CoolLesterSmooth hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 02:25
Claymore hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 00:11
Bei der gewöhnlichen Abtreibung (den 97%) geht es aber nicht um Gesundheit sondern um genau das Gegenteil.
Gesundheit hat viele Facetten. Zu sagen, hier ginge es "um genau das Gegenteil" ist maximal ignorant hinsichtlich der Gründe, aus denen Frauen Schwangerschaften beenden.
Und die wären?
Natürlich kann man
alles irgendwie um viele Ecken auf Gesundheit zurückführen - "Volksgesundheit" des 21. Jahrhunderts: hält sich für alles relevant aber erreicht am Ende gar nichts. Früher haben die sich um Sanitäranlagen und sauberes Wasser gekümmert und waren noch nicht so politisiert.
Ich bin nicht derjenige, der das versucht. Wenn man argumentiert, dass Schwangerschaftsabbrüche verboten werden sollten, da es falsch wäre das ungeborene Leben im Mutterleib zu beenden, dann sollte es in der Bewertung keinen Unterschied machen, ob die Mutter diese Beendung herbeiführt oder ein Arzt im Auftrag der Mutter, denn in beiden Fällen ist es nicht der Fötus selbst, der die Beendung seines Lebens herbeiführt, sondern jemand anderes und in beiden Fällen ist im Erfolgsfall das Ergebnis das Selbe.
In der Bewertung macht es einen Unterschied weil: kein-Zwang™.
Das war doch dein Hauptargument. Wenn du meine vorgeschlagene Regelung für offensichtlich unsinnig hältst, dann kannst du das auch auf dein Argument übertragen.
Zu sagen, Mutter ja, Arzt nein, das ist "auf zwei Hochzeiten tanzen".
Auch als Kompromiss taugt das wenig, denn alles was man mit einer solchen Regelung erreicht, ist dass es Frauen - speziell ab dem Zeitpunkt, ab dem ein rein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch nicht mehr möglich ist - massiv erschwert wird, eine Schwangerschaft möglichst sicher zu beenden.
Ein sonderlich vernünftiger Kompromiss ist das nicht. Aber das ist in der Politik egal - die ist voll von Regelungen, die allein nur deshalb existieren, weil man sich in einer dialektisch sicheren Position befindet, von der einen
keine direkte Argumentation oder Widerlegung verdrängen kann.
Meistens, aber eben nicht immer. Wäre deine Bewertung eines Schwangerschaftsabbruchs durch einen Arzt in den Fällen, die unter "nicht immer" fallen, denn eine andere?
Ja, sie wäre eine andere.
"Wir" haben die Situation nicht herbeigeführt, aber wir hätten die Mittel um sie aufzulösen.
Wenn du dich versehentlich in einem Raum einsperrst (oder eingesperrt wirst) und ich mit dem Schlüssel auf der anderen Seite der Tür vorbeikomme, dich jedoch trotz Bitten deinerseits nicht rauslasse, dann magst du es vielleicht so sehen, dass ich dich nicht dazu zwinge jämmerlich zu verdursten, denn ich hab dich ja nicht eingesperrt und du hättest ja immer noch die Möglichkeit zu versuchen, dich selbst zu befreien. Aber unterm Strich...
'Hier, wir haben das Know-How und das Equipment, um deinen Schwangerschaft unter klaren medizinischen Auflagen so sicher wie möglich
durchzuführen, wir tun's nur nicht. Aber weil WIR dich ja zu nichts zwingen wollen, kannst du's ruhig selbst versuchen. Best of luck.'
Give me a break.
"Du darfst Heroin konsumieren, aber nicht besitzen" / "Du darfst Suizid begehen
aber keine geschäftsmäßige Sterbehilfe betreiben" /
"Du darfst Sex verkaufen aber nicht so, dass deine Sicherheit dabei gewährleistet bleibt" /
"Eine Zensur findet nicht statt, aber private Unternehmen werden gesetzlich zur Zensur gezwungen" -- give me a break. Ja, das ist sophistisch, rabulistisch, jesuitisch. Aber reales Gesetz hierzulande oder anderswo.
Rechte-basierter Diskurs ist zwar nicht unsinnig, aber er kommt schnell an seine Grenzen. Möglicherweise ein inhärenter Defekt weltlichen Rechts - und in solchen Fällen muss es wohl als Notlösung auf die (ebenfalls weltlich-korrupte) Nutzethik (Utilitarismus) zurückfallen.
Jedenfalls mag ich es nicht, dass man in diese Abtreibungsdebatte, egal zu welchem Ergebnis man am Ende nun kommt, über den rechte-basierten Ansatz einsteigt.
Damit soll nur die Beweislast umgedreht werden.
Wer
das tut, und mit Zwang, Selbstbestimmungsrecht oder gar reproduktiven Rechten argumentiert, der vergiftet
tatsächlich den Diskurs.
Da kann ich nur entgegnen: all diese "Rechte" seien ihm gerne zugestanden, aber er bekommt von mir dann halt ebenfalls so einen Sophismus zur Antwort.
Aber gut... bleiben wir erwachsen.
