Was geht in Putins Kopf vor?

Politik und Weltgeschehen
Claymore
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Claymore »

Johncom hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 02:20Nun hat USA ja selbst ein verbrecherisches Regime. Der Journalist Julian Assagne ist inhaftiert auf wessen Anordnung? Seien Plattform hatte Beweise zu amerikanischen Kriegsverbrechen veröffentlicht.
Wie immer: als ob das jetzt an den Verbrechen der anderen auch nur irgendwas ändern würde.

Es ist natürlich unmenschlich und verbrecherisch was mit ihm (und Chelsea Manning) passiert. Durch nichts zu rechtfertigen, schamlos und maximal verlogen.

Aber es ist keine geheime, imperialistische Verschwörung, oder eine meisterhafte Manipulation. Die US-Kriegsverbrechen wurden veröffentlicht - aber so wahnsinnig scheint sich die amerikanische Öffentlichkeit nicht darum zu kümmern.

Die akzeptieren nicht nur diese unmenschliche Behandlung der Whistleblower, sie setzten sich teilweise sogar aktiv dafür ein.

Große oder zumindest sehr laute Teile haben sich ganz alleine, ohne äußeres Zutun, selbst ideologisch verstrahlt.

"Believe women" oder gar "believe all women" war ein "so tun als ob", und das holt einen immer ein. Damit wurde ein weiteres Einfallstor geschaffen wo Freiheit und Gerechtigkeit den politischen Machtspielen geopfert werden. Ahnungslose Feministinnen schrien jegliche Kritik an den erfundenen (siehe Nils Melzer) Vergewaltigungs-Vorwürfen gegen Assange nieder - auch Michael Moore knickte ein. "Glaubt allen Frauen! Assange entzieht sich der Gerechtigkeit!"

Assange der Sexualstraftäter. Das ist interessanter als dass US-amerikanische Söldner Kinderprostitution sponsorten. Eigentlich atemberaubend: Steuergelder für Kinderprostitution.

Ja, so langsam kommt die Wahrheit ans Licht, aber nun hat man das Interesse verloren oder will nicht an vergangene Peinlichkeiten erinnert werden.

Umgekehrt, galt Chelsea Manning einfach als Verräterin für Republikaner. Als Obama sie begnadigte, da hagelte es nur so von Kritik: "Eine Landesverräterin begnadigt man nicht!". Dass Trump aus reiner Eitelkeit top-secret Dokumente mit nach Mar-A-Lago nimmt, wo er Parties feiert und jeder mal nen Blick rein werfen kann, das ist für diese Typen dann wieder ok.
Johncom hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 02:20Der Denkfehler vieler besteht aber darin, zu glauben, westliche Kriege wollten Bevölkerungen "befreien" oder deren Leben sonstwie verbessern. Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen wurden überwiegend zerstört. Die USA haben nur wirtschaftliche Motive. Die Besetzung Afghanistans bot die Chance, einen schmalen Landweg nach China zu haben, Saddam Hussein war so frech, seinen Öl-Handel auf Euro umzustellen. Libyens Staatchef Gaddafi plante eine Goldgestützte Währung für Afrika.
Ja, das ist ein Denkfehler. Und wer begeht denn den? Ich sicherlich nicht. Schon vor zwei Wochen habe ich geschrieben:
Claymore hat geschrieben: So 28. Aug 2022, 12:35 Natürlich war Kuwait überhaupt nur wegen des Öls interessant. In Ruanda gibt's nix und da hat sich keiner berufen gefühlt etwas gegen den Genozid zu unternehmen.
Oder nochmal Afghanistan: jeder weiß, dass in den 1980ern die USA "fragwürdigste" militante Islamisten mit Waffen belieferten um gegen die Sowjets zu kämpfen - nur um dann die armen Afghanen wieder von deren Nachfolgern zu befreien.

Dennoch könnte es sein, und das werden wohl viele Menschen hierzulande insgeheim hoffen, dass diese aus wirtschaftlichen Motiven geführten Kriege, zumindest manchmal als positiven Nebeneffekt die Lage der Bevölkerung dort verbessern.

Das glaube ich insgesamt nicht, wie ich doch explizit im letzten Post schrieb.

