Fridays gegen Altersarmut

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PeB
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 09:43
PeB hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 09:32 Die Kommunen sind längst vorbereitet. Wir haben als r2g-Stadtregierung bereits vor Jahren die Vorbereitungen und Planungen durchgeführt und warten nur auf Gelder vom Bund - die nicht kommen.
Verstehe ich nicht: Es gibt finanzierbare Pläne und Land für Sozialwohnungs-Neubauten, zu denen das Geld nicht kommt? - Ich kenne es nur umgekehrt: Geld ist da, aber Genehmigungs-Verfahren dauern zu lange bzw. die Gemeinden können ihren Anteilt nicht leisten, weshalb Bund-Geld verfällt.
Das kann erklärt werden. Beides stimmt: das Geld der Bundesregierung für den sozialen Wohnungsbau geht zunächst an die Länder und muss von dort weiterverteilt werden. ;)
Es ist sehr spezifisch unterschiedlich, nach welchem Schlüssel die Länder das verteilen - oder auch nicht verteilen.
Hier war es u.a. so, dass es lange Zeit - trotz Zuweisung von Bundesmitteln an das Land, hieß, das Land habe keine Mittel dafür. Erst nachdem dann der Druck so hoch war und der Soziale Wohnungsbau auf die politische Tagesagenda kam, hieß es plötzlich: aaah, wir haben noch etwas Geld in diesem oder jenem Haushaltsposten gefunden.

Die Bundesmittel werden also in bestimmte Haushaltsbereiche "eingelagert", von wo sie dann eigentlich weiterverteilt werden sollen, aber es scheint auch so zu sein, dass davon womöglich andere Projekte mitfinanziert werden. Wir hatten hier beispielsweise den Skandal um den "vierten Pavillon" des Saarlandmuseums, dessen Baukosten während der Bauzeit von 9 Mio. auf 39 Mio. angestiegen sind und der auch ausfinanziert wurde. Woher kam - um Schuldenland Saarland - denn das Geld dafür??
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 09:58 Die Bundesmittel werden also in bestimmte Haushaltsbereiche "eingelagert", von wo sie dann eigentlich weiterverteilt werden sollen, aber es scheint auch so zu sein, dass davon womöglich andere Projekte mitfinanziert werden. Wir hatten hier beispielsweise den Skandal um den "vierten Pavillon" des Saarlandmuseums, dessen Baukosten während der Bauzeit von 9 Mio. auf 39 Mio. angestiegen sind und der auch ausfinanziert wurde. Woher kam - um Schuldenland Saarland - denn das Geld dafür??
Umwidmung, gell? --- Im Grunde ist das nicht anders in Moskau, nur rechtsstaatlich eleganter. --- Solche Manöver sind auch in der Wirtschaft gang und gäbe.

Ich würde sogar unterstellen, dass es schlaue Leute gibt, die sagen: "Lass uns Mittel für sozialen Wohnungsbau beim Bund anfordern, damit wir etwas haben, was wir umwidmen können". - Das wäre Verhalten à la Strategie-Handeln in der Wirtschaft. - Das sind dann die Leute, die Boni bekommen, weil sie Geld beschafft haben, also "Leistungsträger" sind. - Semper idem.
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 10:01 Ich würde sogar unterstellen, dass es schlaue Leute gibt, die sagen: "Lass uns Mittel für sozialen Wohnungsbau beim Bund anfordern, damit wir etwas haben, was wir umwidmen können".
Genauso läuft das. Allerdings immer mit der Selbst-Legitimation, indem man so etwas sagt wie: die Kommunen sind ja eh noch nicht so weit und die Genehmigungsverfahren dauern so lange. Bevor das Geld verfällt... ;)
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 10:51 Allerdings immer mit der Selbst-Legitimation, indem man so etwas sagt wie: die Kommunen sind ja eh noch nicht so weit und die Genehmigungsverfahren dauern so lange.
Das Schlimme dabei: Wenn man es lange genug macht, glaubt man es selber.

