Re: Beantwortet Galater 4,4 das Vorleben Jesu?
Verfasst: Do 30. Jun 2022, 15:59
Weil das der Kontext zeigt, und nicht nur in dieser Auseinandersetzung. Es ging ihnen immer um die Frage, ob er der versprochene Gesandte ist, oder ob er sich das bloß anmaßt. Du benutzt untaugliche Übersetzungen, die dogmatisch schon geprägt sind, dass sie die Lesart einer Präexistenz suggerieren. Hier sollte man auf den Grundtext zurückgreifen bzw. den größeren Sinnzusammenhang lesen.
Es erging ein Streit zwischen den ungläubigen Juden und Jesus um die Bedeutung seiner Person und Gesandtschaft Gottes. Es begann damit, dass Jesus den Juden ihre Gottlosigkeit vor Augen hält und dem entgegenstellt, dass der Glaube an sein Wort ewiges Leben ist:
Aufgrund dieser Aussage meinten die Juden nun zurecht einen Beweis dafür zu haben, dass Jesus in ihren Augen ein Irrer war und sie wiederholten ihren Vorwurf, er sei von Dämonen verblendet:Johannes 8:51 hat geschrieben: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahrt, so wird er den Tod nicht sehen in Ewigkeit.
Im nächsten Wortwechsel geht es erneut um Jesus Bedeutung im Verhältnis zu Abraham, dass Gott ihn auch über Abraham stellt. Wie ich den weiteren Wortwechsel interpretiere, will sich Jesus selbst dabei gar nicht bewusst über Abraham stellen, wiewohl er dazu als der Gesandte Gottes das Recht hätte. Er sagte konkret dieses:Johannes 8:52 hat geschrieben: Da sprachen die Juden zu ihm: Jetzt erkennen wir, dass du einen Dämon hast. Abraham ist gestorben, und die Propheten, und du sagst: Wenn jemand mein Wort bewahrt, so wird er den Tod nicht schmecken in Ewigkeit.
Nun sollte man an der Stelle den Text genauer beachten. Jesus sagte nicht, dass Abraham „ihn“ als Person sehen sollte, sondern „seinen Tag“. Ohne das theologisch weiter zu deuten, die Juden verstanden es ohnehin nicht, wie ihnen Jesus mehrmals bereits zusagte, so interpretierten sie dieses Wort wie folgt:Johannes 8:56 hat geschrieben: Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.
Darauf antwortete Jesus mit „Ehe Abraham wurde, bin ich.“ Was können wir nun für einen Schluss ziehen? Der Kontext zeigt an keiner Stelle, dass Jesus über eine Existenz zur Zeit Abrahams sprach, sondern über seine Bedeutung und Stellung als Gesandter Gottes.Johannes 8:57 hat geschrieben: Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?
Zu einer Temporalaussage machten es die ungläubigen Jesu, die es in diesem Sinne falsch verstanden haben. Man könnte konsequenterweise schließen, christliche Theologie ist nicht weit von jüdischer entfernt, was aber nicht mein Ansinnen ist.
Der Unterschied ist der: Juden glauben weder an Jesu Präexistenz noch an ihn überhaupt, Christen glauben beides, aber das aufgrund einer falsch verstandener Interpretation der Worte Jesu.