Re: Das abrahamitische Erbe - 2017
Verfasst: Do 27. Apr 2017, 10:40
-- Parallelen --
Im Nebenthread Ist eine Reform des Islam möglich kam folgender Diskurs zustande, den ich hier einstellen möchte, da bisheriger Verlauf das abrahamitische Erbe bespricht und weitere Erörterungen einen zugehörigen Raum bedürfen.
Im Nebenthread Ist eine Reform des Islam möglich kam folgender Diskurs zustande, den ich hier einstellen möchte, da bisheriger Verlauf das abrahamitische Erbe bespricht und weitere Erörterungen einen zugehörigen Raum bedürfen.
fin hat geschrieben:Das scheint mir eine berechtigte Annahme und kennzeichnet eine grundsätzliche Problematik, die den Frieden der Weltgemeinschaft gefährdet, wobei wir vermutlich alle wissen, daß diese Bedrohung nicht nur vom Islam ausgeht, sondern auch von den übrigen Zweigen, die das abrahamitische Erbe für sich beanspruchen.closs hat geschrieben:Möglich.Pluto hat geschrieben:Ich sehe es eher so, dass der Islam das Ziel hat, die Welt zu regieren; sie werden nicht aufhören dieses vermeintliche Ziel Allahs zu verwirklichen.
Der göttliche Anspruch abrahamitischer Religionsoffenbarungen fördert keine Einheit, sondern entzweit die Völkergemeinschaften, da sie im Kern eine Kastengesellschaft induziert, in der zwischen Gläubigen und dem Rest unterschieden wird und auch entsprechende Maßnahmen gestattet und einfordert, um den eigenen Glauben, die eigene Ideologie, durchzusetzen. (Eine Ausnahme scheint jener Nazarener gewesen zu sein, der von Brüderlichkeit und Nächstenliebe gegenüber allen Menschen sprach und es - laut den Schriften - auch mit aller Kraft zu bewahrheiten suchte. Wir sollten das liebe Wesen aber nicht mit der Bibelzunft verwechseln.)
Guter Halman, ich schätze deine Anstrengungen hier im Forum, durch ausführliche Beiträge belegt, auch deinen Gleichmut gegenüber gefälligen Antworten, wie sie zb. closs gerne ausliefert Ich glaube allerdings, daß man in der Betrachtung des Islams nicht das abrahamitische Erbe vergessen darf und dessen Verkettungen.Halman hat geschrieben:Aber ja, es gibt auch die Täuschung. Diese Taktik nennt man im Islam „Taqiyya“ und „Ma'ariedh“.
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Dies erschwert natürlich einen konstruktiven Dialog, wenn man damit rechnen muss, belogen und getäuscht zu werden.
Was heißt das?
Das Prinzip der Täuschung (etc.) ist nicht nur ein probates Mittel, das durch den Koran eingeflößt wurde, sondern findet sich bereits in der jüd-talmudischen Tradition. Es ist entsprechend in Belehrungen und Geschichten des Talmud aufbewahrt und selbige - die talmudische Lehre - wurde im Laufe der Zeiten von Rabbis und Schriftgelehrten verfeinert und perfektioniert.
Schließen würde ich an dieser Stelle gerne mit dem letzten Beitrag von Novalis, aber nicht wegen seiner Schaumschlägerei, wie zb. ...
... sondern weil zwischen den Seifenblasen auch eine wahre Perle zu finden ist, ein guter Anfang, um die eigene Bewußtheit mit Redlichkeit aufzufrischen.Novalis hat geschrieben: Alle Religionen lehren, dass wir einander lieben und unsere eigenen Fehler herausfinden sollten, ...
Das stimmt wortwörtlich, darum lassen sich auch die Unverträglichkeiten des abrahamitischen Erbes - Wort für Wort - belegen, sie liegen nämlich schriftlich vor!... denn die Sprache ist das Haus des Menschseins, wie mal Martin Heidegger richtig sagte.
closs hat geschrieben:Man sollte "göttliches Wesen" und "menschliche Darstellung desselben" nicht verwechseln - denn letzteres findet immer im "Fürstentum der Welt" statt, ist also IMMER kontaminiert.fin hat geschrieben: darum lassen sich auch die Unverträglichkeiten des abrahamitischen Erbes - Wort für Wort - belegen, sie liegen nämlich schriftlich vor!
Deshalb ist es zwar reizvoll und gar interessant, Widersprüche zu suchen (man wird sie finden), sondern das zu finden, was "göttlichem Wesen" entspricht. - Oder anders: Besonders das AT ist im gesamten eine Mischung aus dunklem Abgrund und Leuchtfeuern, die ab und zu im Dunklen zu erkennen sind.
