Magdalena61 hat geschrieben: ↑So 4. Okt 2020, 14:32
Wenn die Eigenverantwortlichkeit des Menschen von Gott kein Beurteilungskriterium darstellt, wozu dann die vielen Ermahnungen, Belehrungen und Gebote in der Schrift?
Weil Gott will, dass es dem Menschen gut geht. - Wenn Du Deine Kinder ermahnst und belehrst, dann doch nicht deshalb, weil sie ihre Eigenverantwortlichkeit beweisen sollen, sondern weil Du willst, dass sie das Richtige tun ("Gott/Mütter will/wollen das Beste").
Es gibt da eine Feinheit der Unterscheidung, die man auch bei Bibelübersetzungen findet - hier: Deut. 10,12
Einheitsübersetzung:
Und nun, Israel, was FORDERT Gott von Dir
Das wäre DEIN Verständnis: Gott FORDERT und der Mensch soll sich gefälligst daran halten, andererseits er gegen sein Eigenverantwortlichkeit verstößt und "gerichtet" (in DEINEM Sinne) wird.
Buber-Übersetzung:
Was HEISCHT ER, dein Gott, von Dir
Das wäre MEIN Verständnis: Gott HEISCHT, also bittet darum, dass der Mensch endlich den richtigen Weg gehe, weil es sonst für beide, Mensch und Gott, Leid gibt. - Wie die Mutter, die dem Zweijährigen eintrichtert, ja nicht auf die Herdplatte zu langen, weil es sonst für beide, Kind und Mutter, Leid gibt.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑So 4. Okt 2020, 14:32
Joh.
Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.
Jetzt komme ich wieder mit meinem dringend empfohlenen phänomenischen Lesen =:
Natürlich ist richtig, was Joh. sagt - ganz wertfrei und auch ohne Sanktionsandrohungen: Wer auf dem falschen Weg ist, in dem ist (in diesem Moment) nicht die Wahrheit. - Für diese Erkenntnis braucht man keine Begriffe wie "Wille" oder "Selbstverantwortung" - es stimmt auch so.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑So 4. Okt 2020, 14:32
Unter der Überschrift "Bibelkritik" ordne ich einen Umgang mit den Schriften ein, der die Authentizität der Bibel grundsätzlich oder in Teilen in Frage stellt bzw. komplett negiert.
Sehe ich genauso - und wieder kann man dies komplett unterschiedlich verstehen. - Bsp:
Die Genesis ist gemäß der damaligen Zeit wie ein historisches Geschehen dargestellt ("Im Jahr meinetwegen 7000 v.Chr. passierte folgendes"). - Das heißt aber nicht, dass es wirklich so geschehen ist, weil man erzählerische Formen auch ins Geistliche übersetzen kann. - Es ist also keine Negierung der Bibel, wenn man sagt:
"Vom geistlichen Gehalt NICHT in Frage gestellt, aber sehr wohl in der Bewertung der damaligen Darstellungsform in Bezug auf das Wirkliche".
Magdalena61 hat geschrieben: ↑So 4. Okt 2020, 14:32
Ich weiß, dass es nicht einfach ist, diese Sammlung von Texten als inspiriert und als verbindlich für alle Menschen anzusehen.
Dazu habe ich selber extrem lange gebraucht, eben weil das Geistliche darin so sehr chiffriert ist. Daran schließe ich meine Kritik an den Verkündigungsweisen an, die oft wörtlich ab-verkündigen, statt geistlich substantiell zu übersetzen. - Ein Laie muss das nicht können - aber SChriftgelehrte (im positiven Sinn des Wortes) und Theologen müssten es können (und tun es oft nicht).