Re: Die Entstehung des NT
Verfasst: Sa 22. Mär 2025, 12:04
Wie willst du das denn beurteilen können ohne nachvollziehbare Quellenangaben ?
Eine Komposition aus verschiedenen Berichten verschiedener Personen ergibt noch kein stimmiges oder gar wahrhaftiges Gesamtwerk. Statt Frickelei kann ich auch den neutraleren Begriff Synthese verwenden. Auch die Standard-Texte für die sogenannte wissenschaftliche Exegese sind solche Synthesen und werden nicht nur unkritisch gesehen. Der Wahrheit mit solchen Methoden näher kommen zu können, ist eine ziemliche Illusion, um nicht zu sagen Gaukelei. Sachlich könnte man sagen : Pars-pro-toto Fehlschluss.
Du selber glaubst aber eine ganze Menge der schriftlich bezeugten Sachverhalte nicht.
Meine Kritik richtet sich ja gar nicht gegen das Lukas Evangelium, sondern gegen deine Argumente für dessen Präferenz gegenüber den anderen Evangelien. Ich finde das Lukas Evangelium unverzichtbar, allerdings wohl aus anderen Gründen und ohne Rangliste.
Vielleicht ohne es zu merken legst du hier die Methoden und Standpunkte der von dir bereits kritisierten Quellentheorie als Prämisse. Deren zeitliche Einordnung der Evangelien basiert auf der Behauptung, vor 70 n.Chr. können die synoptischen Evangelien nicht entstanden sein, da Jesus in seiner Endzeitrede von der Tempelzerstörung spricht. Das könne ja kein Autor vorher gewusst haben. Ergo : Es gäbe keine prophetische Offenbarung Gottes durch den Heiligen Geist.
Nicht nur einer der engsten Jünger, sondern alle 12. Aber auch seine Mutter und andere Frauen dürfen nicht verachtet werden.
Die Aussagen am Ende des Johannes Ev. stehen dem eher entgegen. Hier legt der Evangelist nicht nur Zeugnis über seine Erlebnisse ab, sondern auch über seine Verfasserschaft des Berichts. Etwaige Schüler hätten seine Verfasserschafft in seinem Namen dann vorgetäuscht. Nicht gerade vertrauenswürdig.
Für Christen mit jüdischem Hintergrund, die im hebräischen AT bewandert waren, wäre so zu denken und zu reden nun wirklich nichts ungewöhnliches. Dass und ob sie im Alltag mit hellenistischen Chisten so redeten, wäre ja noch mal eine andere Sache. Der Prolog orientiert sich nach meiner Erkenntnis schon sehr an Sprüche 8. Das Johannes Ev. ist generell ungewöhnlich im Vergleich zu den Synoptikern. Das fällt nicht erst uns auf.
Man mag es als Ergänzung sehen, aber das spricht noch nicht für ein Fremdeinwirken. Ein Stilbruch, soweit man ihn erkennen mag, kann auch durch den gleichen Autor absichtlch erfolgen. Wie ein Fazit, ein Resumee, eine Retrospektive. Gerade die letzten Sätze hat der Autor ja nicht während seiner Erlebnisse quasi mitgeschrieben, sondern als Schlussgedanken nicht nur den erzählten Geschehnissen hinzugefügt, sondern auch erst später, nachdem er diese fertig geschrieben hatte, angehängt. Der Satz mit den vielen Büchern ist sicher kein Gedanke gewesen, der im Kontext der unmittelbaren Erlebnisse schon stattfand. Den Text von Anfang bis Ende zu verfassen, wird ja sicher keine Sache von ein paar Minuten oder Stunden gewesen sein. Das wird mehrere Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre gedauert haben, inklusive Zwischennotizen.Helmuth hat geschrieben: ↑Fr 21. Mär 2025, 18:31Jedenfalls ist der Schluss, das Kap 21 offensichtlich eine Ergänzung. Der Schluss zeigt sich sehr klar mit Ende Kap. 20. Wer Kap. 21 wann hinzufügte, weiß keiner, man erkennt nur einen neuen Redestil, der teilweise befremdend klingt. Man kann es glauben oder weglassen. Für den rettenden Glauben wird das nichts ändern.