Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Philosophisches zum Nachdenken
Jack Sparrow
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Jack Sparrow »

Hiob hat geschrieben: So 23. Jan 2022, 00:44Die Minimal-Definition wäre: Das, was nicht NICHT ist. - Wie könnte man es nennen, dass es Dich gibt?
Man nennt es "empirisch belegt".
Mit "absolut" ist nur das gemeint, was hinter dem steht, was uns als Sein erscheint.
Also beispielsweise deine Augen oder dein Tastsinn.
Wenn es ihn gibt und er dreht nur Däumchen, gibt es ihn deshalb nicht NICHT.
Wenn er keinerlei Wirkung zeigt, dann ist es unerheblich ob "es" ihn gibt oder ob "es" ihn NICHT gibt.

Dieses mysteriöse "es" befindet sich ja offensichtlich allein in deiner Gedankenwelt.
Wie nennst Du es, dass wir hier gerade schreiben. "Nichts" ist es wohl nicht - wie nennst Du also dieses Nicht-Nichts?
Ich persönlich würde diesen Vorgang womöglich als "Schreiben" betiteln.
Das, was früher "Ich" genannt wurde
Was genau könnte das denn sein?
Hiob
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Man nennt es "empirisch belegt".
Ich habe es nicht methodisch, sondern ontologisch gemeint.
Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Also beispielsweise deine Augen oder dein Tastsinn.
Noch weiter zurück: Das, was Tastsinn ermöglicht. --- Nimm das Hirn, das eine Quabbelmasse" ist: Was ist das, das Materie überführt in Denken/Fühlen, etc.? (Das ist KEINE naturwissenschaftliche Frage)
Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Wenn er keinerlei Wirkung zeigt, dann ist es unerheblich ob "es" ihn gibt oder ob "es" ihn NICHT gibt.
In dem Moment, ja. - Trotzdem: Ein Vulkan, der 10000 jahre nicht ausbricht, ist deshalb nicht kein Vulkan.
Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Ich persönlich würde diesen Vorgang womöglich als "Schreiben" betiteln.
Ist schreiben "nichts"? - Wenn nein, was ist es dann?
Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Was genau könnte das denn sein?
Man hat in europäischer Tradition über die Ebenbildlichkeit definiert - also das, was metaphysisch zu denken/fragen/etc. in der lage ist. - Einen Schmetterling hätte man NICHT als Ich bezeichnet - nur weil er auf Hormon-Botenstoffe reagiert und "weiss", wo das Weibchen ist.
Jack Sparrow
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Jack Sparrow »

Hiob hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 18:22ch habe es nicht methodisch, sondern ontologisch gemeint.
Hab ich auch.
Jack Sparrow hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 16:59 Also beispielsweise deine Augen oder dein Tastsinn.
Noch weiter zurück: Das, was Tastsinn ermöglicht. --- Nimm das Hirn, das eine Quabbelmasse" ist: Was ist das, das Materie überführt in Denken/Fühlen, etc.?
Was du mit deinem Tastsinn ertastest ist die bestmögliche Version dessen, wovon dein Hirn denkt, dass es deinen Tastsinn ermöglicht hat.

Wie wir bereits bei Herrn Schopenhauer lesen können, verrichtet das Hirn grundsätzlich dieselbe Tätigkeit wie ein Philosoph, nämlich von einer Wirkung zurück auf die Ursache zu schließen: Was das Auge, das Ohr, die Hand empfindet, ist nicht die Anschauung: es sind bloße Data. Erst indem der Verstand von der Wirkung auf die Ursache übergeht, steht die Welt da
https://www.projekt-gutenberg.org/schop ... ap005.html

Nur ist das Hirn dabei deutlich effektiver als alle Philosophen, da die Nachteile unseres Gehirns bereits durch die Evolution wegselektiert worden sind, während bei Philosophen ein wenig romantische Ausschmückung quasi zum Berufsbild gehört.

