Der Philosoph Sloterdijk kann das sicher etwas besser beurteilen: Mit dem zeitlichen Abstand sei man heute „eher bereit, Steiner nicht mehr als Guru zu sehen, sondern als ganz normales Genie“
Ja, ein Genius in Geschichten erzählen. Seine esoterische Synthese ist schon so was wie genial.
So viel ich weiß hat er keine Geschichten erzählt. Welche kennst du denn?
Also bist du das Genie? Sogar verständiger als Sloterdijk?
Spice hat geschrieben: ↑Di 25. Okt 2022, 15:11
So viel ich weiß hat er keine Geschichten erzählt. Welche kennst du denn?
Oh - seine Schöpfungsmär vom "alten Saturn", der "alten Sonne"... von Lemurien und Atlantis = das sind keine Geschichten?
Wenn man sich die "Geheimwissenschaft" anschaut, dann liest man ein Fantasieepos großen Stils = was liest du?
Es ist deine Entscheidung dergleichen als Phantasieprodukte anzusehen, ohne etwas anderes anbieten zu können. Für mich sind das Denk- und Vorstellungsmöglichkeiten, solange ich selbst keine Einsicht habe. Anderes aber konnte ich selbst einsehen und damit ist für mich Steiner selbst vertrauenswürdig.
Spice hat geschrieben: ↑Di 25. Okt 2022, 15:32
Anderes aber konnte ich selbst einsehen und damit ist für mich Steiner selbst vertrauenswürdig.
Welche übernatürlichen okkulten Wahrnehmungen hast du - oder konntest du einsehen?
Und inwieweit deckten sie sich mit denen von Herrn Steiner?
Oder waren es nur übersinnliche Wahrnehmungen - ohne direkten Bezug zur anthroposophie?
Für mich sind das Denk- und Vorstellungsmöglichkeiten, solange ich selbst keine Einsicht habe. Anderes aber konnte ich selbst einsehen und damit ist für mich Steiner selbst vertrauenswürdig.
Ja, für dich. Es funktioniert immer mit Anknüpfungspunkten. Der große Rest der Lehre was man nicht nachprüfen kann, füllt die großen Lücken mit einer großartigen Jenseits'Mythologie.
Steiner holt die Menschen ja ab und führt sie im seine selbstkonstruierte virtuelle Wirklichkeit.
„Es ist allein des Menschen würdig, daß er selbst die Wahrheit suche, daß ihn weder Erfahrung noch Offenbarung leite. Wenn das einmal durchgreifend erkannt sein wird, dann haben die Offenbarungsreligionen abgewirtschaftet. Der Mensch wird dann gar nicht mehr wollen, daß sich Gott ihm offenbare oder Segen spende. Er wird durch eigenes Denken erkennen, durch eigene Kraft sein Glück begründen wollen. Ob irgendeine höhere Macht unsere Geschicke zum Guten oder Bösen lenkt, das geht uns nichts an; wir haben uns selbst die Bahn vorzuzeichnen, die wir zu wandeln haben. Die erhabenste Gottesidee bleibt doch immer die, welche annimmt, daß Gott sich nach Schöpfung des Menschen ganz von der Welt zurückgezogen und den letzteren ganz sich selbst überlassen habe.“ [Lit. 8]
Die Lehren, die Rudolf Steiner seinen Anhängern übermittelt,
stellen in ihrer Gesamtheit das umfassendste und eigenartigste System okkulter Wissenschaft dar, das je geschaffen wurde. Griechische, insbesondere pythagoreische und neuplatonische Mystik, indische Theosophie, jüdische Kabbala, christliche Gnosis, Manichäismus, mittelalterliche Astrologie und Alchemie, die Geheimlehren der Rosenkreuzer, die Symbolik der Freimaurer, die theosophischen und
okkulten Elemente in der Philosophie Schellings, alles Mystische bei Goethe und noch vieles andere wurde hier verwendet und zu einer seltsamen Einheit verbunden.«
Dies schreibt nicht ein christlicher Kritiker, sondern der Philosoph Hans Leisegang in seinem Buch "Geheimwissenschaften" [11]
Wer sich, vielleicht heute Nachmittag, einen schönen, ruhigen Film anschauen will, dem kann ich den über Rudolf Steiner empfehlen (englisch mit deutschen Untertiteln):
Ich möchte der Übergöttung Steiners entgegen treten anhand von Kritik.
Bis dahin zeichnet Zander das Bild eines Mannes, der den Mund gerne zu voll nimmt und sich selbst überschätzt. Anscheinend ist Steiner unglücklich, raucht viel, trinkt und bekommt seinen Alltag nicht in den Griff. Zeitgenossen beschreiben ihn als unnahbar, sogar etwas unheimlich. Immer wieder weist Zander darauf hin, dass Steiner ein fachlicher Stümper sei, der polemische Halbwahrheiten verbreite. Bei seinen ständigen Geldsorgen kommt ihm das Angebot, Vorträge für die Theosophische Gesellschaft zu halten, gerade recht. Nach einer eher atheistischen und materialistischen Phase findet er nun zu einer spirituellen Weltanschauung. Steiner selbst bezeichnet rückblickend seine vortheosophische Zeit als "Prüfungszeit" des Schülers auf dem Weg der Einweihung.
