Re: Das abrahamitische Erbe - 2017
Verfasst: Fr 21. Apr 2017, 17:57
-- Integration --
Ich meine, daß Shlomo Sand zutreffend charakterisiert und wesentliche Fragen zur Disposition stellt, die einen Diskurs rechtfertigen, welcher nicht nur einen vermeintlichen göttlichen Willen berücksichtigt, sondern vor allem auch weltanschauliche Fragen.
Hier scheint also ein Grenzverlauf vorzuliegen, der beide Seite berührt, wobei uns Shlomo Sand daran erinnert, daß es sich hier nicht nur um die Weltanschauung eines Einzelnen handelt, sondern um Verhältnisse, die maßgeblich das Weltgeschehen bestimmen und sich entsprechend in das Gedächtnis und kollektive Bewußtsein eingeschrieben haben.
Erstaunt es nicht, wie leichtfertig wir gesetzte Realitäten akzeptieren, auch wenn die jeweiligen Zuschreibungen (Plaketten) die eigentlichen Vorgänge nicht wirklich kennzeichnen, wie zB. der Begriff des Antisemitismus, der eine übergreifende Abneigung suggeriert, obwohl es sich konkret um Antijudaismus handelt, der sich konkreter noch auf das Lehrgebäude des Talmuds und die zugehörige Praxis des Judentums bezieht?!
Daß diese Überlegungen, wie sie Shlomo Sand anstellt, überhaupt das öffentliche Bewußtsein erreichen, ist sicherlich dem Umstand zu verdanken, daß der Vorschlaghammer "Antisemitismus" hier nicht wirksam werden konnte, da der Autor selbst jüdischer Abstammung ist, wobei man nicht vergessen darf, daß selbst ein waschechter israelischer Kriegsheld ebenfalls Opfer der eigenen Ideologie werden kann, sofern er die Klassengesellschaft zu überwinden sucht. Man denke an Yitzhak Rabin, der letzte Präsident, der sich für Frieden aussprach und den Palästinensern Anteil am eigenen Land zugestand - und im Begriff war mit Arafat einen entsprechenden Friedensvertrag auszuhandeln.
Dieser Umstand allerdings, auch nur einen Hektar des beanspruchten Landes wieder zurückzugeben, das verursachte nicht nur Empörung, sondern eine Welle des Hasses, von politisch-religiösen Kreisen begleitet und organsisiert, so daß am Ende nicht nur ein Bannfluch über Rabin ausgesprochen wurde, sondern man ihn auch per 'Din Rodef' zum Abschuß frei gab.
Diese drohende Bewegung beschimpfte ihren Präsidenten als Nazi und SS-Mann, was so lange hochgekocht wurde, bis ein Handlager dieser Indoktrinierung zur Waffe griff! Eine damalige Leitfigur und Nutznießer dieser Entwicklung ist übrigens hier im Video zu sehen, wo sich der Mob versammelte ...
Ich meine, die Bedenken von Shlomo Sand verdienen einen breiten und öffentlichen Diskurs, um auch in dieser Sache differenzierter beurteilen zu können, was Rechtstaatlichkeit und Demokratie ist und was nicht, welche Auswirkungen es hat, wenn religiöse Eiferer ihre Ideologien und Indoktrination nicht nur innerhalb einer radikalen Gruppe ausleben, sondern möglicherweise einen ganzen Staatsapparat kontrollieren.
Ich stimme Shlomo Sand zu, wenn er sagt, die israelische Gesellschaft müsse sich neu definieren, um ein Land für alle zu werden und nur wenn sich Israel als Teil des Nahen Osten versteht, es eine Chance auf Frieden hat.
Hallo closs, schön, daß du dir die Zeit genommen hast und wichtige Gedanken des Autors bereits aufgegriffen hast, ob nämlich das jüdische Volk nicht eine Erfindung sei und der israelische Staat das Produkt einer zionistischen Bewegung!?closs hat geschrieben:Säkular hat er recht, staatsrechtlich auch. Im Grunde rührt das die Frage an, ob Juden in einem Land "Deutsche Juden" oder "Jüdische Deutsche" sind - Shlomo Sand würde letzteres meinen.fin hat geschrieben:Wo wir gerade besagte Differenz besprechen, was haltet ihr von den Reformgedanken des Shlomo Sand? Die beiden Mitschnitte dauern nur wenige Minuten und mich würde eure Meinung zu seinen Überlegungen interessieren.
