Reinhold hat geschrieben: ↑Fr 31. Mär 2023, 14:56Freiwillige bitte vortreten. Der Agnostiker (Paule bitte Brille putzen) Richard Dawkins gibt o. demütig zu bezgl. der so exakt aufeinander abgestimmten 4 Grundkräfte aber völlig im Dunklen zu stehen. Wer von den hiesigen Diskutanten der einen Schöpfergott außen vor lässt kann dem Herrn Dawkins hier eine Antwort geben?
Ja OK, das ist sozusagen die "andere Richtung", also das Benutzen von Wissenschaft, um "Gott" zu bestätigen bzw. eine unglaubliche Rätselfrage aufzuzeigen.
Die Sache ist aber ganz einfach.
Wissenschaft ist eine Sammlung von Tatsachen.
Das ist sie auch, wenn es um Physik geht.
In der Physik versucht man über mathematische Formeln, die Effekte aus den Experimenten in Zusammenhang zu bringen.
Die Formeln sollen also
so gut wie möglich den Tatsachen aus den Experimenten folgen.
Die Gültigkeit der Formeln kann man durch Experimente bestätigen, aber immer nur im Rahmen exakt dieser Experimente.
D.h. die Tatsachen aus den Experimenten dominieren und die mathematische Beschreibung folgt so gut es geht.
Die Formeln haben damit einen Gültigkeitsraum und eine Genauigkeit. Nur innerhalb dieser Grenzen sind die Formeln durch Experimente, also Tatsachen bestätigt.
Auf diese Weise und unter diesen Einschränkungen gehören die Formeln zur Wissenschaft.
Die Formeln selbst stellen aber keine Tatsachen dar, sondern nur die Kombination aus Formel und Einschränkung.
Wie ich bereits mehrfach geschrieben habe, gehören Forscher zum Wissenschaftsbetrieb und nicht zur Wissenschaft. Sie versuchen dort durch ihr jeweils eigenes Weltbild auf Ideen zu kommen, um neue Tatsachen zu erschliessen.
Eines dieser Weltbilder enthält die Idee, dass Mathematik fundamental für die Realität ist.
D.h. diese Leute machen einen Glaubenssprung und sagen "die Formeln sind viel mehr wert, als die bisherige Geltung, die sie in der Wissenschaft erfahren".
Diese Leute wollen allein auf Basis der Mathematik (also rein theoretisch) erforschen können, welche Möglichkeiten noch in der Realität versteckt sind.
Da werden Formeln verglichen und Phantasien aufgestellt, dass durch das Hinzufügen dieses und jenes Parameters ein eleganter Übergang entsteht, also sucht man den zu diesem Parameter entsprechenden Weltanteil (z.B. über die Teilchenbeschleuniger).
Analog zu dieser "hier fehlt noch was"-Phantasie, schauen sie sich auch die bestehenden Formeln an und fragen sich, wieso die so aussehen, wie sie aussehen.
Damit eine Formel die (oben erwähnten) Grenzen der Gültigkeit rund um die Tatsachen erreicht und gut genug einhält, werden Konstanten verwendet.
Also durch die Konstanten kann man grobmotorisch Mathematik als Beschreibung für die Tatsachen aus den Experimenten einsetzen.
Im gerade angesprochenen Weltbild ("Mathematik soll fundamental sein") wird so eine Konstante einfach mal als "Stellschraube" phantasiert.
Ursprünglich musste die Konstante eingesetzt werden, damit die Formel überhaupt etwas mit den Tatsachen zu tun hat und jetzt soll in der Phantasie die Konstante das absolut dominante Element sein, das "ja jemand festgelegt haben muss".
Das ist ein hübsches Weltbild, aber es zeigt lediglich, dass auch Forscher wie Wünschelrutengänger unterwegs sein können.
Auf die Möglichkeit zum nächsten Experiment zu schliessen, ist im Grunde ein kreativer Prozess und da ist sozusagen erst einmal alles an Vorstellung erlaubt.
Nichts von diesem Weltbild ist Teil der Wissenschaft.
Die Phantasie rund um einen fundamentalen Stellenrang der Formeln erreicht nicht Tatsachenstatus und ist damit nicht Wissenschaft.
Es bleibt dabei: Wissenschaft ist neutral.
D.h. die "Feinabstimmung" ist nur innerhalb eines Phantasieentwurfes (fern ab von Wissenschaft) relevant.