Begleiter auf vier Rädern

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Paul
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Paul »

mein post über den golf 3 und istanbul ist versehentlich 2 mal rausgegangen, einmal als zitat...ich habe versucht, es zu erklären und habe die schuld auf die forensoftware geschoben...dann kam andren :mrgreen:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
andren
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von andren »

Einer meiner vierrädrigen Begleiter war ein alter Mercedes, unter Fans als "Strich Acht" bekannt. Er hatte eine Lenkstockschaltung, die so ausgeleiert war, dass ich fast zwei Tage brauchte, um die Gänge auch im Fahren zu finden. Aber ansonsten - der alte Zossen gefiel mir.

Eine Fahrt hatte ich mit ihm allerdings, da war ich ihm ein paar Tage gram. Überdies muss man wissen, dass ich zuweilen einen kleinen Mann im Ohr habe, mit dem ich oft hitzige Gespräche führt. Kalle!

Ich war wieder unterwegs zu meinem damaligen Arbeitsplatz in Biblis. Die Fahrzeit betrug ungefähr eine bis eineinhalb Stunden, je nachdem, welche Strecke ich fuhr. An diesem Morgen hatte ich es eilig, weil ich leicht verschlafen hatte und so gab ich meinem Benz ordentlich die Sporen. Es schien zu klappen, die Autobahn war ungewohnt wenig befahren an diesem frühen Morgen, der Sechszylinder gab sich wacker Mühe und so war ich rasch an der Autobahnausfahrt Heppenheim und bog ab in Richtung Biblis.

In einer Kurve ging ich vom Gas, um das Tempo zu drosseln, doch - "was ist denn jetzt kaputt!" - der Wagen verringerte seine Geschwindigkeit um keinen Deut. Mit pfeifenden Pneus schoss ich in halsbrecherischer Manier um die Kurve und nur einem beherzten Tritt auf die Bremsen verdankte ich, daß der schwere Wagen auf der Straße blieb. "Hast du nicht alle Tassen im Schrank", meuterte Kalle mir ins Innenohr, "so eilig ist's denn doch auch wieder nicht." "Ging nicht anders", japste ich klopfenden Herzens, "das Ding wird nicht langsamer wenn ich vom Gas gehe." "Erzähl' keinen Unsinn", widersprach Kalle mir ungehalten, "wie soll das gehen?" "Was weiß ich", konterte ich, während ich mit an die hundertvierzig Sachen über die Landstraße fegte. Was ich auch versuchte, der Wagen wurde eher schneller, als langsamer. Als ich ihn einmal so weit heruntergebremst hatte, daß ich hätte schalten können, kreischte die Maschine mit Überdrehzahl auf, als ich die Kupplung trat, so dass ich sofort wieder einkuppelte. "Was machst du denn!" "Kalle, halt dich raus, oder hast du Angst um dein kleines bißchen Leben?" Er blieb die Antwort schuldig.

Allmählich wurde mir ganz anders. So etwas im Film zu erleben ist ja recht spannend, ich erinnerte mich dunkel, einen solchen einmal gesehen zu haben. Aber das ganze leif zu durchschwitzen - das war schon etwas anderes. Ich überlegte allerhand hin und her - abspringen, absichtlich in den Graben fahren, laut um Hilfe rufen. Ich wußte, daß in etwa zwei Kilometer Entfernung ein Parkplatz kommen würde und ich war wild entschlossen, auf irgendeine Weise den Wagen dort zum Stehen zu bringen.

Der Parkplatz kam näher und mit brutaler Gewalt quälte ich die Bremsen meines wahnsinnig gewordenen Vehikels. Es klappte: mit dampfenden Bremsen und zittrigen Knien kam ich zum Stehen. Kalle blieb still.
Als ich unter der Motorhaube nach einer möglichen Ursache für das seltsame Verhalten des Wagens suchte, konnte ich jedoch nichts entdecken. Es war nichts gebrochen oder gerissen. Probehalber ließ ich die Maschine an - um sie sogleich wieder abzuschalten. Der Motor heulte in den höchsten Drehzahlen auf.
Inzwischen hatte heftiger Regen eingesetzt und ich wurde naß bis auf die Haut bei meiner Suche nach der Fehlerursache. Doch ich blieb erfolglos. Inzwischen war es schon nach sechs Uhr, um sechs begann meine Schicht. Also entschloß ich mich, irgendwie bis zum Kraftwerk zu fahren. Vielleicht fände sich dort eine Lösung.