In der Wirtschaft haben nur die Besten gemerkt, dass es eine Show ist. - Ich war sehr erstaunt, wie flach Denken bei der Mehrheit war, die das Doppelte und Dreifache von mir verdient haben (und mein Monatsgeld war überdurchschnittlich). - Wobei wir bei einem Thema sind, das wir in einem anderen Thread hatten: Was ist Sünde, wenn Betroffene nicht im geringsten auf die Idee kommen, dass sie sündigen?
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 12:46 Ich war sehr erstaunt, wie flach Denken bei der Mehrheit war
Das Denken kann nach Maßgabe einzelner gar nicht flach genug sein, wenn es Profit einbringt. ;)
Hiob hat geschrieben: Sa 14. Mär 2020, 12:46 Was ist Sünde, wenn Betroffene nicht im geringsten auf die Idee kommen, dass sie sündigen?
Mich bringt das noch auf einen anderen Gedanken (der besser zum Threadtitel passt).
Ich hadere immer mit der Almosenpolitik der Konservativen; also am Beispiel: statt staatlicher Vorsorge die Etablierung von Tafeln begrüßen.

Was ist nun christlich? Vorsorge zu treffen, damit es in einem reichen Land wie dem unseren erst gar keine Armut geben kann? Oder zuwarten, bis Armut sich etabliert hat und dann Almosen geben?
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Mo 16. Mär 2020, 11:57 Was ist nun christlich? Vorsorge zu treffen, damit es in einem reichen Land wie dem unseren erst gar keine Armut geben kann? Oder zuwarten, bis Armut sich etabliert hat und dann Almosen geben?
Beides ist christlich. - Das erste als Vision ("So müßte es sein"), das zweite zur Schadensbegrenzung. - Im Grunde spielt Deine Frage in den Unterschied zwischen "fundamental" und "pastoral" hinein. - Dazu kommt: Die Irrungen und Wirrungen innerhalb des Christentums sind so groß, dass die erste Version gar nicht als gut akzeptiert wird - man setzt mehr auf "Leistungs-Gesellschaft", ohne zu reflektieren, was das ist. - Die Spitze dieses Irrens und Wirrens ist dann das sog. "Wohlstandsevangelium".
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Mo 16. Mär 2020, 16:40
PeB hat geschrieben: Mo 16. Mär 2020, 11:57 Was ist nun christlich? Vorsorge zu treffen, damit es in einem reichen Land wie dem unseren erst gar keine Armut geben kann? Oder zuwarten, bis Armut sich etabliert hat und dann Almosen geben?
Beides ist christlich. - Das erste als Vision ("So müßte es sein"), das zweite zur Schadensbegrenzung. - Im Grunde spielt Deine Frage in den Unterschied zwischen "fundamental" und "pastoral" hinein. - Dazu kommt: Die Irrungen und Wirrungen innerhalb des Christentums sind so groß, dass die erste Version gar nicht als gut akzeptiert wird - man setzt mehr auf "Leistungs-Gesellschaft", ohne zu reflektieren, was das ist. - Die Spitze dieses Irrens und Wirrens ist dann das sog. "Wohlstandsevangelium".
Kann man so sehen.
Ist es aber christlich, nichts gegen Armut zu unternehmen, um dann - wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist - Almosen zu geben?
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von Travis »

PeB hat geschrieben: Di 17. Mär 2020, 08:20Kann man so sehen.Ist es aber christlich, nichts gegen Armut zu unternehmen, um dann - wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist - Almosen zu geben?
Beziehe ich diese Frage auf mich liest sie sich so, als hätte ich etwas gegen Armut unternehmen können, es jedoch unterlassen. Dem ist nicht so, weshalb die Frage falsch gestellt ist.