Allerdings muss man hier etwas vorsichtig sein: denn es gibt sicherlich Bevölkerungsgruppen, deren Leben sich durch diese Kriege deutlich verbessert hat.

Irgendwie musst du die Szenen doch erklären, wie verzweifelte Afghanen die startenden Jets aufhalten wollen.

Ich denke, du selber würdest als Mitglied der urbanen Mittelschicht in Kabul lieber unter amerikanischen Besatzung leben als unter den Taliban.

Wiegt das nun die Zerstörung und den andauernden Kriegszustand in den Teilen Afghanistans, die man lieber ausblendet, auf? Ich würde sagen: nein. Aber es hätte nicht so kommen müssen, es ist nicht denknotwendig.

"Aber der Krieg wird nicht zur Befreiung geführt" ist so ein typisches johncom emotionales off-topic "Argument". Natürlich wird er nicht deswegen geführt. Und auch nicht um die Situation der Bevölkerung dort zu verbessern. Wobei vielleicht der ein oder andere idealistische Senator oder Abgeordnete nur so verführen lässt... denn den Level an Gleichschaltung wie in deinem gelobten Russland, mit 100% Ja-Sagern und Speichelleckern in der Duma, den hast du im Kongress noch nicht erreicht.

Aber der Krieg könnte rein theoretisch einen solchen positiven Nebeneffekt haben - und für gewisse Bevölkerungsgruppen ist das auch der Fall. Die sieht man dann im Fernsehen. Die Opfer eher weniger.
Johncom hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 02:20Russland hat das Völkerrecht gebrochen, die UN-Mitglieder mussten es verurteilen.
Die müssen gar nichts, die Freunde Russlands wie Nordkorea oder Belarus haben es ja auch nicht getan.
Johncom hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 02:20 Dauerterror, Granatenbeschuss auf die Provinzen, die sich unabhängig erklärten. Seit dem russischen Einfall hat sich der Terror erhöht. Jetzt töten auch NATO-Kaliber. Der gezielte Beschuss ziviler Einrichtungen ist ein Kriegsverbrechen. Die Ukraine wird von der NATO beraten und wahrscheinlich auch ermutigt, Zivilisten zu töten.
Das ist "normal" im Krieg.
Für uns einfache Bürger wird nicht ausgewogen berichtet.
Ich wage nur stark zu bezweifeln, dass jetzt Kreml-Fernsehen schauen, einem wesentlich weiterhilft, zu einem "ausgewogenen Bild" zu kommen.

Wenn du Belege für deine Behauptungen hast, dass die Ukraine gezielt zivile Infrastruktur beschießt, dann nur her damit. Aber bloß irgendein Video, wo eine Dame mir das erzählt, das reicht nicht. Das ist nur Recht und billig, denn für dich reichen schließlich nicht mal Videoaufnahmen, Satellitenaufnahmen, und unabhängig analysierte Drohnenaufnahmen.

Es wäre absurd zu meinen, dass es keine "Kollateralschäden" durch die Ukraine gibt, oder dass sie nie Zivilisten übermäßig in Gefahr bringen, und es auch keinerlei fragwürdige Elemente in der ukr. Armee gibt (man denke an Boatsman Boys), denen man Kriegsverbrechen zutrauen kann.

Aber dass sogar die Order von oben kommt, die NATO sagt "tötet Zivilisten", das ist eine atemberaubende Behauptung. Nicht weniger grotesk als umgekehrt, dass Putin persönlich solche Befehle geben würde.

