piscator hat geschrieben:
Ob ich immer objektiv bin oder nicht, dass kann ich nicht beurteilen. Aber ich bin skeptisch und hinterfrage gerne.
Skepsis ist gut und recht, solange sie nicht in extreme Zweifelsucht überschlägt, in der alles, was ein bisschen fremd oder ungewohnt klingt, gleich falsch sein "muss".
Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe und muss mich dann auf Erklärungen von Fachleuten verlassen. Und dann gibt es noch Ockhams Rasiermesser, das besagt, dass bei verschiedenen Lösungen eines Problems die einfachste Lösung in der Regel richtig ist.
leichtes OT:
ich finds lustig, wie Ockham von den Wissenschaftlern so gern in Anspruch genommen wird - aber allzu wörtlich sollten sie ihn nicht nehmen:
So forderte er: „Nichts darf man ohne eigene Begründung annehmen, es sei denn es sei evident oder aufgrund von Erfahrung gewusst oder durch die Autorität der Heiligen Schrift gesichert.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser
Die Sparsamkeitsregel sagt nichts über die Richtigkeit aus; sonden sie geht von verschiedenen Modellen aus, die alle gleichermassen ein Phänomen korrekt beschreiben, die also alle richtig sind. Für praktische Zwecke ist es dann am besten, das jeweilig einfachste Modell zu benutzen. (Also für Wegbeschreibungen nutzt man umbilicozentrisch, für Planetenbewegungen nutzt man heliozentrisch - weil die Kontexte unterschiedliche Dinge unterschiedlich einfach oder kompliziert machen)
Der Verschwörungsfuzzi dagegen hört in der Regel nicht auf die Aussage von Fachleuten sondern auf Leute, die seine Meinung bestätigen. Ist dies der Fall, reiht er sie in ohne deren Kompetenz und Beweggründe zu hinterfragen, in seine persönliche Liste von Fachleuten ein.
Die meisten Verschwörungstheorien beziehen sich ja auf Dinge, zu denen die Informationen fehlen. Wie alle hab ich mitgekriegt, dass 911 zwei Flugzeuge in Hochhäuser geflogen sind - und ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass die USA nicht alle Unterlagen, die ihr zur Verfügung stehen, auch veröffentlicht hat. Und wenn dann Leute kommen, die behaupten, es müsse eine Sprengung gewesen sein, wegen Stahl verbiege sich bei Temperatur XY nicht und bla - so kann ich bloss mit den Schultern zucken. Vielleicht, vielleicht auch nicht - ich bin nicht Ingenieur und kenne die Materialeigenschaften von Hochhäusern nicht gut genug. Und ich kann im Internet meist auch nicht beurteilen, ob die Person, die mir sowas erzählt, diese Eigenschaften gut genug kennt.
Aber ich gehe auch keineswegs davon aus, dass die offizielle Version stimmen muss, oder vollständig sei.
Es muss auch nicht heissen, dass eine Geschichte, die mir seltsam oder verrückt scheint, falsch sein muss.
Ich bin grad ein Buch über die Geschichte der Spionage am Lesen. Interessantes Detail, das sich durch alle Geheimdienste hindurch zieht: Wenn es einem Spion mal gelingen sollte - was selten genug vorkommt! - interessantes und detailliertes geheimes Material zu kriegen - so wurde es in der Zentrale von seinen Chefs nicht geglaubt. Nicht der Schlieffenplan, den die Franzosen kriegen - nicht ein Plan zur Konstruktion von Bomben oder Raketen, den die Engländer kriegten... falsch-negativ ist gerade wenn es sich um Innovationen handelt, extrem häufig.
gruss, barbara