Armut hat es bereits vor mir gegeben und hat mich selber betroffen. Auch heute bin ich nicht reich. Der Wirkungskreis mit dem ich Armut bekämpfe(n kann) ist also nicht sehr groß und ist nicht dazu geeignet „die Armut“ als weltweites Phänomen zu bekämpfen, egal ob ich den 10ten oder wesentlich mehr gebe.

Ich soll dem Essen geben, der Hunger hat. Folge ich dem, beende ich seinen Hunger, nicht seine Armut. Das Kind liegt längst im Brunnen. Wir werden Armut auf dieser Erde niemals ganz ausmerzen können, was allerdings auch nicht die primäre Aufgabe von Christen ist bzw. wäre. Was wir zu geben haben, ist geistlicher Reichtum im Evangelium des Jesus Christus.

Also gebe ich in meinem Umfeld „Almosen“ und folge Petrus in Apg 3,6... auch wenn es dabei selten zu solchen Wundern kommt.
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von PeB »

Travis hat geschrieben: Di 17. Mär 2020, 08:35
PeB hat geschrieben: Di 17. Mär 2020, 08:20Kann man so sehen.Ist es aber christlich, nichts gegen Armut zu unternehmen, um dann - wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist - Almosen zu geben?
Beziehe ich diese Frage auf mich liest sie sich so, als hätte ich etwas gegen Armut unternehmen können, es jedoch unterlassen. Dem ist nicht so, weshalb die Frage falsch gestellt ist.
Ich spreche auch nicht von dir als Individuum.
Travis hat geschrieben: Di 17. Mär 2020, 08:35 Armut hat es bereits vor mir gegeben und hat mich selber betroffen.
Und die Kernfrage lautet: müsste es sie noch geben - in unserer Gesellschaft?

Sollte nicht gerade die Partei, die sich "christlich" nennt, für eine gerechtere Gesellschaft arbeiten?

Beispiel: Altersarmut.
Das System wurde mutwillig auf Teilprivatisierung getrimmt. Man muss also heute Rentenanspruch bei privaten Anbietern einkaufen - was man nur kann, wenn man ein Einkommen besitzt, was das erlaubt. Ich bin heute in der Lage, mir eine Betriebsrente zu finanzieren und könnte auch eine Privatrente abschließen. Aber vielen Menschen fehlt dazu die Einkommensgrundlage, so dass sie - trotz lebenslanger Arbeit - am Ende womöglich nur eine Grundrente haben, die nicht ausreicht und aufgrund der normalen Teuerungsrate immer weniger wird. Dass es aber auch anders geht, wissen wir - weil wir mal ein anderes Rentensystem hatten und weil es in anderen Ländern besser läuft. @Michael: ich glaube in Österreich ist die Lage der Renten deutlich besser. Es würde ausreichen, wenn alle Berufsgruppen in ein solidarisches Rentensystem einzahlen würden.
Beispiel: Kinderarmut.
Kindergeld wird auf Hartz-IV angerechnet. Das heißt, dass Kinder in die Bedarfsgemeinschaft eingegliedert sind und die staatliche Zusatzleistung Kindergelt nicht zum Tragen kommt, weil ich gleicher Höhe der Hartz-IV-Betrag weggekürzt wird. Deshalb leben Kinder unter Umständen von Geburt an in Armut.

Und das alles in einem Land, wo die andere Seite der Gesellschaft Milliardenvermögen aufbauen kann.

Von dieser Ungerechtigkeit rede ich - und kompensiert wird sie durch staatliche Almosenpolitik.
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Re: Fridays gegen Altersarmut

Beitrag von Travis »

PeB hat geschrieben: Di 17. Mär 2020, 08:50 Und die Kernfrage lautet: müsste es sie noch geben - in unserer Gesellschaft?
Nein, natürlich nicht. Weshalb es sie trotzdem gibt, ist offensichtlich. „Man“ versucht es den Markt und die Menschen regeln zu lassen und gibt einen Hauch von sozialen Rahmenbedingungen dazu. Da steht der Ausgang von vornherein fest.
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