armbanduhren

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Nobody2
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Re: armbanduhren

Beitrag von Nobody2 »

Paul hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 14:04 bevor sie erfunden wurden, hat man die zeit anders empfunden, glaube ich...was denkt ihr?
Taschenuhren sind in Deutschland in den 30er groß in Mode gewesen. Vor ihnen waren es Taschenuhren. Taschenuhren waren eher was für Männer, von den Armbanduhren hatten auch die Frauen was. Taschenuhren waren etwas "Solides" und seriös, wertig, vielleicht schlicht, elegant, raffiniert, funktionell... Armbanduhren gab es dann auch "in billig" und die waren sehr praktisch.

Die Frage.... Eine Uhr verändert das Zeitempfinden - unter Umständen. Es hängt davon ab, wie oft man die Zeit abliest. Geschieht das eher selten, erlebt man immer wieder Überraschungsmomente: "Oh, schon wieder 2,3 Stunden vorbei. Wie schnell doch die Zeit vergeht." Geschieht das eher oft, denkt man typischerweise: "Erst 15 Minuten? Was, nur 5 Minuten? Die Zeit will heute ja überhaupt nicht vergehen."

Wie oft man auf eine Uhr schaut, hängt aber sehr von der "Zeitqualität" ab. Je mehr man in eine Sache vertieft ist, desto seltener schaut man auf die Uhr. Je unkonzentrierter, oberflächlicher, desto öfter. Oder man erledigt viele kleine Aufgaben, schaut dann jedesmal, wenn eine Sache erledigt ist, dann vergeht die Zeit recht langsam gefühlt. Ist es aber eine umfangreiche Aufgabe, schaut man eher selten und die Zeit vergeht dadurch schneller gefühlt.

An der Uhr selbst liegt es also nicht nur. Entscheidend ist, was man macht, wie man es macht, wenn dann eine Uhr da ist schaut man entsprechend öfter oder seltener hin und dann wirkt sich das auf das Zeitgefühl aus. Ist keine Uhr da, schaut man nicht drauf, dann vergeht die Zeit tendentiell immer etwas schneller, auch wenn man vielleicht etwas unangenehmes macht, nicht so gut bei der Sache ist oder kleinere Aufgaben bewältig.

Allerdings kann uns nicht nur eine Uhr darauf hinweisen, dass Zeit vergangen ist. Zeit ist ein Gradmesser für Veränderungseinheiten. Wenn sich nichts verändert in einer Welt, gibt es auch keine Zeit mehr. Die Zeit besteht in der Veränderung, sie ist die Veränderung. Im Himmelreich, das diametral im Gegensatz zur materiellen Welt steht, wo alles ständig einem sehr raschen Wandel unterworfen ist, bleibt alles so, wie es ist, für immer und ewig. Daher gibt es dort auch keine Zeit. Eine Uhr ergibt dort keinen Sinn, denn die Zeiger würden sich dort niemals bewegen.

Wenn wir also bemerken, dass sich etwas verändert hat, signalisiert und das auch eine Zeitangabe. Zum Beispiel der Stand der Sonne oder des Mondes. Die daraus entstehenden Schatten, siehe Sonnenuhr. Eine brennende Kerze. Ereignisse, von denen man weiß, dass sie zu bestimmten Tageszeiten stattfinden. ZB Herr XY, der immer zur gleichen Zeit am Fenster vorbei läuft, wenn er zur Arbeit geht und von der Arbeit kommt. Also auch ohne Uhr gibt es immer wieder eine "Zeitansage".

Uhren haben natürlich die exakte Ermittlung einer Zeit ermöglicht, was für Organisation aller Art unerlässlich ist. Uhren gibt es aber schon lange. Vielleicht sogar sehr lange. In jedem Falle gibt es in Europa seit einigen hunderten Jahren sehr viele Kirchtürme mit Uhren, die alle 15 Minuten läuten und somit die Zeit ansagen. Früher bestimmt nicht ganz unwichtig. Heute natürlich überflüssig.

