ganz sicher den Spielraum der möglichen Bibelauslegung. Das Gesetz von Saat und Ernte ist klar: entweder geht eine „Saat“ noch in diesem Leben auf, im Jenseits oder in einem weiteren irdischen Leben. Schon Origines vermutete, dass es ein Auf- und Niedersteigen der Seelen in mehrfachen Erdenleben gibt.
Das Weltbild des Origenes kann in Kurzform so beschrieben werden: Der Ursprung aller Wesen geht von Gott und nichtmateriellen harmonischen Lichtwelten aus. Die von Gott gegebene geistige Freiheit verbunden mit Schöpfungskraft führen bei einem Teil der Wesen zu Abweichungen vom Schöpfungsplan. Je disharmonischer die Schöpfungen werden, desto enger führt der göttliche Plan die Geschöpfe. In den extremsten Abweichungen, das heißt in der tiefsten Stufe des Falles, werden die ursprünglichen Engel zu Dämonen. Die materielle Welt (erst hier setzt die naturwissenschaftliche Kosmologie mit dem Urknall ein) schafft Gott als Ort der härtesten Läuterung und Bewährung. Darin inkarniert werden nach göttlichem Plan nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern primär die Rückkehrwilligen aller Fallstufen und zwar so oft, wie diese die harte Schule benötigen. Auf diesem Wege können auch aus Dämonen wieder Engel und Bewohner der harmonischen himmlischen Lichtwelten werden. Christus selbst musste als Mensch auf die Erde kommen, denn die Wiederverbindung der Abgefallenen mit Gott ist nicht möglich, ohne dass ihnen der Weg dahin vermittelt wird. Christus, so lehrte Origenes, zeigte uns diesen Weg mit der Substanz seiner Seele.
origenes.de: Die Lehre des Origenes | Wiedergeburt (Reinkarnation)
Das macht sehr viel Sinn für mich
Diese Welt kann als „Klassenzimmer“ verstanden werden, in dem wir lernen, die von Gott gegebene Freiheit und Schöpferkraft richtig zu verwenden. Wenn wir dazu in der Lage sind, wenn wir reife Söhne und Töchter Gottes sind, so wie es Jesus gewesen ist, dann ist die Heimkehr in die harmonische himmlische Lichtwelt möglich.