Man kann ihm nicht widersprechen, wiewohl ich das von ihm kritisierte Staatsverständnis ebenfalls nachvollziehen kann: "Staat = Glaubensgemeinschaft". - Es ist eigentlich keine Frage von "pro" und "contra", sondern eine weltanschauliche Frage.
Ich meine, daß Shlomo Sand zutreffend charakterisiert und wesentliche Fragen zur Disposition stellt, die einen Diskurs rechtfertigen, welcher nicht nur einen vermeintlichen göttlichen Willen berücksichtigt, sondern vor allem auch weltanschauliche Fragen.
Hier scheint also ein Grenzverlauf vorzuliegen, der beide Seite berührt, wobei uns Shlomo Sand daran erinnert, daß es sich hier nicht nur um die Weltanschauung eines Einzelnen handelt, sondern um Verhältnisse, die maßgeblich das Weltgeschehen bestimmen und sich entsprechend in das Gedächtnis und kollektive Bewußtsein eingeschrieben haben.
Erstaunt es nicht, wie leichtfertig wir gesetzte Realitäten akzeptieren, auch wenn die jeweiligen Zuschreibungen (Plaketten) die eigentlichen Vorgänge nicht wirklich kennzeichnen, wie zB. der Begriff des Antisemitismus, der eine übergreifende Abneigung suggeriert, obwohl es sich konkret um Antijudaismus handelt, der sich konkreter noch auf das Lehrgebäude des Talmuds und die zugehörige Praxis des Judentums bezieht?!
Daß diese Überlegungen, wie sie Shlomo Sand anstellt, überhaupt das öffentliche Bewußtsein erreichen, ist sicherlich dem Umstand zu verdanken, daß der Vorschlaghammer "Antisemitismus" hier nicht wirksam werden konnte, da der Autor selbst jüdischer Abstammung ist, wobei man nicht vergessen darf, daß selbst ein waschechter israelischer Kriegsheld ebenfalls Opfer der eigenen Ideologie werden kann, sofern er die Klassengesellschaft zu überwinden sucht. Man denke an Yitzhak Rabin, der letzte Präsident, der sich für Frieden aussprach und den Palästinensern Anteil am eigenen Land zugestand - und im Begriff war mit Arafat einen entsprechenden Friedensvertrag auszuhandeln.
Dieser Umstand allerdings, auch nur einen Hektar des beanspruchten Landes wieder zurückzugeben, das verursachte nicht nur Empörung, sondern eine Welle des Hasses, von politisch-religiösen Kreisen begleitet und organsisiert, so daß am Ende nicht nur ein Bannfluch über Rabin ausgesprochen wurde, sondern man ihn auch per 'Din Rodef' zum Abschuß frei gab.
Diese drohende Bewegung beschimpfte ihren Präsidenten als Nazi und SS-Mann, was so lange hochgekocht wurde, bis ein Handlager dieser Indoktrinierung zur Waffe griff! Eine damalige Leitfigur und Nutznießer dieser Entwicklung ist übrigens hier im Video zu sehen, wo sich der Mob versammelte ...
Ich meine, die Bedenken von Shlomo Sand verdienen einen breiten und öffentlichen Diskurs, um auch in dieser Sache differenzierter beurteilen zu können, was Rechtstaatlichkeit und Demokratie ist und was nicht, welche Auswirkungen es hat, wenn religiöse Eiferer ihre Ideologien und Indoktrination nicht nur innerhalb einer radikalen Gruppe ausleben, sondern möglicherweise einen ganzen Staatsapparat kontrollieren.
Ich stimme Shlomo Sand zu, wenn er sagt, die israelische Gesellschaft müsse sich neu definieren, um ein Land für alle zu werden und nur wenn sich Israel als Teil des Nahen Osten versteht, es eine Chance auf Frieden hat.