Und hier kommt ein Strickfehler des kritisch-rationalen Denkens zum Vorschein: Man sucht die Falsifikation, statt erst mal die Verifikation zu finden. - Oder anders: Man sollte aus meiner Sicht erst einmal nach den Leuchtfeuern suchen, bevor man sich mit den Abgründen beschäftigt. - Nicht aus Verdrängung, sondern um eine vernünftige Reihenfolge der Wahrnehmung zu haben, indem man das Dunkle am Hellen mißt.
fin hat geschrieben:Du sagst es!closs hat geschrieben:Man sollte "göttliches Wesen" und "menschliche Darstellung desselben" nicht verwechseln ...fin hat geschrieben: darum lassen sich auch die Unverträglichkeiten des abrahamitischen Erbes - Wort für Wort - belegen, sie liegen nämlich schriftlich vor!
Warum also Fakten und/oder ausgesprochene Wahrheiten relativeren?
Wer ist denn auf Widersprüche aus, doch nicht der, der sich (Gott) anvertrauen möchte?closs hat geschrieben:Deshalb ist es zwar reizvoll und gar interessant, Widersprüche zu suchen (man wird sie finden), ...
Wohl wahr, nur das derjenige, der an den abrahamitsichen Kontext gebunden ist, hier auf Widersprüche stößt ...closs hat geschrieben: ... sondern das zu finden, was "göttlichem Wesen" entspricht.
Darin besteht doch gerade der Konflikt, der sich seit Jahrhunderten beobachten läßt. Natürlich läßt sich das göttliche Wesen auch losgelöst vom abrahamitischen Erbe betrachten, aber der Islam ist an den Koran gebunden und der Koran ... aber wem sag ich das?!
Fortsetzung folgt ...closs hat geschrieben:Naja - der Grund, warum sehr viele Theologie-Studenten ihr Studium abbrechen, hat wohl damit zu tun, dass sie bei ihrem Sich-Anvertrauen-Wollen auf das falsche Pferd setzen. - Nicht dass die Bibel das falsche Pferd wäre - aber der Umgang damit.fin hat geschrieben:Wer ist denn auf Widersprüche aus, doch nicht der, der sich (Gott) anvertrauen möchte?
Das Wort "Bindung" ist hier das entscheidende. - Niemand sollte sich an die Bibel binden, sondern immer nur an Gott selbst.fin hat geschrieben:Wohl wahr, nur das derjenige, der an den abrahamitsichen Kontext gebunden ist, hier auf Widersprüche stößt ...
Und da kommt wieder dieses schwierige Wort "Hermeneutik" ins Spiel, das
a) wahnsinnig heterogen besetzt ist, und
b) dementsprechend unterschiedlich verstanden wird.
Trotzdem ist es wichtig - konkret:
Die Basis, auf der der hermeneutische Prozess (an)laufen kann, darf eben NICHT biblischer Natur sein, sondern muss geistig-spiritueller Natur sein. - Es ist also falsch zu sagen "Ich weiß zu Beginn 'das' über die Bibel und will mehr davon wissen" - es muss heißen "Ich weiß/spüre/erkenne 'das' von Gott und will über die Bibel mehr davon erfahren". - Das wird oft verwechselt.
Wenn man den richtigen Weg geht, stört man sich nicht an Widersprüchen in der Bibel - sie sind dann notwendige Kollateralschäden, aber keine Argumente gegen Gott.
Mal ganz nebenbei: Ich habe mir mal den "Spaß" gemacht, die ersten 15 Bücher des AT Zeile für Zeile auf die Frage hin zu untersuchen "Wer spricht hier eigentlich?". - Die Antwort lautet: "Sehr unterschiedliche Instanzen". - Das kann tatsächlich Gott sein, ist aber viel öfter der Textverfasser oder der Akteur oder gar der Übersetzer. - Das kann soweit gehen, dass ein Satz aus göttlicher Sicht gut ist, aber von dem, aus dessen Mund er kommt, selber nicht verstanden wird.
Oder um es noch konkreter zu machen: Man kann aus meiner Sicht sehr gut am Text nachweisen, dass Abraham ein charakterloser Mensch ohnegleichen und David ein niederträchtiger Mensch ohnegleichen ist - TROTZDEM (oder vielleicht gerade deshalb!!!) sind sie Träger einer Offenbarung, die selbst wieder göttlich ist. - Solche Grundlagen kann eine historisch-kritische Bibelbetrachtung unmöglich verstehen.