Eine etwas modernere Metapher würde die mit dem Tastsinn ertasteten Dinge als Teil einer "Benutzeroberfläche" betrachten:


(Das ist KEINE naturwissenschaftliche Frage)
Hirn und Sinnesorgane fallen selbstverständlich in die Zuständigkeit der Naturwissenschaften.
Trotzdem: Ein Vulkan, der 10000 jahre nicht ausbricht, ist deshalb nicht kein Vulkan.
Ein Vulkan, dessen Ausbrechen grundsätzlich keinerlei Wirkungen hätte, ist weder ein Vulkan noch kann er ausbrechen.
Ist schreiben "nichts"? - Wenn nein, was ist es dann?
Wie viele Optionen stehen denn zur Auswahl? Schreiben ist Schreiben und Nichtschreiben ist alles andere außer Schreiben.
Man hat in europäischer Tradition über die Ebenbildlichkeit definiert - also das, was metaphysisch zu denken/fragen/etc. in der lage ist.
Die europäische Tradition hat sich weiterentwickelt und kumuliert heutzutage am ehesten in den Neurowissenschaften. Unabhängig von den Naturwissenschaften kann keine sinnvolle Philosophie betrieben werden, da dann nur noch Floskeln übrig bleiben.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Jack Sparrow hat geschrieben: Di 25. Jan 2022, 19:32 Die europäische Tradition hat sich weiterentwickelt und kumuliert heutzutage am ehesten in den Neurowissenschaften.
Neurowissenschaft ist Naturwissenschaft - ich hatte es substantiell gemeint. - Ist es eine "Weiterentwicklung", wenn aus einer schönen Frau eine Leiche wird?
Jack Sparrow hat geschrieben: Di 25. Jan 2022, 19:32 Unabhängig von den Naturwissenschaften kann keine sinnvolle Philosophie betrieben werden
Wenn man Physis als Grundlage des Geistlichen versteht, ist Dein Satz richtig.
Jack Sparrow
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Jack Sparrow »

Hiob hat geschrieben: Di 25. Jan 2022, 20:21Neurowissenschaft ist Naturwissenschaft - ich hatte es substantiell gemeint.
Die Neurowissenschaft mag möglicherweise zu der Erkenntnis führen dass alles, was du für substanziell hältst, im substanziellen Sinne eine Konstruktion deines Hirns darstellt.
Ist es eine "Weiterentwicklung", wenn aus einer schönen Frau eine Leiche wird?
Die Biologie (eine Naturwissenschaft) vermag zwischen lebendigen Lebewesen und verstorbenen Lebewesen zu unterscheiden und lediglich die letztere Sorte bezeichnet man als "Leiche".
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Jack Sparrow hat geschrieben: Mi 26. Jan 2022, 20:19 Die Neurowissenschaft mag möglicherweise zu der Erkenntnis führen dass alles, was du für substanziell hältst, im substanziellen Sinne eine Konstruktion deines Hirns darstellt.
Nein, und zwar PRINZIPIELL nicht. - Neurowissenschaft ist eine Naturwissenschaft, die per Disziplin nicht mit metaphysischen Modellen arbeiten kann. Wenn aber die Lösung in der Metaphysik liegt, kann Naturwissenschaft keine Antworten geben.
Jack Sparrow hat geschrieben: Mi 26. Jan 2022, 20:19 Die Biologie (eine Naturwissenschaft) vermag zwischen lebendigen Lebewesen und verstorbenen Lebewesen zu unterscheiden und lediglich die letztere Sorte bezeichnet man als "Leiche".
Eine sogar außerhalb der Naturwissenschaft einvernehmlich vertretenes Auffassung. - Mein Punkt war ein anderer: Wenn "Leiche (einer irgendwann vorher schönen Frau)" temporär NACH deren Status "schöne Frau" folgt (eine ebenfalls auch außerhalb der Naturwissenschaft einvernehmlich vertretenes Auffassung), ist das dann notwendigerweise ein "Fortschritt"?
Jack Sparrow
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Jack Sparrow »

Hiob hat geschrieben: Mi 26. Jan 2022, 20:30Wenn aber die Lösung in der Metaphysik liegt, kann Naturwissenschaft keine Antworten geben.
In der Metaphysik liegt das Problem und in der Naturwissenschaft die Lösung.

