Wenn man zurück zum Anfang geht, dann sind Frau und Mann in ihrer Ebenbürtigkeit sich gegenseitig eine Hilfe. Eine Hilfe, damit der Mensch sein Wesen lebt - zu lieben. Der Mann klebt an der Frau, weil er zuvor das Alleinsein inmitten der Schöpfung erfahren hat. Der Mann, als Erfahrener in Sachen Einsamkeit braucht die Frau, um sein Wesen als Beziehungswesen zu leben. Die Frau hingegen hat niemals dieses Alleinsein erlebt, sie ist von Anfang an zur Gemeinschaft erschaffen. Darin ist sie Hilfe. Ihre Fruchtbarkeit dient dazu, die Erde zu füllen, deren Fülle zu genießen und überall Gemeinschaft zu schaffen. Das sind die paradiesischen Zustände.
Dann jedoch der Sündenfall und es ändern sich die Parameter. Nun herrscht der Mann über die Frau, anstatt dass sich beide ohne Scham als ebenbürtig erkennen und die Frau hat nun verlangen nach dem Mann, weshalb sie seine Herrschaft zulässt. Die Bindekraft der Liebe ist nun eine andere geworden. Auch die Fruchtbarkeit der Frau hat eine andere Konnotation erhalten: sie dient als Ersatz dafür, die Ewigkeit, die der Mensch ins Herz eingesenkt bekam, und welche durch den Tod verloren ging, wieder "materiell" herzustellen: in seinen Nachkommen meint der Mensch nun die Ewigkeit, die Unsterblichkeit wiedergewinnen zu können. Darum die Geschlechterregister, darum der Name, den Adam der Frau gibt: Eva, Leben, als Ersatz für das verlorene ewige Leben (kulturgeschichtlich ein Hinweis Wechsel Matriarchat-Patriarchat, vom ersteren aber noch etwas im Judentum blieb - man ist "völkischer" Jude, wenn man von einer jüdischen Mutter abstammt und beschnitten).
Deshalb später die Sorge Abrams, er habe keine Nachkommen. Gott geht liebevoll darauf ein und verschafft Nachkommen. Die Liebe nach dem Sündenfall ist jedoch nicht mehr paradiesisch. Nur wenige gute Ehen werden in der Bibel überliefert, vielleicht Boas und Rut, und hebräische Frauen scheinen Probleme mit ihrer Fruchtbarkeit zu haben. Romantische Liebe gab es (sonst wäre das Buch Hohelied nicht entstanden), nicht mehr wie heute, aber meist war es pragmatische Liebe: Viele Nachkommen schaffen Sicherheit und Wohlstand. Eine Frau für die Erotik, eine andere für den Fortbestand der Sippe - die Liebe wurde, wie heute geteilt. Fruchtbarkeit und Sex waren nicht mehr eins.
Wie verdorben die Sünde die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau machte, liest sich z.B. hier:
https://www.bibleserver.com/EU/Richter19%2C01
Ähnlich wie später bei den Römern der Raub der Sabinerinnen, wurde zuvor der Stamm Benjamin nach dieser Episode wieder mit Frauen "versorgt". Hier wird ihr "Nutzen" besonders deutlich:
https://www.bibleserver.com/EU/Richter21%2C1
Servus