Und selbst wenn das alles korrekt wäre, warum rückte die russische Armee bitte auf Kiew vor? Wen gab es denn da zu "befreien"? Klar der Kreml-Spin ist nun "war ein Ablenkungsmanöver". Das glaube wer kann, angesichts der atemberaubenden Verluste bei der Aktion. Ach, die werden im Kreml-Fernsehen natürlich auch nicht thematisiert.
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von CoolLesterSmooth »

jsc hat geschrieben: Sa 10. Sep 2022, 22:26 Zur Zeit spukt in seinem Kopf vermutlich die Frage, warum die Ukraine seine Erfolge im Osten nach 6 Monaten innerhalb von weniger als einer Woche zunichte machen konnte...
Alles eine strategische und von langer Hand geplante Umverteilung von Personal, um Johncoms "wahrscheinliche"! Nachkriegskarte umzusetzen. /s

Angesichts der Menge zurückgelassenen Materials wäre es nun doch mal angebracht, dass deutsche Intellektuelle(und -n-Darsteller) einen Brief an Putin schreiben, um ihn darauf hinzuweisen, dass er durch diese Waffenlieferungen (noch dazu mit minderwertigem Material) an die Ukraine den Krieg unnötig verlängert. /kinda s

Wobei es durchaus interessant war, den russischen Propagandaoutlets wie Vladimir 'ruzzian-Alex-Jones' Solovyov dabei zuzusehen, wie sie sich bemühten, den Entwicklungen einen positiven oder zumindest relativierenden Spin zu verpassen.
Zum Glück hatte Solovyov (Edit: Name korrigiert) aufmunternde Worte: keine Panik, denn schon Stalin forderte, wer Panik bekommt, soll erschossen werden. /leider kein s
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Claymore
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Claymore »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 17:07 Alles eine strategische und von langer Hand geplante Umverteilung von Personal, um Johncoms "wahrscheinliche"! Nachkriegskarte umzusetzen. /s
Läuft doch alles, wie Putin es vorhergesagt hat: Ukrainer mit Tränen in den Augen, jubeln den einrückenden Soldaten zu. Ok, falsche Flagge 🇺🇦, aber wer wird sich an so einer Kleinigkeit bitte aufhängen...
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Johncom
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Johncom »

Claymore hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 14:30
Und selbst wenn das alles korrekt wäre, warum rückte die russische Armee bitte auf Kiew vor? Wen gab es denn da zu "befreien"? Klar der Kreml-Spin ist nun "war ein Ablenkungsmanöver". Das glaube wer kann, angesichts der atemberaubenden Verluste bei der Aktion. Ach, die werden im Kreml-Fernsehen natürlich auch nicht thematisiert.
Ob Kreml-Fernsehen oder CNN (NATO-Medien) .. ein annähernd objektives Bild kann man sich bilden wenn man die Medien beider Lager liest.
Auf Thomas Röpers Seite https://www.anti-spiegel.ru/ sind die wichtigsten russischen Darstellungen übersetzt. Er sagt ja nicht, dass er alles überprüfen kann, er übersetzt nur. Und macht nach Möglichkeit eigene Reisen in die Kriegsgebiete.
Atemberaubenden Verluste des Gegners melden oder schätzen, das ist normale Propaganda-Küche um die Moral auf der eigenen Seite zu erhöhen.
Als ich klein war, sah ich die ZDF-Nachrichten abends, Amerika meldete ständig Verlustzahlen der Nordvietnamesen aber Jahre später gab man zu, es waren simple Berechnungen. Jede abgeworfene Bombe - aha so und so viele Opfer.
Wie man sieht, bekommen auch russische Journalisten nur offizielle genehmigte Nachrichten.

Aber es ist keine geheime, imperialistische Verschwörung, oder eine meisterhafte Manipulation. Die US-Kriegsverbrechen wurden veröffentlicht - aber so wahnsinnig scheint sich die amerikanische Öffentlichkeit nicht darum zu kümmern.
Aber klar doch. :D Geheime, imperialistische Verschwörungen das sind Fantasiegespinste von Aluhüten. So was gibts nicht. Und J.F. Kennedy redete kompletten Unsinn 1961 in New York:




