Ams hat geschrieben: ↑Mi 12. Jun 2019, 16:13Echte Christen gehören für mich zum Besten... was der Welt passieren kann
Ja
![Daumen rauf :thumbup:](./images/smilies/icon_thumbup.gif)
Der „Christusmord“ ist zwar ein sehr düsteres Thema, aber Wilhelm Reich glaubte an die Zukunft der Menschheit. Irgendwann, so hoffte er, werde die Menschheit den Christus nicht mehr ermorden, sondern ihn in sich selbst vollkommen leben und verwirklichen. Er glaubte an eine mögliche „
Weltrevolution der Seele“, um einen Begriff von dem Philosophen Peter Sloterdijk zu verwenden (-> „
Weltrevolution der Seele. Ein Lese- und Arbeitsbuch der Gnosis von der Spätantike bis zur Gegenwart“) die alten gnostischen Lehren sprechen von dem Fall, dem Sturz der Seele in die Welt: „
In der Welt Sein“ heißt „
in der Falle sein“, da wir der Begegnung mit Altern, Krankheit und Tod nicht mehr ausweichen können. Der Buddha nennt Altern, Krankheit und Tod auch die drei Himmelsboten, weil die Begegnungen mit ihnen im Menschen den Wunsch nach Befreiung reifen lassen.
Wenn wir durch die Lebensgeschichte des Buddha erkannt haben, wie sehr er gelitten hat, als er mit dem Leiden konfrontiert war, dann verstehen wir, dass er in der Erleuchtung offenbar etwas gefunden hat, was den Tod, Alter und Krankheit völlig transzendiert und welches Glücksgefühl dies für ihn gewesen sein muss. Nur in der Spannung zu dieser tiefen Krise, der existenziellen Erfahrung des Leidenskreislaufs, die ihn damals erfasst hatte, können wir die Befreiung ermessen. Er hat jetzt wirklich eine vollkommene Transformation vollzogen. Die Kraft der Meditation hat seinen Geist völlig geändert, und er hat alles Falsche beseitigt.
tibet.de: Das Leben des Buddha aus tiefenpsychologischer Sicht
Die gnostische Lehre und der Buddhismus sind sich sehr ähnlich, meiner Ansicht nach: beide sehen sehr klar, dass das Leben auf der Erde mit Leiden verbunden ist und sie streben nach einer Befreiung von allen leidvollen Seinszuständen. Das entscheidende Mittel zur Befreiung ist in beiden Fällen die heilbringende und erlösende Erkenntnis (Gnosis) durch welche ein Wiederaufstieg des in die Materie gefallenen göttlichen „
Seelenfunkens“ realisiert werden soll, sodass die Seele schrittweise in das Lichtreich Gottes (Pleroma) zurückkehren kann. Auf dem Kongress über die Ursprünge des Gnostizismus 1966 in Messina wurden folgende, allen gnostischen Systemen des 2. Jahrhunderts gemeinsame, zusammenhängende Charakteristika genannt:
„... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals sophia oderennoia genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und — wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es den göttlichen ‹Funken› (oft als pneuma, ‹Geist›, bezeichnet) wieder herausholen muß.“
– Ursprünge des Gnostizismus: Messina 1966
Die Gnostiker verstanden, dass der Mensch so verstrickt ist in der Welt, dass es eine Erlösergestalt benötigt, die aus einer oberen Sphäre / dem Lichtreich hinab- und wieder hinaufsteigt, um uns den Weg zu zeigen. Die Behauptung, dass die Gnosis diametral gegen Christus gerichtet ist, ist somit verkehrt, denn Christus wird als Erlöser akzeptiert und spielt in der gnostischen Kosmologie eine zentrale Rolle. „Gnosis“ ist das griechische Wort für „Wissen“ und entspricht damit inhaltlich dem hebräischen Wort Da’at, das ebenfalls „Wissen” bedeutet.