Meine Meinung: Abtreibung ist eine im Regelfall schwer sündhafte und unentschuldbare Tat.
Man kann sich dennoch dafür einsetzen, dass die weltliche Gerichtsbarkeit sie aus utilitaristischen Gründen toleriert.
Bei der Gelegenheit: eine Abtreibung kostet immer noch was, zwar nur ein paar hundert Euro, aber evtl. sind die nicht zur Hand. Was dann? Hierzulande springt dann der Staat ein - das ist die Realität: Abtreibung als Sozialleistung.
Ich denke, diese Regelung wirkt für dich vernünftig - ja? Möglicherweise ist sie das auch. Aber sicherlich ist
"Der Staat bezahlt deine Abtreibung nicht" was ANDERES als der Zwang
"Trage das Kind aus!". ODER?
Weil Komplikationen während der Geburt, die in einem Krankenhaus oder zumindest bei Anwesenheit eines Arztes oder auch nur irgendeiner weiteren Person entsprechend behandelt werden können, auf einer einsamen Insel sehr schnell sehr gefährlich werden können.
Eine gesunde Geburt auf der einsamen Insel dürfte dennoch der Regelfall sein.
I. Ü. wenn das eine Frau durchzieht (Simone Thurber z. B., und mit 43 Jahren nicht mehr die jüngste), d. h. Geburt in der Einsamkeit der Natur, dann ist sie plötzlich die absolut schrecklichste und unverantwortlichste bla bla.
Was für eine Verlogenheit.
CoolLesterSmooth hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 14:02Genau deswegen habe ich ein Problem damit, wenn Gegner von Abtreibungsverboten pauschal als "Abtreibungsbefürworter" tituliert, weil das in vielen Fällen eine Haltung wie die zitierte gar nicht richtig wiederspiegelt.
Man muss Schwangerschaftsabbrüche nicht zwangsläufig im Sinne eines "Ja, mach, you go girl!" befürworten, um gegen Verbote zu sein. Es reicht, wenn man sieht, dass man mit Verboten nichts besser macht, sondern - im Gegenteil - bestehende Probleme nur noch weiter verschärft und neue Problematiken aufreißt.
Tja, wie sollen wir es denn dann nennen, wenn Abtreibung gar als ein "reproduktives Recht" oder als Facette des Selbstbestimmungsrecht hingestellt wird?
Befürworter = "Person, die sich für eine Sache ausspricht, sie unterstützt" (DWDS).
Wenn irgendeine Ex-Drogen-Abhängige (bewusst weiblich, da die ganze Sache nun mal Frauen betrifft) ihre Beschaffungskriminalität öffentlich zugibt, dann werden die meisten Menschen wohl nicht Hobby-Strafrichter spielen wollen (und das ist auch gut so).
Aber es bleibt dennoch der gesellschaftliche Konsens bestehen, dass es eben
nicht okay ist, z. B. in anderer Leute Wohnungen einzubrechen. Dass es eben kein
Recht gibt, dies zu tun. Unabhängig von irgendwelchen Zwangslagen in denen sich die Täterin befindet (inklusive "
Affe").
Ja, es mag wirklich
niemandem nutzen, diese Drogen-Abhängige zu bestrafen. Weder ihr selbst, noch ihren Opfern. Und
ja, man sollte ihr lieber helfen.
Ich bin absolut FÜR Verständnis und Milde gegenüber so einer Frau.
Aber am Ende bleibt unser Unrechtsbewusstsein dennoch bestehen. Bei
uns und auch
bei der Täterin.
Generell bin ich jemand, der das stumpfe und brutale Instrument des Strafrechts wirklich nur als aller-, allerletzte Option für gerechtfertigt hält.
Aber wenn man das mit der Abtreibung vergleicht: es reicht den Abtreibungsbefürwortern nicht, dass Abtreibung bloß entkriminalisiert wird.
Die kommen auf einmal mit "reproduktiven
Rechten" an.
Das
Recht zu töten - krank!
Eine Abtreibung "gibt man nicht zu", sondern man "
bekennt" sich zu ihr. Und sieht das ganze noch als befreienden, revolutionären Akt an, auf den man stolz sein darf - krank,
krank!
Diese wirklich perverse Apologetik des Tötens liegt wohl darin begründet, dass die abtreibende Frau,
jede Frau sein könnte. Auch die gut situierte Tochter eines Rechtsanwalts.
Die Drogen-Abhängige in der Gosse, die gehört zu den "anderen Frauen". Dabei ist die Schuld dieser, die andere bestohlen hat, in Wohnungen einbrach, etc. pp., eine weitaus
geringere als die der abtreibenden Frau.
Abtreibung als "reproduktives
Recht" ist ein widerwärtiger und wahrhaft abartiger Gedanke.
Ich würde mir nur wünschen, dass die Frauen, die abgetrieben haben, doch wenigstens begreifen, was sie da eigentlich getan haben. Dass sie
kein Recht dazu hatten. Und dass sie aufgrund ihrer Schuld wenigstens Milde empfinden gegenüber allen anderen Frauen, die
weitaus geringere Schuld auf sich luden, aber dennoch als "Verbrecherinnen" gelten.
Das ist alles.