Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 11:50
Thaddäus hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 09:54Der Ausschnitt ist in Englisch und möglicherweise nichts für zu zarte Gemüter. Aber er ist genau das Richtige für den Sonntagmorgen als würdiger Gottesdienstersatz.
Na ich weiß nicht.
Das soll erhaben wirken, ist aber doch nur eine weitere Variation des abgelutschten "Alles ist eins".
Und so vage, dass es sich gar nicht lohnt es zu kritisieren.
Ich würde sagen, der Monolog ist nachweislich das Gegenteil von vage. Es ist nur vermutlich nicht das, was du gerne hören möchtest. Ich denke auch nicht, dass dieser Monolog im Gestus der Erhabenheit vorgetragen wird. Das geht schon nicht, wegen der Umstände des Todes der Figur, der wir beim Verbluten zusehen. Aber, wenn du den Eindruck der Erhabenheit hattest, dann entsteht dies zweifellos aus dem, was sie sagt und aus der Tatsache, dass du die Bedeutung dessen, was sie sagt, zumindest in Ansätzen verstehst.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 11:50
Pragmatisch macht es jedenfalls keinen Unterschied, ob die Behauptungen in dem Ausschnitt wahr sind oder falsch.
Ich denke, du möchtest vor allem nicht, dass das, was Erin ausführt, die Bedeutung hat, die es faktisch hat. Denn alles, was sie sagt, ist zumindest von der naturwissenschaftlichen Seite betrachtet korrekt, die Poesie einmal außer Acht gelassen.
Wird man sich der Bedeutung dieses Monologs in allen Facetten radikal bewusst, dann entfaltet er seine Wirkung sogar vor allem auf der pragmatischen Ebene. Auf der theoretischen Ebene würde ich lediglich bei der Bestimmung des SELBST Einwände erheben.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 11:50
"Wir werden verstorbene Menschen als Individuen treffen und mit ihnen kommunizieren können" - tja,
das wäre ne Ansage gewesen.
Da genau das höchstwahrscheinlich falsch ist, ist das keine philosophische Option.
Diese Option ist - genau betrachtet - auch langweilig, denn sie geht davon aus, dass nur die eigene Sippe, die man persönlich kennt, relevant ist. Eine viel bedeutsamere Erkenntnis stellt es dar, was es bedeutet, dass jeder von uns nicht nur mit allen Menschen genetisch verwandt ist, die auf der Erde leben, sondern auch mit allen, die bislang auf der Erde gelebt haben und die auf dieser Erde noch leben werden, sofern diese Menschen dann noch der Gattung Homo sapiens angehören.
Und nicht nur das, ist jeder von uns mit allen Tieren genetisch verwandt, von denen wir Gene in uns tragen und den Pflanzen.
Und wir sind nicht nur genetisch mit allen Menschen verbunden, sondern auch kulturell über zahllose Archetypen, die psychisch und mental in uns nachwirken, seitdem Menschen Symbole und Sprache erfunden haben.
Ein 40 000 Jahre alter Gruß an dich von deinem prähistorischen Urahn. Er bedeutet wohl soviel wie: "Das bin ich".
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 11:50
Nach materialistischer Weltsicht ist das Universum jedoch objektiv gesehen einfach nur sehr groß und sehr komplex. Und wir interpretieren dann mit unserem überfordeten Primatengehirn da allerlei hinein, wie Schönheit oder Ehrfurcht.
Das mag eine materialistische Sicht sein, aber dann verkennt sie fundamental die naturphilosophische und existenzielle Bedeutung der naturwissenschaftlichen Fakten von der Genetik bis zur Kosmologie und Kosmogenese.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Dez 2022, 11:50
Ich finde den "romantischen Materialismus" was ganz abstruses. Und würde es als Materialist bei "Ich Affe, Universum groß. Geh jetzt auf Affen-Party." belassen.
Ich denke nicht, dass die Erin`sche Naturphilosophie in dieser Szene überhaupt materialistisch ist. Sie baut auf naturwissenschaftlichen Fakten auf, ist jedoch nicht unbedingt materialistisch. Ich denke, dein Problem mit dem Inhalt dieser Szene ist am Ende, dass du sie als Konkurrenz zu deiner eigenen Sicht wahrnimmst und mehr fürchtest, als du zugeben willst.