Benjamin Fotteler erwähnt einen byzantischen Textyp der Septuaginta. Seine Ausführung dazu bleibt aber diffus und für mich nicht nachvollziehbar. So einen als byzantinisch bezeichneten Text konnte ich nicht ausmachen. Wohl soll mal ein John Wiliam Wevers eine Textform, die im Zusammentreffen der
d-,
n- und
t-Form aufscheint, dessen Wurzeln in der antiochenischen Tradition zu suchen sei, als solchen bezeichnet haben (Die Göttinger Septuaginta - Ein editorisches Jahrhundertprojekt, S.65).
Allerdings verweist Fotteler dann selber nur auf antike Sekundärliteratur, die eben nur in Zitaten oder vielleicht auch nur Paraphrasierungen auf das AT zurückgreifen. Von solchen Partikeln aus kann man noch nicht auf eine ganze Textform schließen, selbst dann nicht, wenn sie sich irgendwie ähneln. Eigentlich sagen sie überhaupt nichts darüber aus. Sie erheben vielleicht selber ja gar nicht mal den Anspruch, exakte Zitate zu sein.
Auffällig dagegen ist, dass Fotteler weiterhin eben diesen vermeintlichen byzantinischen Text meist als letzte Autorität für die Zuverlässigkeit der Septuaginta angibt und er sämtliche kritische Editionen verwirft. Seine Argumente dafür sind zwar aus Sicht eines Gläubigen nachvollziehbar, aber eben nicht wissenchaftlich nachvollziehbar. Wenn er selbst den Codex Vaticanus für unzuverlässig hält, was er an vielen Beispielen deutlich macht, wieso sollen dann irgendwelche Fragmente aus den selben Gründen zuverlässiger sein, mit denen er moderne kritische Editionen verwirft ? Er bastelt sich damit ja seine eigene kritische Edition zurecht, nur eben mit nicht nachvollziehbaren Methoden und auf Basis von Fragmenten, die er immer dann irgendwo rein schiebt, wenn ihm der dortige Text besser ins Konzept passt.
Zudem berücksichtigt er nicht, dass auch die antiken Autoren, also ihre Texte, nie in einer Urversion vorliegen, sondern ihrerseits Abschriften von Abschriften sind und sich darin wiederum nachträgliche Korrekturen finden lassen können, die man gezielt vornahm um Widersprüche, oder was man dafür hielt, zu glätten. Man sollte also nicht dem intuitiven Irrtum unterliegen, wenn man beispielsweise Josephus liest, zu wähnen, man habe eine Textversion aus dem 1. Jahrhundert vor sich liegen. Bei den genannten Autoren und den uns von ihnen vorliegenden Schriften handelt es sich genau so um fehlerhafte und/oder angepasste Versionen im Laufe der Zeit.