Ich selber glaube nicht an Verschwörungen sondern denke, so wie heute verlief die ganze "imperiale" Geschichte. So lange wir auf Geschichte zurückblicken können, erkennen wir die gleichen Machtspiele. Und sie werden von heutigen Militärstrategen weiterhin gelehrt. Wie das römische Reich seine Macht ausdehnte, das britische Reich ...
“In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.”
https://www.zaronews.world/zaronews-pre ... ieg-geben/
Ich kann schlecht einschätzen, wie groß der Anteil der Amerikaner ist, der sich über Kriegsverbrechen empört. Der Vietnam-Krieg musste beendet werden, weil es zu viele eigene Opfer gab. Seitdem greift Amerika fast nur aus der Luft an. Und wie in Libyen und Syrien steckt es Geld und Training in einheimische billigere Kräfte. In Libyen kämpfte Al Kaida für westliche Interessen. Oder sagen wir für westliches und saudisches Geld.
In der Ukraine nicht anders, wenn es stimmt, bezahlt die USA das ukrainische Militär und sogar die Gehälter der Regierung in Kiew.
Amerika würde nie gegen ein starkes Russland kämpfen, weil das Volk gegen eigene Opfer protestiert. Deshalb die Strategie, Russland über den jetzigen Krieg zu schwächen und wenn möglich weitere Fronten zu eröffnen.
Dieser Krieg begann 2014, ständiger Terror gegen die östlichen Provinzen, zivile Ziele wie Schulen, Krankenhäuser, Marktplätze.
Die Volksgemeinschaft der Russen permanent provozieren, wütend machen. Gleichzeitig verrückte Doping-Vorwürfe gegen russische Athleten, Ausschluss von olympischen Spielen usw ... Man hat genau studiert, wo liegt der russische Stolz und wo kann man ihn verletzen.
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Johncom
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Johncom »

Claymore hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 14:30 Allerdings muss man hier etwas vorsichtig sein: denn es gibt sicherlich Bevölkerungsgruppen, deren Leben sich durch diese Kriege deutlich verbessert hat.
Das sind wohl sehr kleine Bevölkerungsgruppen, die oberen 10.000 dieser Welt, die ihre Milliarden bei Blackrock angelegt haben.
Die profitieren nicht nur vom lange erhofftem Rüstungsboom, auch vom nötigen Wiederaufbau. Jedes zusammengebombte Land muss "Hilfsgelder" annehmen, das bedeutet Verschuldung in alle Ewigkeit und einen enormen Dauergewinn für die Geldverleiher.
Wir vergessen immer wieder: Krieg ist rein geschäftlich. Das vergessen wie weil die Medien, die den gleichen Inverstoren gehören, uns mit humanitär klingenden Botschaften zumüllen. Als kämpfe da eine "demokratische" Armee gegen einen blutrünstigen Tyrannen.
Das ist leicht zu erkennen an der vorgegebenen Sprachwahl der Medien. Jeder Kriegsgegner wird zum Diktator, Despot, Tyrannen gestempelt.
Man selbst sei "gute" Seite der Welt, die ja nur demokratische Ansichten hat.
Irgendwie musst du die Szenen doch erklären, wie verzweifelte Afghanen die startenden Jets aufhalten wollen.
Das kann ich nicht, aber ich würde erst mal prüfen, wer diese Bilder gemacht hat.
Gestern war der Jahrestag des 11. Septembers. Auch damals wurden sehr fragwürdige Bilder um die Welt geschickt.
Wenn du Belege für deine Behauptungen hast, dass die Ukraine gezielt zivile Infrastruktur beschießt, dann nur her damit. Aber bloß irgendein Video, wo eine Dame mir das erzählt, das reicht nicht. Das ist nur Recht und billig, denn für dich reichen schließlich nicht mal Videoaufnahmen, Satellitenaufnahmen, und unabhängig analysierte Drohnenaufnahmen.
Unabhängig analysiert, so hört sich schön an bei ZDF, ARD ... aber folgen die nicht vielleicht bestimmten Anweisungen?
Ein deutscher Filmemacher begann 2014 mit seiner Dokumentation, die 2015 fertig war:




Ich finde, so was gehört in einen öffentlichen Diskurs. In früheren Jahre hätte man das im Fernsehen wie Arte gezeigt und pro und contra debattiert.
Es lastet ein Interessendruck auf unseren Medien. Nicht mehr der Frieden sondern das Machtringen bestimmt das Angebot.
Und das sehe ich als eine Krise im Westen, wie es sie Zeit meines Lebens nicht gab. Ich bin nicht böse darüber, viel mehr dankbar, diese Zeit zu erleben.
Wir können heute Fehler gut machen, eine Chance, die unsere Großeltern nicht hatten.
Oder anders, sie hatten die Chance aber der Druck der Macht war gewaltig.
Heute ist die Macht der Menschen, die Frieden, Freiheit und ehrliche Medien fordern, gewaltig und der Staat rüstet seine Polizei auf und bereitet das Militär auf Straßeneinsätze vor. Der Macht-Staat ist in seinem Inneren sehr schwach, die Menschen werden stärker.
Ein interessanter Herbst steht bevor.