Vor der Smartwatch waren Uhren Instrumente zur Zeitanzeige, in erster Linie. Mechanische Uhren hatten dann unter Umständen noch ein paar Funktionen, wie Datumsanzeige, Mond, Sonne, Sterne, Stoppfunktion, Wecker, Weltzeit und so weiter. Aber es hielt sich in Grenzen. Elektronische Uhren boten dann mehr Möglichkeiten. Aber mit Smartwachtes sind sie nicht vergleichbar. So wie ein Smartphone nicht einfach ein Telefon ist, ist eine Smartwatch auch nicht einfach eine Uhr.

Die Zeitanzeige nimmt man mit, aber wenn man eine SW richtig nutzt, ist sie nicht so wichtig. Nur für die Zeit lohnt sich eine SmartWatch eigentlich nicht. Schließlich sind wir von Uhren umzingelt. Sie sind omnipräsent.

Eine Smartwatch ist ein kleiner Computer und er kann das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtern und effizienter gestalten. Sehr wichtig ist neben Standard-Anwendungen wie Stoppuhr, Timer und Taschenrechner die Möglichkeit, Erinnerungen und Termine anzuzeigen (zB Einkaufsliste) und natürlich das Lesen / Hören und Beantworten von Textnachrichten, also Mails, SMS, Messenger. Auch andere Benachrichtigungen werden so praktisch verfügbar, zB aktuelle Buchungen auf dem Konto. Diese Dinge sind alle wirklich praktisch und nützlich für jemanden, der das brauchen kann.

Das ist aber erst der Anfang. Die Uhr als Musik-Player / MP3 Player ist eine interessante Sache. Mit der Uhr am Terminal im Supermarkt zu zahlen, ist sicher auch eine gute Alternative zur Kartenzahlung. Die Erfassung, Darstellung und Auswertungen von Biodaten wie Schlafaufzeichnung (Zeiten, Zyklen, Qualität etc.), Pulsmessung, Blutsauerstoff, Kalorienverbrauch, Kalorienaufnahme etc. kann interessant und nützlich sein, wenn man seine Gewohnheiten besser kontrollieren und die Gesundheit im Blick behalten möchte. ZB können mit geeigneten Messinstrumenten wie einer Personenwaage, Messband, Blutdruckmessgerät etc. Daten erfasst, anzeigt, gespeichert, ausgewertet und sinnvoll dargestellt werden. (ZB auch für den Hausarzt)

Aber es geht noch viel viel weiter. Zeiterfassung, Kommunikation von Uhr zu Uhr "Walkie Talkie", Geräuschemissionen anzeigen, Geräte fernsteuern (zB die Smartphone Kamera oder die MP3 App), elektrische Geräte im Haus fernsteuern, überwachen (zB Thermostate, Lichter, Überwachungskamera, Sensoren), Sprachaufzeichnung, Navigation (die Uhr führt durch den Verkehr ans Ziel), Zähler und nicht zuletzt: Telefonieren am Handgelenk.

Am besten finde ich jedoch mit die "Komplikationen". Damit kann man sich auf einem Zifferblatt alle mögliche Infos anzeigen lassen, wie zB aktuelle Wetterdaten, Höhenmeter, Mondphase, vebrauchte Kalorien, gelaufene Kilometer, Umgebungstemperatur und vieles mehr. Sicher ist es auch toll, bei der Gestaltung des Zifferblattes eine größere Auswahl zu haben oder das sogar mitgestalten zu können, zB mit persönlichen Fotos und Bilder.

