Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?
Verfasst: Fr 25. Feb 2022, 10:22
Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe. Nach der Definition von Skeptizismus sind es Menschen, die prinzipiell die Erkennbarkeit der Welt hinterfragen. Du scheinst aber damit mehr solche Menschen damit zu meinen, die eine naturalistische Auffassung für die einzig reale halten und alles was auf etwas anderes hindeutet ständig bezweifeln, ohne sich auch nur auf ein Argument, das sie eines Besseren belehren könnte, einzulassen.Claymore hat geschrieben: ↑Do 24. Feb 2022, 20:50Das problematische am Skeptizismus ist, dass er einen Zustand “so wie die Dinge tatsächlich sind” postuliert.Spice hat geschrieben: ↑Do 24. Feb 2022, 08:19Weshalb sollte der Skeptizismus nicht widerlegbar sein? Der Skeptizismus ist doch keine objektive Realität, sondern eine subjektive Haltung der objektiven Welt gegenüber. Der Skeptiker drückt nur sein ganz persönliches Unvermögen aus existentiell Relevantes erkennen zu können.
Der Skeptiker gibt sich also als Freund der Realität; was nun aber so “handfest” gegeben ist, ist “leider” grundsätzlich nicht erkennbar für uns. Das ist das zentrale Paradox, dass das “einzig echte” ausgerechnet das für uns gänzlich unerkennbare und damit irrelevante sein soll.
Der Skeptizismus ist darauf hin konstruiert, dass es sich bei dieser “echten”, “handfesten”, “ontischen”, “wirklichen” (oder was auch immer sonst noch für Adjektive angehäuft werden, mit denen der Skeptiker den nüchternen, no-nonsense-Typen vorspielt) “Realität” …… am Ende nur um ein abstraktes, menschliches Gedankenkonstrukt handelt.
Ein Planet Lichtjahre entfernt – der soll doch unabhängig von Menschen existieren! Aber den kann man sich ja eben doch nicht “an sich” vorstellen, sondern nur über erfundene Szenarien. Es steckt doch schon in der Beschreibung drin “wenn man mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen könnte, dann könnte man den Planeten zu Gesicht bekommen”.
Ein Objekt frei von allen derartigen Relationen, die es für uns verständlich machen, ist ein Widerspruch in sich selbst.
Wäre man in einer Situation wie in dem Videospiel Returnal, gestrandet auf einem fremden Planeten, der sich in seiner Umgebung traumhaft verändert, gefangen in einem ewigen Zyklus, der auf eigenartige Art die Biographie der Protagonistin reflektiert, Objekte aus ihrer Erinnerung erschafft, würden wir da zweifeln dass er “echt” ist?
Er ist sicher anders als die Erde – aber was sollen wir schon tun? Als Spieler ist dieser Unterschied jedenfalls irrelevant.
Die Umgebung ist die objektive Realität, die damit für alle gilt und an der man sich deshalb immer wieder korrigieren kann.
Jede Umgebung zwingt uns sich auf sie einzulassen. Allein dadurch ist sie echt – was ich im Übrigen nicht als harte Dichotomie verstehe. Ein Traum ist das Paradebeispiel des unechten, aber doch wohl aufgrund seines extrem niedrigen Detailgrads und der starken Trübung des vernünftigen Denkens! Daher ist diese Einlassung nur sehr oberflächlich. Jedoch mag vielleicht sogar jemand im Traum etwas bedeutendes geleistet haben, wer weiß das schon (August Kekulé?).
Träume sind subjektive Realität, d.h. das innere Traumgeschehen wird durch die Vorlieben und Abneigungen der Menschen gesteuert.
Wenn der Mensch - Bsp. Kerkule - ein starkes Interesse hat, etwas Bestimmtes zu erkennen, kann ihm das gerade im Traum offenbar werden, weil nicht sein bewusstes Denken eingreift. Aber es hat ihn in die richtige Richtung gebracht.
Weshalb willst du unserer Welt entfliehen? Das ist so, dass man einfach woanders hingeht, nicht möglich. Aber man kann dieser Welt "entfliehen" indem man sie erkennt und so transzendiert, bzw. überwindet, indem man immer unabhängiger von äußeren Einflüssen wird.
Es handelt sich doch also wohl eher um die Frage, ob wir aus dieser “äußersten” Welt, die wir kennen, entfliehen können.
Ja, das ist klar. Sie sind durch eigenes Bewirken blind.
Das ist eine völlig verständliche und auch sehr angebrachte Frage, allerdings wird man da bei Naturalisten, Materialisten auf taube Ohren stoßen. Daher wird sie unehrlich als skeptisches Problem umformuliert.
Ja, Leute, die meinen, sie haben mit ihrem Naturalismus/Materialismus die Weisheit gefressen, wird man nicht überzeugen können. Die muss man ihrem Schicksal überlassen.Ich habe dafür kein Verständnis. Es ist einfach ein erbärmliches Manöver, wenn einem bzgl. der wahren Frage nichts einfällt.