Wir müssen die Metaphysik transzendieren und unsere Hoffnung allein auf die Wahrheit konzentrieren, denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. Amen.
Wenn "Leiche (einer irgendwann vorher schönen Frau)" temporär NACH deren Status "schöne Frau" folgt (eine ebenfalls auch außerhalb der Naturwissenschaft einvernehmlich vertretenes Auffassung), ist das dann notwendigerweise ein "Fortschritt"?
Wieso sollte es? Hängt Fortschritt oder Rückschritt nicht allein davon ab, welche Ziele du jeweils verfolgst?
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Jack Sparrow hat geschrieben: Fr 28. Jan 2022, 17:30 In der Metaphysik liegt das Problem und in der Naturwissenschaft die Lösung.
Kategoriefehler. - Metaphysische Probleme liegen in der Metaphysik, physische Probleme liegen in der Natur.
Jack Sparrow hat geschrieben: Fr 28. Jan 2022, 17:30 Hängt Fortschritt oder Rückschritt nicht allein davon ab, welche Ziele du jeweils verfolgst?
Als wäre "Fortschritt", wenn man in Bezug auf ein Ziel eine bessere Lösung als zuvor erreicht - einverstanden. Also dürfte man streng genommen nur sagen "Es ist ein Fortschritt in Bezug auf x", nicht wahr? - Ich sage das, weil es gerne heißt, unsere Zeit als solche sei fortschrittlich.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Jack Sparrow »

Hiob hat geschrieben: Fr 28. Jan 2022, 22:09Metaphysische Probleme liegen in der Metaphysik, physische Probleme liegen in der Natur.
Metaphyische Probleme entstehen innerhalb deiner Gedankenwelt, beschränken sich auf deine Gedankenwelt und sind grundsätzlich nicht lösbar, weil sie ja extra so konstruiert sind, dass jede mögliche Lösung immer wieder zum Ausgangsproblem zurückführt.

Die Metaphysik selbst ist das Problem, denn was zählt sind Taten, und unser evolutionär entwickeltes Hirn ist lediglich zur Lösung physischer Probleme geeignet: Diese oder jene Sinnesdaten liegen vor, wie sollte ich mich verhalten?
Also dürfte man streng genommen nur sagen "Es ist ein Fortschritt in Bezug auf x", nicht wahr? - Ich sage das, weil es gerne heißt, unsere Zeit als solche sei fortschrittlich.
Will man an Hegels Weltgeist glauben, dann wäre die gesamte Menschheitsgeschichte eine einzige Abfolge von Fortschritten. Andererseits fehlt Herrn Hegel eventuell der Zeitabschnitt zwischen 1933 und 1945.

In der Realität muss man erst ein Ziel haben, um Fortschritte machen zu können. Der Trick von Gläubigen und Philosophen besteht darin, als Ziel nur Floskeln und abstrakte Begriffe zu verwenden und dadurch sicherzustellen, dass ihr Ziel auch wirklich nie erreichbar ist.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Jack Sparrow hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 19:45 Metaphyische Probleme entstehen innerhalb deiner Gedankenwelt, beschränken sich auf deine Gedankenwelt
Die Gedankenwelt lässt sie a) entstehen oder die Gedankenwelt b) reflektiert sie (wenn Metaphysisches auch ohne Gedankenwelt existiert) - für den Menschen ununterscheidbar. - Umgekehrt: Materie ist a) Produkt von Geist oder b) Geist ist Produkt von Materie - für den Menschen ununterscheidbar. -- Beide Möglichkeiten sind als Reales denkbar und möglich, aber nie falsifizierbar.
Jack Sparrow hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 19:45 Die Metaphysik selbst ist das Problem, denn was zählt sind Taten, und unser evolutionär entwickeltes Hirn ist lediglich zur Lösung physischer Probleme geeignet: Diese oder jene Sinnesdaten liegen vor, wie sollte ich mich verhalten?
Das ist ziemlich flach gedacht - sozusagen tierisch, was ja durchaus passt, wenn man den Menschen lediglich als gut entwickelten Trockennasenaffen versteht.
Jack Sparrow hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 19:45 Will man an Hegels Weltgeist glauben, dann wäre die gesamte Menschheitsgeschichte eine einzige Abfolge von Fortschritten. Andererseits fehlt Herrn Hegel eventuell der Zeitabschnitt zwischen 1933 und 1945.
Ebenfalls flach gedacht. - Hegel meint nicht, dass es linear ersichtlich nach oben geht.
Jack Sparrow hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 19:45 Der Trick von Gläubigen und Philosophen besteht darin, als Ziel nur Floskeln und abstrakte Begriffe zu verwenden und dadurch sicherzustellen, dass ihr Ziel auch wirklich nie erreichbar ist.
Wenn man nicht den Menschen selber nicht zum Maßstab von allen macht, geht eine Teleologie immer über den Menschen hinaus. Insofern liegt die Unerreichbarkeit mit eigenen Mitteln in der Natur der Sache. - Das gibt es aber auch in den Naturwissenschaften - man denke nur an den Satz, dass EIN gelüftetes Rätsel 10 neue hervorbringt.
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