SilverBullet hat geschrieben:
Ich bin mir nicht sicher, ob du den Begriff „Privatsache“ hier korrekt verwendest.
Das religiöse Kopftuch gehört aus meiner Sicht zum "Tatbestand" der Religionsdemonstration.
Und wie willst du ein religiöses Kopftuch von einem gesellschaftlichen oder gar modischen Kopftuch unterscheiden?
Aber es war eben auch eine Konsequenz der Befreiung aus den Zwängen religiöser Forderungen in der Renaissance, dass die Religion keine Rolle mehr spielt. Jeder darf der Religion angehören, die er mag und er darf sich sogar deren Vorschriften unterwerfen.
Das ist Freiheit. Nämlich die Freiheit des anderen.
Wenn also jemand ein Kopftuch trägt oder vegan isst oder ein Piercing in der Nase trägt, weil ihn seine religiösen Überzeugungen dazu bringt, dann darf er oder sie das. Es geht mich nichts an, ich muss das akzeptieren. Und ich habe keinerlei Anlass, mich auch so zu kleiden oder so zu essen.
Aber unsere Gesellschaft ist nicht mehr frei. Die verschiedenen Gruppen wollen mich zu ihrem Lebensstil zwingen, insbesondere die politischen Gruppen (die religiösen nur, wenn sie politische Macht haben). Deshalb wird das Ganzkörperkondom verboten, deshalb werden Kopftücher verboten, deshalb wird verboten und gezwungen. Eben das Gegenteil von frei.
SilverBullet hat geschrieben:
Im Falle von Islam-Auflagen ist eindeutig festgelegt, dass die Frauen daheim, also im Privaten, kein Kopftuch tragen dürfen/können/sollen, aber ansonsten schon. Es ist also bereits von der Religion aus keine Privatsache mehr.
Es ist die Eigenschaft von Religionen, ihren Mitgliedern Regeln aufzuerlegen, das gilt auch für Atheismus, grün-denken und Veganerismus. Freiheit ist es, anderen zu erlauben, sich diesen Regeln zu unterwerfen.
Religion ist Privatsache.
Die Alternative wäre konsequent zu sein und die Religionsfreiheit abzuschaffen.
SilverBullet hat geschrieben:
Beim religiösen Kopftuch (islamischer Prägung) geht es um den Schutz der Frau vor dem Aussenstehenden. Der Beobachter wird somit in eine Rolle gedrängt. Die Religionsdemonstration zeigt dem Aussenstehenden, was von ihm zu halten ist.
Von „Privatsache“ kann hier (aus meiner Sicht) keine Rede mehr sein.
Jede Form der Meinungsäußerung gilt auch mir. Aber es liegt an mir, ob ich das auch annehmen will.
Wenn Hemul über die Feinde Gottes lästert, dann meint er auch mich. Wenn Helmuth über die laschen Christen schimpf, dann meint er auch mich. Wenn Pluto darüber schreibt, dass Glaube eingebildet ist, dann meint er auch mich.
Aber ich sehe diese Meinungen als freie Meinungsäußerung und fühle mich davon nicht betroffen, sogar nicht, wenn Hemul mich auf das Übelste beschimpft. Weil ich nämlich Freiheit befürworte. Die Leute irren, sie gehen fehl, aber sie haben die Freiheit, zu irren.
Und ich nehme mir meine Freiheit, das zu vertreten, was ich für richtig halte.
Und diese Freiheit des anderen gilt sogar bei einer Demonstration der Unterdrückung und des Sexismus, wie es die Kulturen aus dem nahen Osten immer noch haben. Das gilt sogar, wenn die Menschen aus ihren Ländern ihre veraltete Kultur mitbringen und nicht loslassen wollen oder loslassen können. Es gibt ein Stoppschild, nämlich dann wenn diese Kultur mit unseren Gesetzen kollidiert.
Aber ich weigere mich, Gesetzen zuzustimmen, die eine Kultur verbietet.