Ich ließ den Motor mit eigelegtem Gang wieder an, fuhr im zweiten Gang los und gelangte mit durchdrehenden Rädern unter erneuter Zuhilfenahme der Bremsen einigermaßen sicher auf die Fahrbahn. Hier war die Straße gerade und ich ließ dem Benz die Zügel schießen. Mit knapp 170 KM/h donnerte ich durch den "Einhauser Wald". "Willst du uns umbringen!" kreischte Kalle, "wenn hier ein Reh kommt, sind wir geliefert." "Halt die Klappe, was soll ich den machen, laufen?" "Mir egal aber das hier, das ist doch Wahnsinn!" Kalle hatte ja recht.

Vor der Kreuzung, an welcher ich abbiegen mußte, bremste ich gerade soweit herunter, daß ich das Abbiegen mit qualmenden Reifen schaffte. Und weiter ging es, mit Höchstgeschwindigkeit. Meine Güte, heute morgen eine Geschwindigkeitskontrolle, meinen Füherschein sah ich schon im Reißwolf verschwinden. Herunterschalten war nicht drin. Die Lenkstockschaltung war so ausgeleiert und hakelig, daß ich befürchtete, der Motor würde platzen, wenn ich den Gang nicht schnell genug wechseln konnte. An der Abzweigung zum Kraftwerk wieder Brutalbremsung - dann mit 160 KM/h auf's Kraftwerk zu. Ich wollte auf den Besucherparkplatz, denn auf den Personalparkplatz, der nur durch ein schweres und recht schmales Betontor zu passieren war, würde ich es kaum schaffen. Vermutlich würde ich bei dem Tempo "danebentreffen", wenn ich versuchen wollte, durch das Tor zu kommen.

Schrägwärts, im heftigen Powerslide, der Regen hatte die Straße schön glitschig werden lassen, fegte ich also auf den Besucherparkplatz und schaltete die Zündung ab. Ach so, die Servolenkung, die Servobremse! Mit aller Kraft zerrte ich am Lenkrad, stand mit beiden Füßen auf der Bremse und schließlich kam ich, sauber und ordentlich - und klatschnaß geschwitzt - genau auf einem der eingezeichneten Rechtecke zu stehen. Einige Besucher sahen kopfschüttelnd zu mir herüber als ich schwungvoll, und als käme ich jeden Morgen so angefahren, aus dem Auto stieg. Mit bebenden Knien marschierte ich zu meinem Arbeitsplatz.
Mein Anblick löste bei meinen Kollegen große Heiterkeit aus. Die steigerte sich noch, als ich, noch immer außer Atem und mit rasendem Puls, von meiner "Höllenfahrt" berichtete.

Nachdem ich mich auf dem WC im Spiegel betrachten konnte, wurde mir klar, was den ersten Heiterkeitsschub bei meinen Kollegen ausgelöst hatte. Nasse, verklebte Haare, das Hemd, Hände und Gesicht mit Schmierfett verziert - ich sah in der Tat abenteuerlich aus. Ein Kaffee brachte mich wieder weitgehend in den mentalen Normalzustand nachdem ich mich soweit, wie es die Umstände zuließen, gereinigt und meinem äußeren Adam wieder ein halbwegs passables Aussehen besorgt hatte.
Später am Morgen rief ich in einer Mercedes-Nierdelassung an, ließ mir einen der KFZ-Fachmänner ans Telefon geben und schilderte mein Erlebnis in dürren Worten. Der Mann ließ mich gar nicht ausreden: "Ziehen sie, sagte er mit lachender Stimme, "einfach die Fußmatte unterm Gaspedal weg. Dann ist das Problem behoben!"

