Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Wenn du in deinem Radikal-Skeptizismus alles hinterfragst, warum hinterfragst Du denn DAS auf einmal nicht mehr?
Erneut - ich bin nach wie vor kein Radikal-Skeptizist, sondern - in Anlehnung an Descartes - einen entscheidenden Schritt weiter.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11Was ist denn DARAN bitte selbstverständlich? Wenn man wie Du meint, dass das Auseinanderhalten von Traum und Wirklichkeit schon ein Problem ist. Oder man den Genius malignus für eine realistische Option hält.
Es ist immer wieder dasselbe.
Prinzipiell und aus eigener Kraft kann ich nicht entscheiden, ob Logik immer formal wahr ist, aber ich kann es als Lebensgrundlage glauben ("Praktische Vernunft"). Wollte man fundamental über Logik sprechen, müsste man fragen, was Chaos-Theoretiker meinen, wenn sie sagen, dass Mathematik an ihren Systemgrenzen keine Mathematik mehr ist. Dann müsste man den alten Satz "Ein Kreter sagt: 'Alle Kreter lügen' " aufgreifen und sich zudem bei Quantenphysikern umhören, von denen ich auch schon persönlich gehört habe, dass es in der Quantenphysik Dinge gibt, die es gar nicht logisch geben kann. Was meinen sie damit genau? Ich weiß es nicht. Aber ich darf nicht darauf bestehen, dass ich von vorneherein lehrsatzmäßig schlauer bin.
Aber diesseits solcher fundamentalen Fragen bezweifle ich vieles NICHT - wie etwa die Logik.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Ja, natürlich wenn Du keine Kritik hören willst, sagst du einfach "das ist unphilosophisch".
Das ist jetzt weit unter Deiner Würde. - Wenn jemand aus "2+2=4" folgert, dass "4+4=27", dann ist das kein philosophisches Problem, sondern einfach eine Fehlleistung.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Ich habe schon verstanden, dass Du willkürlich gewisse Gebiete zu "ontisch" und andere zu "subontisch" erklären willst.
Richtig - das ist meines Wissens seit Plato geläufig. Das, was wir von der Welt wahrnehmen, ist Erscheinung, die in ihrem Wesen nicht ontisch ist, sondern Abbild unsere Wahrnehmung (incl. Wissenschaft). Das habe ich jetzt halt "sub-ontisch" genannt - jeder, der will, versteht das.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Descartes lieferte einen Gottesbeweeis ab. Und daher waren seine skeptischen Probleme gelöst.
Das ist kein Gegensatz zu meinen Ausführungen, sondern Bestätigung. Weil meine Aussage zwingende Folge dessen ist, was Descartes damals als Gottesbeweis verstanden hat.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Wenn Du den Beweis auslässt und durch Glauben ersetzt, funktioniert das nicht mehr.
Stimmt - aber das tut doch keiner. Nicht der Beweis wird ausgelassen, sondern die Voraussetzungen dafür überprüft - und gegebenenfalls geglaubt, wenn sie nicht falsifizierbar sind (bei geistigen Fragen also in der Regel). - Das ist doch etwas GANZ anderes, also Du da an meine Adresse schreibst. Ich bin immer wieder perplex, wie umgekehrt man Gesagtes verstehen kann. Da ich als Schuldigen dafür nicht mangelnde Intelligenz ausmache, vermute ich, dass es an fundamental weltanschaulichen Dingen liegt, die ich aber immer noch nicht bei Dir verstanden habe.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Denn dann muss man daran zweifeln, dass Gott existiert.
Richtig. Der nächste Schritt ist dann, ob man unterm Strich auch ohne Beweis etwas glaubt oder nicht.
Claymore hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 17:11
Also lösen sich nach Deiner "Interpretation" von Descartes Philosophie auch die skeptischen Probleme nicht.
Fundamental richtig, aber de facto ist das Gegenteil der Fall, da man nach vernünftigem Glauben davon ausgehen darf, dass Radikal-Skeptizismus nicht nötig ist.
Als Descartes ausgeführt hat, dass er nicht prinzipiell nicht (das heißt auch: logisch nicht) unterscheiden könne, ob sein eigener Arm als Res extensa Vorstellung von ihm oder Entität sei, hat dies für ihn NICHT geheißen, dass er seinen Arm als Vorstellung verstanden hat. Im Gegenteil: Er hat felsenfest geglaubt, dass sein Arm Entität ist - weil er mit seiner Vernunft zu diesem Schluss kam. Und dieser Vernunft hat er vertraut, weil sie aus seiner Sicht von Gott kam, der ein wohlwollender Gott sei.
Noch ein Beispiel:
Auf fundamentaler Denkebene darf ich radikal-skeptizistisch aus Gründen intellektueller/geistiger Redlichkeit nicht ausschließen, dass Claymore nur eine Vorstellung von mir ist. Auf praktischer Vernunftebene liegt mir nichts ferner als das, weil diese praktische Vernunftebene den Ausgangspunkt des Denkens in mich, also ins Subjekt, legt, ich somit das Zentrum des Urteils sein kann/muss.
Wenn Kant am Ende seines Lebens sagt, er habe all sein Wissen aufheben müssen, um Platz für den Glauben zu haben, dann hat er damit NICHT gemeint, dass er sich doof machen musste, um glauben zu können, sondern dass er das Anthropozentrische aufheben musste, um in ein Feld zu kommen, das darüber liegt. Darin liegt übrigens auch der Sinn des biblischen "Dein Wille geschehe" - aber das geht jetzt zu weit.