Denn auch der bisher völlig unpolitische kleine Bürger soll horrende Preise bezahlen für seine Grundbedürfnisse.
Ist das wirklich nötig? Ist Russland unser Feind? Die Leute werden sich sicher auch fragen: freut sich die US-Wirtschaft, wenn die europäische still gelegt wird?
jsc
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von jsc »

Im russischen Staatsfernsehen ist man offensichtlich nicht mehr 100% überzeugt, dass noch alles nach Plan läuft und es überhaupt eine gute Idee war den Krieg unter der Voraussetzung zu führen, dass "es die Ukraine als Volk und Sprache etc gar nicht gibt und vernichtet werden muss". Bis jetzt sind "Putins Berater" schuld, die ihm gesagt haben sollen, dass die ukrainische Bevölkerung sie mit offenen Armen empfangen werden etc.
Achtung! Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, niemand aber hat das Recht auf eigene Fakten.

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
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Travis
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Travis »

Mein Eindruck ist, dass Herr Putin nicht mit dem aktuellen Verhalten der meisten Ukrainer gerechnet hat. Vor ein paar Tagen las ich, dass es 2014 bei der Krim tatsächlich so war, dass weite Teile der dort stationierten Armee der Ukraine ihre Waffen freiwillig einfach abgegeben haben. Zugejubelt wurde den Russen stellenweise wohl ebenfalls. Wurde ihm vielleicht suggeriert, dass es bei einem Einmarsch im Rest der Ukraine ebenso laufen würde? Seinen Beratern die Schuld zu geben, wäre trotzdem zu kurz. Herr Putin hat sehr viel getan, um die Macht auf sich zuzuschneiden. Da loyale und gleichzeitig mutig-offene Berater zu finden, dürfte schwierig sein.

So wie es sich mir aktuell darstellt, könnte nur ein genereller Zusammenbruch der ukrainischen Armee dazu führen, dass Herr Putin seine Ziele dort erreicht. Am Anfang nicht alles auf Kiew konzentriert zu haben, war vermutlich der Kardinalfehler. Zumindest wenn die entsprechenden Kriegsziele bezüglich der ganzen Ukraine ernst gemeint waren. Jetzt dümpelt man im Osten herum, kommt im Süden nicht weiter und muss mehr und mehr mit der desolaten Versorgungslage kämpfen. Die neu ausgehobenen Freiwilligen-Corps dürfte da keine Wende bringen. Keine Kampferfahrung, kaum Training und keine Erfahrung im gemeinsamen Vorgehen, wie das bei solchen Corps naturgemäß so ist. Man führt im besten Fall lediglich "Frischfleisch" an die Front.

Mir stellt sich die Frage, wie lange Herr Putin sich noch wird an der Macht halten können? Wird er diese "Spezialoperation" politisch überstehen? Wirtschaftlich hat er sein Land isoliert und auf viele Jahre geschädigt. China ist längst kein Ersatz für den dekadenten und konsumhungrigen Westen.
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Johncom »