So war es. Die reichlich dicke Fußmatte hatte sich unter die untere Kante des Gaspedals geschoben, dadurch war es in die Vollgasstellung gedrückt worden und so stehengeblieben. "Du Blödmann", kommentierte Kalle diese ganze Angelegenheit, "auf die Idee hättest du ja auch selbst kommen können, oder?" "Warum", erwiderte ich brummig, "bist du nicht darauf gekommen?" "Bin ich der Autofahrer, oder du?" "Na, dich möcht' ich mal am Steuer sehen, du Quasselpeter. Spuck' nicht so große Töne, Winzling." "Ich mag ja ein Winzling sein", erwiderte Kalle boshaft, "aber der geistige Winzling bist du!"

Schade, daß ich den Burschen vermutlich niemals zu fassen kriegen werde.
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Oleander
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Oleander »

andren hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 14:33 Kalle blieb still.
Ich nenn den ab und wann auch: Karlson vom Dach
Und manchmal...verrate ich nicht :oops:
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Opa Klaus
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Opa Klaus »

andren, ich bin ja nun ein Old-Techniker und versuche mir gerade die Bauweise des Gaspedals vorzustellen.
Das Pedal hat sein "Gelenk" vom Motorraum weg zum Fahrer und schwere Fußmatten können es niederdrücken, wenn sie nach vorne aufs Pedal gerutscht sind.
Gibt es heute zu Tage diese Bauart noch?
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
andren
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von andren »

Opa Klauss hat geschrieben:...schwere Fußmatten können es niederdrücken, wenn sie nach vorne aufs Pedal gerutscht sind.
Wie ich schrieb, hat die Fußmatte das Pedal nicht hinuntergedrückt, sondern ist unter dessen unteren Rand geschoben worden, so dass das Pedal in Vollgasstellung stehen blieb.
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Opa Klaus
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Opa Klaus »

andren hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 16:24 Wie ich schrieb, hat die Fußmatte das Pedal nicht hinuntergedrückt, sondern ist unter dessen unteren Rand geschoben worden, so dass das Pedal in Vollgasstellung stehen blieb.
Das versuche ich mir als Technik-Oldi vorzustellen: Das Gelenk vom Pedal müsste dazu seitlich sein, sodass es wie eine Wippe wirkt. Was dann zum Motorraum unter das Pedal kommt -- wippt es dort hoch und zum Fahrer nach unten. Leider kenne ich das Auto nicht.

Ich kenne wohl das Weiterfahren und -Schalten bei gerissenem Kupplungsseil.
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
andren
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von andren »

Opa Klaus hat geschrieben: Leider kenne ich das Auto nicht.
Das ließe sich ändern, im Netz findest Du dutzende, wenn nicht hunderte von Seiten mit sämtlichen technischen und historischen Informationen um den "Strich Acht".
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Opa Klaus
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Opa Klaus »

andren hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 17:35 Das ließe sich ändern, im Netz findest Du dutzende, wenn nicht hunderte von Seiten mit sämtlichen technischen und historischen Informationen um den "Strich Acht".
Ach, sich mal an!
< Beleidigung editiert>
Zuletzt geändert von Travis am Mo 29. Nov 2021, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beleidigung editiert. Bitte nicht herablassend werden.
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von andren »

Mein lieber Herr Gesangsverein, jetzt habe ich von Deiner beschissenen Mährerei aber restlos die Schnauze voll. Mich der Lüge zu bezichtigen, weil ich Dir nicht zu Willen bin, das ist sehr boshaft. Wenn Du so ein genialer Techniker gewesen ein willst, sollte es Dir leicht fallen, sich die Geschichte vorstellen zu können. Ich bin nicht Dein Lakai!
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Oleander
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Re: Begleiter auf vier Rädern

Beitrag von Oleander »

Opa Klaus hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 17:48
andren hat geschrieben: Mo 29. Nov 2021, 17:35 Das ließe sich ändern, im Netz findest Du dutzende, wenn nicht hunderte von Seiten mit sämtlichen technischen und historischen Informationen um den "Strich Acht".
Ach, sich mal an!
< Beleidigung im Original editiert>
Opi, ich merke grade, wie du wieder in ein altes "Verhaltensmuster" fällst(nicht nur in diesem Thread)
Warum kannst du nicht dieses ständige sticheln lassen?
Es ging paar Beiträge supi und ich dachte, ohhh er hats und jetzt fängst du wieder damit an?
Warum?
Zuletzt geändert von Travis am Mo 29. Nov 2021, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beleidigung im Zitat editiert.
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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