Magdalena61 hat geschrieben:Na ja.... eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Christen hat eine Interpretation des Rollenverständnisses dieser Couleur drauf; das sind diejenigen, die ständig den Begriff "Unterordnung" im Munde und als Keule mit sich führen und damit erreichen wollen, dass andere ihnen zu Willen sind. Man gebraucht andere Bezeichnungen und varriiert das Ganze, aber der Inhalt ist letztlich derselbe.
Das ist Folge
einer möglichen Interpretation der Bibel. Wenn wir Christen nur ohne diesen absoluten Anspruch von Richtig oder Falsch diskutieren könnten! Wenn wir Christen untereinander nur erkennen könnten, dass unterschiedliche Interpretationen der Schrift ihre Berechtigung haben, weil die Schrift auch Unterrichtsmaterial eines genialen Workshops ist, der uns Lektion für Lektion, Stufe um Stufe an die göttliche Liebe heranführen will. Auf jeder Stufe manifestiert sich in uns eine Wahrheit über uns selbst, aber die Stufe auf der sich der Einzelne gerade befindet, ist nicht die letzte Wahrheit. Auf der nächsten Stufe wird, diese Wahrheit schon wieder aufgehoben in einer umfassenderen Wahrheit. Die Bibel ist ein Weg. Die Bibel ist wahr. Die Bibel ist lebendig und Gott ein Gott der Lebenden. Menschliches Leben ist Entwicklung, auch geistige, spirituelle Entwicklung vom Fötus bis zum Totenbett. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Magdalena61 hat geschrieben:Meiner Einschätzung nach ist es ein großer Fehler, wenn ein Mann meint, alles kontrollieren und bestimmen zu müssen.
Und wenn Frauen das meinen, ist es genau so falsch.
Magdalena61 hat geschrieben:Die Stärken sind in einer Partnerschaft nicht unbedingt gleichmäßig verteilt. Es bringt nichts, das machen zu wollen, wozu der andere begabt und von Gott (!) berufen ist.
Sehe ich auch so. Das ist ein Vorteil, wenn man an Gott (ist die Liebe) glaubt - denn da kommt neben den beiden Egos eine weitere, ausgleichende, übergeordnete Instanz ins Spiel.
Magdalena61 hat geschrieben:Dadurch kann Rivalität entstehen, und letztlich wird für die Partnerschaft das schlechtere Ergebnis erzielt.
Sehr gut, auch hier wieder: "Die Partnerschaft" (als Form gelebter Liebe) wird zu einer übergeordneten Instanz, welche die Egos aufheben kann - in der das Ego gut aufgehoben sein kann.
Magdalena61 hat geschrieben:Ja. Prägungen... Verhaltensweisen... zwanghaftes Handeln dieser Art machen es schwierig, Partnerschaft nach den Vorgaben der Bibel zu leben, weil da etwas krank ist (und sündiges Verhalten/ Benehmen verursacht), das zuerst der Heilung bedürfte, damit der Mensch beziehungsfähig wird.
Schön, wenn das vorher schon geheilt wäre. Ich denke aber, dass genau aus diesem Grund Eva dem Adam (und umgekehrt)
als Hilfe zur Seite gestellt wurde. Das ist Teil der Heilsgeschichte. Learning by doing.
Magdalena61 hat geschrieben: Philosophie; die Theorie vom Perfektionismus, das ist die eine Seite, und die Realität der praktischen Lebens zweier unvollkommener Menschen die andere.
Die Bibel ist ein Buch, also zunächst mal theoretische Grundlage. Praktisch umsetzen oder bewahrheiten können das die Menschen nur in der Praxis. Ideal und Wirklichkeit. Das christliche Ideal ist nicht perfektionistisch - sonst würde die Gnade nicht so eine große Rolle darin spielen.
Magdalena61 hat geschrieben:Alles besteht aus Liebe?
Gott ist die Liebe. Gott hat die Welt erschaffen. Aus was wird Gott die Welt erschaffen haben und erhalten, wenn nicht aus, durch, mit Liebe? Gab es noch was anderes - außer, neben Gott? Jesus ist eins mit Gott, Jesus will, dass wir eins mit ihm sind. Erscheint mir logisch.
Magdalena61 hat geschrieben:Und was ist dann mit den dämonischen Einflüssen, die uns allen das Leben so schwer machen?