Smartwatches, wenn man sie wirklich benutzt wie vorgesehen, haben schon einen gewissen Wert und Nutzen und wirken sich auf den Alltag aus. Mit normalen Uhren, Armbanduhren aber nicht vergleichbar.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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Oleander
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Re: armbanduhren

Beitrag von Oleander »

Holy crap :shock: , der schreibt ja einen Roman :D
Tut mir leid, aber so viel Zeit habe ich nicht, dass alles zu lesen... :Herz2:
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Timmi

Re: armbanduhren

Beitrag von Timmi »

Oleander hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 20:06 Holy crap :shock: , der schreibt ja einen Roman :D
Tut mir leid, aber so viel Zeit habe ich nicht, dass alles zu lesen... :Herz2:
Zeit haben, Zeit nehmen, Zeit verschwenden, Zeit verlieren, was wir alles mit der Zeit machen können. Erstaunlich. :lol:
Timmi

Re: armbanduhren

Beitrag von Timmi »

Travis hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 18:52
Otto2 hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 18:33 Ach, ist ja besonders vor dem Hintergrund interessant, dass ich mich mit einem ähnlichen Thema beschäftige bzw. mit einem Thema welches auch für das Zeitgefühl eine Rolle spielt.
Ob wir in die selbe Richtung denken, weiß ich nicht. Zwei Arbeitgeber später habe ich heute nicht weniger zu tun als früher. Verändert hat sich mein Inneres. Da ich noch nicht viel darüber nachgedacht habe, kann ich derzeit kaum mehr tun, als es dankbar und staunend anzunehmen. Das Feedback das ich von Außen bekomme hilft mir dazu, alle Zweifel oder Unsicherheit im Zaum zu halten.
Die Bremse gegen alle Hetze ist die Gelassenheit. Wenn man das innerlich empfinden oder auch in einem bewußten Moment herbeiführen kann, ist man schon sehr weit.
Otto2 hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 18:48 Dabei war doch mal das Ziel (vorgeblich) durch Technisierung unserer Leben-und Arbeitswelt den Menschen auch zeitmäßig zu entlasten. Eine Utopie, wie sich herausstellt, denn stattdessen fand eine Verdichtung unseres Arbeitspensums statt.
Ja. Das uns jemand "hetzt", ist offensichtlich. Schaue ich meinen (leiblichen) Vater an, so ist er nie darüber hinweggekommen. Zeit zur Besinnung ist für ihn eine Belastung die ihn sehr unruhig macht.
Ja, leider können viele Menschen nicht mehr abschalten. Ein Fluch der modernen Zeit mit teils verheerenden Auswirkungen auf das seelische und geistige und natürlich körperliche Wohlbefinden. Eine dauerhafte Verzerrung unserer Chronobiologie ist äußerst schädlich. Nicht umsonst hat Gott den Ruhetag eingeführt, der ja immer mehr erodiert und mit alltäglichen Aktivitäten angefüllt wird. Im Grunde kann man sagen, wir leben außerhalb unserer natürlichen Gegebenheiten, wobei die Zeitmessung in Form von Leistung und Leistungsbereitschaft eine große Rolle spielt.
Indianer

Re: armbanduhren

Beitrag von Indianer »

Ohne die Zeitmesser hätten wir mehr Zeit, denke ich. Nichts wäre Just in Time, keine großartige Globalisierung, eher ländliche Kommunen/Bauernverbände.. Und das wäre gut so.
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PeB
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Re: armbanduhren

Beitrag von PeB »

Paul hat geschrieben: So 7. Mär 2021, 14:04 bevor sie erfunden wurden, hat man die zeit anders empfunden, glaube ich...was denkt ihr?
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das so.
Unser "globales" Zeitempfinden ist eine Anpassung an die Eisenbahn. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man die Ortszeiten einander angepasst, damit die Fahrpläne der Züge zuverlässig sind.
Bis dahin hatte jede Stadt, jder Ort, seine individuelle Zeit. Es konnte durchaus vorkommen, dass die Uhrzeit von einer Gemeinde zu einer Nachbargemeinde eine Stunde differierte.
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Travis
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Re: armbanduhren

Beitrag von Travis »

PeB hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 11:38 Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das so.
Es erinnert mich an ein Zitat aus Afrika. Ein Afrikaner antwortete einem Europäer auf eine Frage nach wirtschaftlicher Effektivität mit Worten wie: "Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit."
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"

הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
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Paul
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Re: armbanduhren

Beitrag von Paul »

