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Oleander
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Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: Fr 6. Mai 2022, 13:53 Ja, ich habe langjährige, gute Freunde, die mir ihre Hilfe angeboten haben.
Das freut mich für dich :Herz2:
Mir kam dazu eine Weisheit in den Sinn: Wahre Freunde erkennt man meist in der Not!
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Lena
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Beitrag von Lena »

Teil 3

Stefans Aussage während dieser Tage: Es ist ein Alptraum!

Montag, 4. April - Freitag, 8. April Mittags: Stefan geht ins Geschäft.
Am Freitag Nachmittag ist er im Bett.
OnPaC kommt vorbei und ruft den Hausarzt an und stellt auf Laut.
Er will, dass Stefan sofort ins Spital geht.
Es könnte der eingesetzte Stent sein, meint er.
Uns war bewusst, dass bei dieser OP die Gefahr innerer Blutung besteht.
Doch Stefan schüttelt den Kopf.
Der Arzt meint: Er wusste immer was er will.
Er ist zurechnungsfähig.
OnPaC bringt Notfall-Box zu uns, damit alle möglichen Medis hier bei
uns sind und Stefan so sofort durch onPaC geholfen werden kann.
Tag und Nacht. Sie sind ja in 15 Minuten hier.

Samstag, 9. April
Im Bett. Uebelkeit. Druck des Tumors.
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Lena
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Beitrag von Lena »

Teil 4

Sonntag, 10. April

Stefan eröffnet mir am Mittagstisch, dass er sich fürs Sterbefasten
entschieden habe. Und dass er alle Medis absetzen werde. Also nichts mehr
gegen zu hohen Blutdruck. Keine Diabetes Tabletten und kein Insulin. Auch kein
Blutverdünner. Einfach nichts mehr.
Stunden später verschwindet die Uebelkeit und der Druck im Bauch.

Stefan fühlt starke Hitze im Körper wegen der Vergiftung.
Wir kühlen mit nassen Tüchern. Als ich ihm den Nacken wasche sagt er:
Das tut sooo gut.
Ich denke an das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus.

Montag, 11.April

OnPaC telefoniert dem Arzt im Zimmer von Stefan und stellt auf Laut.
Arzt rät Stefan das Sterbefasten ab. Das sei nicht so einfach und könne
lange gehen. Er dürfe kein Insulin mehr spritzen. Er müsse die Finger
lassen davon. Er möchte eine Schriftliche Erklärung von Stefan,
dass all das was er macht und unterlässt, seinem Willen entspricht.

Ein Freund ruft aus dem Engadin an, er wolle Stefan besuchen.
Stefan will niemanden mehr sehen. Er fühlt sich schwach.
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Kingdom
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Beitrag von Kingdom »

Lena hat geschrieben: Do 5. Mai 2022, 18:25 Mein Ehemann ist am 12.4.22 gestorben.

Lena ich wünsche Dir viel Kraft, Frieden und Berührung von unserem Herrn und Heiland in dieser Trauerzeit. Lass Dir die Zeit schenken von Ihm, wo du wirklich in die Ruhe kommst und Zeit findest für die Tränen.

Lg Kingdom
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Magdalena61
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Beitrag von Magdalena61 »

Lena hat geschrieben: Do 5. Mai 2022, 18:25 Mein Ehemann ist am 12.4.22 gestorben.
Liebe Lena, ich bete für dich.
Wir können nicht verhindern, dass du durch dieses Tal gehen musst. Aber unsere Gebete sollen dich tragen.

47 Jahre zusammen--

Er ist nicht fort, Lena. Er ist dir nur vorausgegangen.

Wie stand er zu Jesus? (Bitte nicht böse sein, wenn ich das frage-- ich brauche diese Info, damit ich meine Konsultationen mit dem Höchsten danach ausrichten kann)
LG
God bless you all for what you all have done for me.
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Lena
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Beitrag von Lena »

Lieber Kingdom
Danke vielmals für deine guten Wünsche.

Danke, liebe Magdalena für deine Gebete.

Ich weiss nicht wie mein Mann zu Jesus stand. Er hat Gott nie Vater genannt.
Er wollte das nach dem Tod alles zu Ende ist.
Menschen die ihn kannten, finden nur gute Worte für ihn.
Ich weiss es nicht.
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Lena
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Re: Marias befinden

Beitrag von Lena »

Teil 5

Dienstag, 12. April

Stefan steht im Bad und atmet sehr, so dass der Brustkorb
stark auf und ab geht. Er will sich rasieren. Will es selber machen.
Kann fast nicht stehen. Muss sich wieder setzen. Er meint: Ich hätte nie
gedacht, dass rasieren einmal so anstrengend sein könnte.

10.00 h Besuch von einem lieben Freund und früherem Mitarbeiter.
Stefan wollte ja keinen Besuch mehr. Doch der Freund lässt nicht locker.
Stefan meint: Gut, aber nur kurz. Eine Umarmung und Tschüss.
Der Mann will mehr reden. Muss ihn rausbitten.
Er weint und kann fast nicht mehr aufhören.
Muss ihn trösten.