Ich glaube nur an das Licht. Die Finsternis ist das Nichts. Menschen werden bösartig, wenn sie nicht genug Liebe bekommen. Bösartige Menschen geben wiederum anderen Menschen zu wenig Liebe. Das ist ein "Teufels-"Kreis, den man nur durch (mehr) Liebe durchbrechen kann.
Magdalena61 hat geschrieben:Und ich finde es nicht sehr erfreulich, dass in den gewöhnlichen Bibelausgaben nicht darauf hingewiesen wird, mittels Fußnoten oder so.
Das hat mich auch sehr gewundert. In manchen Bibeln wird zwar unterschieden zwischen "lieben" und "lieb haben" (Menge 1949, Zürcher 2007-1931, Elberfelder 2006-1871, Elberfelder 2003 Hückeswagen, Schlachter 2000-1951, Neue evangelistische Übersetzung, Neue Genfer Übersetzung, Herder), aber in manchen steht sogar nur entweder "lieben" oder "lieb haben" (Einheitsübersetzung, Luther 1984-1912-1545 LH, HSK-Pattloch, Gute Nachricht). Nirgends eine Fußnote oder ein Hinweis auf agape und philia. Echt krass, das.
Magdalena61 hat geschrieben:Ohne diese Erklärungen wirkt das Gespräch zwischen Jesus und Petrus schon sehr exotisch. Man versteht überhaupt nicht, warum Jesus die Haltung des Petrus wiederholt in Frage stellt, warum Er so "bohrt" und was Er damit bezweckt.
Erschwerend kommt dazu, dass dieser Sinnabschnitt Joh. 21 nur so ein Anhängsel ans Johannes Evangelium ist - ohne umgebenden Kontext. Ich bringe dieses dreimalige Nachfragen mit der dreimaligen Leugnung des Petrus in Verbindung - mit dem Motiv, dass die Liebe, das Fehlen der Liebe, ausgleicht, ent-schuldigt, vergibt.
So ganz hab ichs noch nicht. Auch in der Formulierung "Weide meine Schafe" gibt es Varianten innerhalb der jeweiligen Übersetzungen: Weide meine Lämmer, Hüte meine Schafe, Sorge für meine Lämmer, Leite meine Schafe.
Das ist eine harte Nuss. Komisch ist auch der Vergleich mit "den Anderen" am Anfang: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich
mehr als diese?« Besonders auch deswegen, weil Johannes unter diesen "anderen" ist. Hast du eine Erklärung dafür? Außerdem ist die Agape die höchste Form der Liebe - und deswegen eigentlich nicht steigerungsfähig. Alles sehr seltsam.
Tina Tschage hat geschrieben:"Weide meine Schafe". Oder anders ausgedrückt: „Wenn du mich liebst, dann diene mir.“ Die Liebe des Petrus kann sich nur in einem zeigen: Im Dienst.
Magdalena61 hat geschrieben:Hast du vielleicht eine bessere Idee?
WIE soll man denn Gott lieben, wenn nicht durch das Bemühen um Identifikation mit seinen Plänen und mit seinen Wünschen?
Meine geht so ähnlich wie deine. Du sprichst ja auch von "Identifikation" und nicht von "dienen" (Unterwerfung).
Wahrig hat geschrieben:Identifikation, Identifikation <f. 20> das Identifizieren, Feststellung der Identität;
Gleichsetzung
[zu spätlat. identitas „Wesenseinheit“ + lat. facere „machen“]
Ich habe weiter oben ja die
Freundschaft mit Jesus erwähnt. Jesus als Hirte - Petrus als Hirte = Gleichsetzung, Wesenseinheit, Einswerdung.
Magdalena61 hat geschrieben:WIE soll man denn Gott lieben, wenn nicht durch das Bemühen um Identifikation mit seinen Plänen und mit seinen Wünschen?
Worte? --
Gefühle? Taugen nichts. Allzu schnell bildet man sich etwas ein oder hält irgendwelche seelischen Reaktionen/ Mechanismen für "Liebe zu Gott".
In einer Partnerschaft ist es doch ähnlich. Die Liebe manifestiert sich nicht primär in Schall und Rauch Worten, sondern in Taten; im Gesamtverhalten dem anderen gegenüber.
Du sagst es doch: Im Gesamtverhalten. Heilsgeschichte. Heilwerdung ist Ganzwerdung. Also Ganzheitlich, in Worten, Taten und Gedanken und natürlich auch Gefühlen. Liebe, in welcher Form auch immer, ohne Gefühl kenn ich nicht.