Travis hat geschrieben: Mo 12. Sep 2022, 08:02 Mir stellt sich die Frage, wie lange Herr Putin sich noch wird an der Macht halten können? Wird er diese "Spezialoperation" politisch überstehen? Wirtschaftlich hat er sein Land isoliert und auf viele Jahre geschädigt. China ist längst kein Ersatz für den dekadenten und konsumhungrigen Westen.
Der Osten ist nicht konsumhungrig?
Wer und wie viele sich im EU-Westen noch was leisten können, das werden Herbst und Winter zeigen.
Es wird geschätzt, alleine die Heizungskosten gehen 10-fach in die Höhe. Ich kann mir das noch nicht vorstellen und auch keine Regierung, die das zulässt.
Herr Putin scheint als "Patriot" in Russland anerkannt. Die Herren Gorbatschow und Jelzin hinterlassen bittere Erinnerungen. Das Volk fror und hungerte, aber der Wodka floss und die Suizidrate war hoch.
Seit Putin ging es ja wieder bergauf mit dem Optimismus. Allerdings flogen die westlichen Konzerne aus dem Land.
Russland ist seit der Putin-Ära bis heute eines der unverschuldesten Staaten.
USA und EU sind verschuldet bis hinter den Mond, dh sie werden 1000 Jahre den Kreditgebern gehorchen müssen.
Russland muss das nicht mehr!
Für die internationalen Geldgeber hat Russland eine Ursünde begangen.
Aber jeder kann sich auch persönlich fragen, wie ist das, unverschuldet zu sein.
Ich finde das super. Endlich frei. :thumbup:

Mein Eindruck ist, dass Herr Putin nicht mit dem aktuellen Verhalten der meisten Ukrainer gerechnet hat. Vor ein paar Tagen las ich, dass es 2014 bei der Krim tatsächlich so war, dass weite Teile der dort stationierten Armee der Ukraine ihre Waffen freiwillig einfach abgegeben haben.


Auf der Krim wurde eine Volksbefragung angeboten und fast 90% der Krimbewohner stimmten für den Anschluss an Russland.
Das war 2014 und mich wundert, dass du das erst vor ein paar Tagen gelesen hast.
Wirtschaftlich hat er sein Land isoliert und auf viele Jahre geschädigt.
Ja, so erzählen es die West-Medien ständig. Man stellt sich selber gerne als groß und stark hin, sozusagen als Weltgemeinschaft.
Inzwischen ist BRICS entstanden, die aufstrebenden Nationen. Der Rubel steht stabil, der Euro verliert. In Russland keine Panik wegen möglicher Inflation - also wer ist jetzt isoliert und schädigt sein sein Volk?
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Johncom
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von Johncom »

jsc hat geschrieben: Mo 12. Sep 2022, 07:40 Im russischen Staatsfernsehen ist man offensichtlich nicht mehr 100% überzeugt, dass noch alles nach Plan läuft und es überhaupt eine gute Idee war den Krieg unter der Voraussetzung zu führen, dass "es die Ukraine als Volk und Sprache etc gar nicht gibt und vernichtet werden muss". Bis jetzt sind "Putins Berater" schuld, die ihm gesagt haben sollen, dass die ukrainische Bevölkerung sie mit offenen Armen empfangen werden etc.
Ach so. Ist das russische Staatsfernsehen doch kein Diktatur-Fernsehen?
Es wurde ja schon behauptet, wer in Russland ne andere Meinung hat wird "abgeholt".
Aber hier sieht man, auch die Russen diskutieren scharf und kontrovers.
Bietet das deutsche Fernsehen auch diese Breite der Ansichten?
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Re: Was geht in Putins Kopf vor?

Beitrag von jsc »

Johncom hat geschrieben: Di 13. Sep 2022, 04:14 Ach so. Ist das russische Staatsfernsehen doch kein Diktatur-Fernsehen?
Doch klar, warum denn nicht?
Es wurde ja schon behauptet, wer in Russland ne andere Meinung hat wird "abgeholt".
Wenn jemand die falsche andere Meinung hat kann das durchaus passieren oder offene Fenster regeln das.
Es gibt und gab immer Debatten im russischen Staatsfernsehen. Man versucht immer die Situation "dem Volk näher zu bringen" - und jetzt ist es halt besonders schwierig und scheinbar ohne Bauernopfer nicht mehr möglich.
Aber hier sieht man, auch die Russen diskutieren scharf und kontrovers.
Bietet das deutsche Fernsehen auch diese Breite der Ansichten?
Na klar. Es gibt sogar noch viel mehr als das. Es fehlen natürlich gefakte "Deutsche oder Amerikaner" etc. und die Typen in Deutschland denken sogar wirklich so und bekommen trotz false balancy immer wieder Sendezeit...
Achtung! Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, niemand aber hat das Recht auf eigene Fakten.

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
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