ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Do 8. Mai 2025, 11:52
Die Frage bleibt, ob China nun sozialistisch/kommunistisch ist, oder doch kapitalistisch.
Für mich ist China ein streng kontrollierter kommunistischer Kapitalismus.
Aber man kann auch ganz neu denken ohne die Schablonen, die unsere Gesellschaft anbietet. Mal ganz weg von links-rechts, von demokratisch-autokratisch.
Man könnte auch die Religionsprägung betrachten. In China bekennen sich offiziell die Mehrheiten zum Atheismus. Ich glaube das nicht, denn Konfuzianismus und Taoismus sind tief verwurzelt. Insgesamt ist der Ost-Asiate Harmoniebetont, anpassungswillig, es gibt eine konservative Familien-Kultur. Bei uns ist Streit-Kultur angesagt, Rechthaben wollen, alles neu machen, alles Alte ist "schlecht". So wie der Grönemeier-Titel "Kinder an die Macht" damals, da fand ich das noch ansprechend. Aber heute haben wie Kinder an der Macht, eine feministische Schulsprecherin geht gerade .. (GSD).
Was willst du dem kommunistischen System denn nun vorwerfen ? Dass dessen Feinde es vernichten wollen und es sich dagegen zu verteidigen anstrebt ? Militärischer Wettbewerb macht Kommunismus/Sozialismus kaputt. Das ist nicht auf Wettbewerb angelegt, sondern auf Bedarfsdeckung. Die USA haben die Sowjetunion vorsätzlich in einen militärische Hochrüstungswettbewerb vertrickt, weil sie wussten, dass sie dafür nicht ausgelegt ist. Wenn sie da nicht mitgemacht hätten, gut möglich, das das US Militär einfach einmarschiert wäre. Nicht gegen eine militärische Bedrohung, sondern gegen den ideologischen Feind des Kapitalismus. Warum ist die USA demgegenüber so feindlich eingestellt ? Weil sie Märkte brauchen, auf denen sie ihren Schrott loswerden können. So wie einst England China das Opium aufzwang.
Also ich sehe nicht so sehr ein Land in der Macht sondern eher einen massgeblichen Geld-Adel, der sich immer wieder neue Stützpunkte sucht. USA und GB, dann die heutige EU .. Vielleicht war es so: Dieser Geld-Adel hat die kommunistische Revolution finanziert um erstmal die Zaren-Herrschaft zu beseitigen, damit danach eine modernere Diktatur dieses Riesenreich wirtschaftlich ordnet. Die USA wurden erst "Feind" des Kommunismus, das ging ganz schnell, nachdem das 3. Reich besiegt war. Während des WK2 produzierte Hollywood einen Film, der Väterchen Stalin wie einen sorgenden lieben Reformer darstellte.
Kissinger besuchte China in den 70ern voller Respekt für den Diktator Mao. Der Handel zählt, die Bodenschätze und die Fähigkeit, so große Völker arbeitstüchtig zu machen für heutige Märkte. Das "angelsächsische" Kapital, ob das damals die Briten waren oder heute die 5-Augenstaaten (USA, GB, Kanada, Neuseeland, Australien) studiert sehr genau die Vergangenheit aller Kollonialreiche bis runter zum römischen. Um es genauso zu machen, oder wenn es geht, immer noch etwas besserer.
Ob man die angestrebte Gleichheit im Sozialismus als "alle sind gleich arm" oder "alle sind gleich reich" betrachtet, ist ja relativ. Der Sozialismus will Verelendung überwinden und mehr als nur nacktes Überleben für alle sicher stellen. Natürlich geht das nicht, dass sämtliche Bürger dabei auf einem Niveau leben, wie die Oberschicht in Monaco oder Dubai. Was du als "sozialistischen "jeder ist gleich" Armut" bezeichnest, ist genau dies ja nicht, da hier diese bestimmte Kaste von Bürgerlichen gibt, die auf Kosten des Rests auf höchstem Niveau in Saus und Braus lebt. Das ist Kapitalismus und in ihm grundsätzlich so angelegt : dreckiges Wasser für viele, kostbarster Wein für die Tüchtigsten. Diese vorsätzliche Ungleichheit soll ja als Anreiz zum Arbeiten dienen. Streng dich an, dann kannst du auch Wein trinken.
Die Sklaverei war zu teuer. Wenn die Sklaven alt und krank werden und der Besitzer kümmert sich nicht, schwindet die Arbeitslust. Oder sie könnten sogar rebellisch werden! Also besser man gibt ihnen beschränkte Freiheit, eigenes Geld, dann haben sie etwas Konsum. In Deutschland war der Druck der Sozialisten auch stark, dann wurde, soweit ich weiß, Kranken- und Rentenversicherung für jeden eingeführt. Ja, eine wertvolle Lösung, und für die ärmere Bevölkerung ein Erfolg. Man kann auch sagen, die Schulpflicht, die aber (verständlicherweise) von der Industrie gewünscht ist, denn aus Facharbeitern, die gut rechnen und lesen können, werden Ingenieure. Ja sicher will jede Oberklasse, sei es ein Königreich oder eine Demokratie, ihre talentiertesten jungen Leute zum Fleiß motivieren: gib alles, du kannst ein Sieger sein! Das ist das Wesen der Welt, die gehört ja dem Verführer, Satan oder wie er heißt, und genauso werden auch in sozialitischen Staaten Helden der Arbeit gelobt, ausgezeichnet, bekommen Priviligien.
Diese Denkweise der Klassischen Ökonomie hat nun wirklich rein gar nichts mit Sozialismus zu tun. Das war immer das Denken des historischen Liberalismus von Anfang an. Der hatte nie die Befreiung der Sklaven oder Wohlstand für alle im Sinn. Die Bauern hat man (die Bourgeoisie) nur von den feudalen Verhältnissen befreit und damit in existenziell bedrohliche Lagen gebracht, um sie sogleich per Arbeitsvertrag in die Fabriken zu führen und sich damit als Wohltäter hinzustellen.
Man könnte auch frage, was hatte der Sozialismus im Sinn: das Wohl aller Menschen? Warum konnte er es immer nur zum Teil verwirklichen. Warum kann ein Bauer auf "eigenem" Land mehr Ertrag bringen als eine Kolchose. Aber ich finde auch, Genossenschaften sind eine reale Alternative. Gemeinden, christliche Gruppen, wie die Amish zB, könnten da der Welt ein Vorbild sein: private Selbstbestimmung aber solidarisch untereinander. Nur bitte ohne staatlichen Gesetzeszwang.
Das eigentliche Ding ist die menschliche unreife Psyche. Überall wo Macht lockt, werden sich Egomanen empor schwindeln. Sei es im Kapitalismus oder jedem anderen System. Die cleversten Wissenschaftler, Geheimdienstler im besiegten 3. Reich bekamen sofort Angebote von UdSSR und USA, und weg waren sie. Es geht immer um die Macht und persönliche Angebote. Auch heute: (sogenannte) Flüchtlinge, die erstmal hier in Europa gelandet sind, die dann herausfinden, in den USA verdiene ich 5 mal mehr, sind morgen weg.