Mich erinnert es an Bosnien, als ich noch bei meinen Großeltern mehr oder weniger im Paradies gelebt habe, kein Strom, kein fließend Wasser, noch nicht mal einen Brunnen, wir versorgten uns aus einer nahe gelegenen Quelle, wenn man dann irgendwann mal in der Ferne das Geräusch der Dampflok hörte, wusste man, es ist ungefähr teatime :mrgreen:

Worauf ich eigentlich hinauswollte, Anfang letzten Jahrhunderts, als die großen Umwälzungen in den Naturwissenschaften stattfanden, war bei vielen der beteiligten Protagonisten, ich nenne mal Einstein und Planck, die Motivation hinter ihrem Tun spiritueller Natur, denke ich. Das heißt, sie haben einen Logos in der Natur vermutet.
Inzwischen ist die Weltsicht eine andere, glaube ich, das Primat hat die Funktionalität übernommen.
Zuletzt geändert von Paul am Mo 8. Mär 2021, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
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Abischai
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Re: armbanduhren

Beitrag von Abischai »

Durch die Einbindung in ein System ist man auf Synchronisation angewiesen.
Irgend welche Einheimischen haben dort, wo Deutsche unterwegs waren denen mal entgegengehalten <Ihr habt die Uhr, wir die Zeit>, nachdenkenswert. (Ich sehen geradem Travis hat das schon zitiert)

Allerdings zeichnet sich die Arbeitsweise einer amerikanischen Firma in den Staaten von einer deutschen Firma dadurch aus, daß die Deutschen Punkt 7 auf dem Bau erscheinen und daß sie überhaupt erscheinen. Und dann arbeiten die auch um einiges zügiger. Dem Deutschen macht das so einfach mehr Laune, denke ich.

Sinnlosen Tagesablauf minutengenau pünktlich zu beginnen halte ich für psychisch gesundheitsschädlich, weil man dann so wird, und das ist nicht gut.

Allerdings muß man sich auf Terminabsprachen verlassen können: <Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Deutschen Pünktlichkeit>

Ich verabrede mich gern mit Leuten an externen Treffpunkten, da ist es dann eine Labsal, wenn ich 2 min davor und spätestens 2 danach der andere eintrudelt.

Ich bin ein "Armbanduhrenmensch", aber trage selbst seit Jahren keine mehr, weil der Schund nichts taugt, egal ob eine billige vom Trödelstand, oder eine teure aus dem Fachgeschäft, die halten wenn überhaupt ein Jahr, länger nicht. Wenn jemand eine gute Uhr empfehlen kann, bitte! Ich würde mir gern mal wieer eine richtige zulegen, aber es muß keine Rolex sein...

Ich lese die Zeit vom Handy ab, aber das ist scheußlich.

Uhren sind ein Schmuck, und sie ermöglichen mir, meine Verabredungen punktgenau einzuhalten (um der anderen willen). Es macht Freude, bei Leuten auf 500 km Anfahrt auf die Minute genau zu Klingeln, das ergibt interessante Gespräche.

Da in unserem Leben von unserem Umfeld etwas mehr verlangt wird (nicht wir, die anderen verlangen das) können wir uns nicht alle Zeit der Welt nehmen, wir müssen was schaffen.

Ruhig und "zeitlos" zu leben, geht in Deutschland nur, wenn man finanziell ausgesorgt hat und Rentner ist, sonst nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Abischai
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Re: armbanduhren

Beitrag von Abischai »

PeB hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 11:38 Bis dahin hatte jede Stadt, jder Ort, seine individuelle Zeit. Es konnte durchaus vorkommen, dass die Uhrzeit von einer Gemeinde zu einer Nachbargemeinde eine Stunde differierte.
Das ist ja eigentlich auch egal, nur durch die Interaktion mit anderen "Systemen" (Orten, Menschengruppen) ist es nötig, sich einander anzupassen.

Die Tageszeit ist vom Sonnenstand abhängig, denn den sehen alle Menschen in der Region gleich. Und die Sonnenuhr ist ein wunderbares Ding.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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