jsc hat geschrieben: ↑Sa 18. Jan 2025, 09:45
Ich bin mal in Südamerika bei traditionellen Mennoniten gewesen. Dort leben viele Menschen noch genau so wie ihre Vorfahren. Befolgen Traditionen und gehen sogar jeden Sonntag in die Kirche - doch bei den meisten hat der Glaube nie ihr Herz erreicht und brauchen Bekehrung.
Erstaunlich, jsc ..
so kannte ich dich gar nicht. Danke für diesen Text, er bringt schon einigen Hintergrund.
wohnst du eigentlich, in Deutschland?
Ich finde die Geschichte solcher Gemeinschaften wirklich faszinierend. Die konsequente Bereitschaft, neue Länder aufzusuchen, wieder ganz neu anzufangen. Es ist Teil der europäischen Religions-Geschichte. Die Machtkirchen waren ungemein beherrschend und kleinere sehr entschlossene Gemeinschaften nahmen das ganz große Abenteuer auf sich, sichere Plätze in der damals noch unsicheren Welt zu suchen.
Wobei man kritisch anmerken sollte, dass ein Bekenntnis nur zu Jesus nicht ausreicht. Es ist immer kombiniert: Gott und die Tradition - und letztere ist meisten DEUTLICH wichtiger. Nach außen kann es sein, dass es nicht so genannt wird - sogar abgestritten. Aber aus der Innensicht wird schnell klar, dass das so ist..
Wenn man bedenkt, wer alles das "Bekenntnis nur zu Jesus" benutzt, dann ist es verständlich wenn sich traditionelle Gemeinschaften abgrenzen. Natürlich entstehen dort wie überall auch selbstgefällige Brauchtümer. Und junge Intellektuelle, die erstmal alles hinterfragen, werden wohl als Ruhestörer verdrängt?
Wenn man genau hinsieht, dann ist in vielen Gemeinschaften (Gemeinden) mit Erwachsenentaufe üblich eine sogenannte "Kindersegnung" durchzuführen, die einer Kindertaufe SEHR ähnlich ist (es fehlt nur der äßere Akt) und wenn man dies weglässt ist die biblische Begründung und der Bewegrund der Eltern bei beiden SEHR ähnlich. Auch in der katholischen und evangelischen Landeskirche ist man erst mit Kommunion und Konfirmation vollwertiges Mitglied (quasi deren "Erwachsenentaufe"

)
Ja kann sein. Ich bin evangelisch "konfirmiert", aber es war ein Witz. Nicht mal meinen Taufspruch (wer sollten ein Bibel-Zitat) aussuchen, wurde dann auf die Urkunde gedruckt. Ein anderes stattdessen. Aber aus dieser Staatskirche austreten, Jahrzehnte später, dazu reichte ein Blick in die Geschichte: Früher war ihr Nazis, heute seid ihr NATO. Und raus aus dem Verein der scheinheilig ewig-Angepassten.
Von daher finde ich es hervor zu heben: es gibt Christen, darunter auch die JZ, die vorbildhaft jeden Fahneneid verweigern, genauso wie das Töten anderer Menschen auf Befehl. Für jeden christlichen Befehlsverweigerer, wenn dem ein Ehrenmal errichtet wird, würde ich tagelang Ziegelsteine tragen, viele Kilometer zu Fuss.
Ich erlebe das tatsächlich anders. "Hard working christian men" sind hier lokal bei den Firmen sehr beliebt
Deshalb meine Frage vorher: wo lebst du denn.
Mennoniten haben als Besonderheit die sehr starke Prägung als Pazifisten - sie versuchen über die Jahrhunderte dem Dienst an der Waffe zu entkommen, weil sie die Bibel so auslegen, dass sie niemals Menschen töten wollen.
Für mich vollkommen klar. "Liebet eure Feinde" - ein prinzipielles Gebot. Wer töten will wird genauso getötet werden, das ist wie Naturgesetz. Ich denke, jeder Mensch, der Gott atmet, kann nicht töten. Menschen, die im Staatsgehorsam, im Kirchen-Eifer oder von den Medien gebrainwasht wurden, werden auch fähig irgendwann, ihre eigene Familie zu töten.
Haben die Mennoniten so etwas wie einen Ur-Begründer? Oder war es eine Schwarmintelligenz, aus der einige Anführer hervor kamen. ?? Ich finde: Mennoniten und ähnliche Gemeinschaften, die von Europa aus in andere Welten ausbrachen, alle zurück liessen, sollte man ernsthaft untersuchen. Zunächst scheint es mir, es waren Gutwillige, die dem Wahnsinn ausgewichen sind.
Wer sich zum Menschen töten drillen lässt, der lässt sich zum Zombie ausbilden. Ausbilden ist das falsche Wort: er wird vom Mensch zu Tier zurück geformt.
Meine Familie ist dann in zwei Teilen aus dem ostfriesischen Raum in Richtung Danzig gezogen. Dort hat man den zweiten Teil getroffen, der aus dem süddeutschen bzw. schweizerischen Raum über Böhmen und Mähren in Danzig eintraf. Dort zogen sie gemeinsam in die Ukraine.
Eine so interessante Geschichte, jsc. Ich hoffe, du gibst noch mehr davon Preis. (meine Familie mütterlicherseits kommt aus Pommern, die andere Seite aus Thüringen. Einmal Landwirte, einmal Bergbau) Es gab bis auf einen ungeklärten Fall keine Auswanderer.