Ich sorge mich, dass Stefan in seiner Schwachheit auf der Treppe
stürzen könnte und doch ins Spital müsste. Gespräch mit OnPaC.
Sie verstehen meine Sorge. Wir sprechen mit Stefan. Es gebe jetzt zwei Wege.
Entweder in ihr Hospiz oder hier bleiben und die Treppe nicht mehr benutzen.
Stefan schaut mich an und sagt: Was willst du?
Ich antworte: Was du willst.
Er will da bleiben.
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Lena
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Beitrag von Lena »

Teil 6

Ab Mittag ist Stefan etwas verwirrt. Kann das Passwort am PC nicht mehr richtig eingeben. Drückt falsche Tasten. Doch am Ende schafft er es doch noch. Verwirrung nimmt zu. Will sich immer wieder die Brille abziehen die er nicht an hat. Er liegt, er sitzt. Will aus dem Spuknapf trinken. Wird unruhig. Reisst am Pyjama. OnPaC spritzt ihm etwas Morphium. Keine Wirkung. Unsere Tochter telefoniert etwas später mit OnPaC. Sie darf ihm noch den Rest aus der Ampulle die im Kühlschrank gelagert ist, spritzen. Sie ist Krankenschwester. Ich gebe ihm ein paar Tropfen Wasser auf die Zunge. Er atmet ununterbrochen stark. Spritzen ihm in jedes Nasenloch von den Notfall-Tropfen. Wird besser. Er nickt ein paarmal mit einem seligen, ja fast verklärten Gesicht und geschlossenen Augen. Ich liege nochmals bei ihm und trinke etwas von seinem geliebten Huarpe. Ihm gebe ich mit einem Wattestäbchen etwas in den Mund. „Unser Abendmahl“. Bete um Gottes gnädiges Handeln. Schluchze auf. Er dreht sich etwas zu mir und drückt mir tröstend und kraftvoll die Hand. Es war sein Abschied an mich. Ich denke: Möge alles zur Verherrlichung Gottes dienen.
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Lena
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Beitrag von Lena »

Teil 7


Von da an ist Stefan nicht mehr ansprechbar.
Kurz vor 21.00h kommt nochmals jemand von onPaC. Die Frau setzt Stefan eine Pumpe an, um jederzeit einen Zugang zu den Venen zu haben. Plötzlich hört sein lautes Atmen auf. Er atmet normal, zwei dreimal ein und aus. Stillstand. Und dann noch ein letztes Aushauchen. Ich messe ihm den Blutzucker. Er ist hoch (27). So kann ich später dem Arzt versichern, dass er die Finger vom Insulin gelassen hat. Stefan hatte nie Atemnot. Nie Schmerzen. Ein feines Lächeln ist auf seinem Gesicht. Wie oft sagte er früher: Der Weise lächelt. Ich denke an das Lied, dass mir eine Freundin in den Tagen gemailt hat, darin es heisst: In Gnade sein heisst: Gott greift ein,weil er uns Menschen liebt. Und wie er wirklich sein Leben mit diesem sanften Atemzug ausgehaucht hat, so wie er es schriftlich für den Arzt formuliert hatte: Ich , Stefan ……………… geboren am ……………. wünsche keine Lebensverlängernden Massnahmen. Weder von meinen Angehörigen, noch von Pflegenden oder medizinischen Personen. Auch nicht bei Unterzuckerung. Lediglich Schmerzstillende Mittel sind von mir erwünscht. Ich wünsche nicht ins Spital gebracht zu werden und möchte hier in meinem Zimmer mein Leben aushauchen. Das ist mein fester Wille den ich mit klarem Verstand kund tue.(Unterschrift) Stefan ein paar Tage zuvor am Küchentisch: Was wir jetzt erleben, ist das Normalste auf der Welt. Menschen sterben.
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Oleander
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Re: Marias befinden

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: So 8. Mai 2022, 15:05 Was wir jetzt erleben, ist das Normalste auf der Welt. Menschen sterben.
Liebe Maria!

Ich danke dir dafür, dass du diese Erfahrung mit uns geteilt hast!
Jedenfalls bei mir war es so, dass es mich sehr berührt hat, an die "Substanz" ging und....wahrscheinlich anderen auch.

Es fehlen einem dann oft die Worte, aber vielleicht ist es auch gut, einfach mal inne zu halten und....
Danke nochmals! :Herz2: :Herz2: :Herz2:

Er wird aber immer in deinem Herzen, Gedanken und Erinnerungen... weiter leben!

Und vielleicht, ich weiß es nicht, aber wünsche es dir, wirst du ihm in einem andren "Leben" wiedersehn, ihn umarmen und Freude wird euch erfüllen.
Bis dahin möge dich Gottes Kraft weiterhin tragen!
:Herz2:
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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