Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Philosophisches zum Nachdenken
Claymore
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Paul hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 08:22verstehe nicht was unklar ist, einsteins raumzeit ist ein qualitativ anderes konzept als newtons 3d-raum, der sich entlang der zeitachse richtung zukunft bewegt...als pragmatiker kommen wir in der regel mit newton zurecht, sollten uns aber bewusst sein, dass es nur eine approximation an die wahrheit ist
Ja, aber ich habe geschrieben, dass es trivial ist, wenn die Vorannahme zeitlich vor Begründungen von ihr steht.
beim blockuniversum fließt die zeit nicht, es ist alles schon vorhanden, auch die zukunft...daneben gibt es noch weitere auffassungen, was zeit eigentlich ist...unter anderem auch die klassische, dass sie dafür sorgt, dass nicht alles auf einmal passiert :mrgreen:
Die Vorstellung ist tatsächlich eigenartig, da wir doch meinen, Veränderung zu erleben. Vielleicht stellt man sich vor, dass die Menschen durch diese Landschaft der bereits existenten Zeitabläufe “hindurchreisen”. Wie im Raum, nur nicht von oben nach unten, sondern von früher nach später.

Aber warum…? Warum kann man nicht anhalten? Warum ist die Richtung früher -> später privilegiert? Und wird nicht so eben doch eine Form von Dynamik eingeführt, selbst wenn es nur die Veränderung unserer “Zeitposition” ist?

Aber was hat das mit dem Thema zu tun? Nochmal:
Claymore hat geschrieben: Mi 1. Sep 2021, 23:23 “Vorannahmen” würde ich einteilen nach dem Aspekt bzgl. dem sie vor dem Rest stehen:

“Zeit”:
Wie ist es in dieser Gruppe bunter geworden?

Also was hat jetzt Einstein konkret für Konsequenzen für unsere epistemischen Prozesse? Wir “schließenden Menschen” auf der Erde sind ja keinen relativistischen Effekten ausgesetzt.

Und selbst wenn, ändert das was?

Selbst wenn Zeitreisen möglich wären…

Der Detektiv schöpft am 5. September seinen Anfangsverdacht “Der Butler ist der Mörder”. Dann hüpft er in die Zeitmaschine, und am 1. September beobachtet er die Tat live. Ja, dann ist der Anfangsverdacht zeitlich später angesiedelt als die Begründung des Verdachts (Beweis). Aber wie wirkt das für den zeitreisenden Detektiv selbst?

Nach intensiver Beschäftigung über Sci-Fis mit dem Thema ;) schleppt der Detektiv seine eigene Zeit mit… wie war das nochmal … Eigenzeit? Und nach der geht der Verdacht der Begründung des Verdachts voraus.
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

Claymore hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 13:51 Also was hat jetzt Einstein konkret für Konsequenzen für unsere epistemischen Prozesse? Wir “schließenden Menschen” auf der Erde sind ja keinen relativistischen Effekten ausgesetzt.
ohne einstein und nur mit newton würde das gps-system nicht funktionieren, z.b.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Paul hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 13:58 ohne einstein und nur mit newton würde das gps-system nicht funktionieren, z.b.
Und das GPS ist ein epistemischer Prozess von Menschen???
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

ehrlich gesagt weiß ich nicht, worauf du hinauswillst...bin halt ein agnostiker :lol:
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Paul hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 14:25 ehrlich gesagt weiß ich nicht, worauf du hinauswillst...bin halt ein agnostiker :lol:
Ich streite ja gar nicht ab, dass die Relativitätstheorie für Erkenntnistheorie relevant ist. Aber bei dem Part, auf den du dich beziehst, lag der Fokus auf menschlicher Überzeugungsbildung. Das ist Kognitionspsychologie. Da erscheint mir die Relativitätstheorie etwas abwegig. Wir Menschen selbst sind doch nicht von relativistischen Effekten betroffen (Menschenversuche dazu sind derzeit nicht möglich).
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

Claymore hat geschrieben: Mo 6. Sep 2021, 00:08
Paul hat geschrieben: So 5. Sep 2021, 14:25 ehrlich gesagt weiß ich nicht, worauf du hinauswillst...bin halt ein agnostiker :lol:
Ich streite ja gar nicht ab, dass die Relativitätstheorie für Erkenntnistheorie relevant ist. Aber bei dem Part, auf den du dich beziehst, lag der Fokus auf menschlicher Überzeugungsbildung. Das ist Kognitionspsychologie. Da erscheint mir die Relativitätstheorie etwas abwegig. Wir Menschen selbst sind doch nicht von relativistischen Effekten betroffen (Menschenversuche dazu sind derzeit nicht möglich).
es geht nicht darum, ob wir menschen relativistischen effekten unterworfen sind, zumindest nicht, wenn wir uns nicht annähernd mit lichtgeschwindigkeit bewegen...wenn wir aber mit annähernd lichtgeschwindigkeit unterwegs wären, träten effekte wie zeitdilatation, längenkontraktion und massenzunahme auf (ich glaube, frauen würde am meisten die masenzunahme stören :lol: :lol: :lol:)...sie folgen aus einer seit ca. 100 jahren alten, jedoch bisher nicht falsifizierten theorie, die so ungefähr für alle normalos kontraintuitiv ist :lol: ...unser erkenntnisapparat ist halt nicht dafür ausgelegt, die wahrheit zu erfassen sondern eher dazu, uns das überleben zu ermöglichen

die quantenphysik ist ist noch wilder, ohne würden wir aber jetzt nicht kommunizieren können :mrgreen:

ich versuche noch mal, die problematik deutlich zu machen...kannst du beweisen, dass naturgesetze immer und überall gelten?
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Paul hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 10:38 gott wäre bei diesem konzept ein omnipotenter geist, der in der lage ist, nicht nur fragmente so wie wir menschen, sondern eben das ganze wahrzunehmen
So in etwa. - Das, was Frank Tipler "Omegapunkt" nennt, ist zwar etwas anderes (!), taugt aber gut als Vorstellungs-Modell.
wik
leichzeitig mit dem Informatiker Hans Moravec und dem Philosophen Robert Nozick entwickelte der extreme Reduktionist eine Theorie über den Auferstehungsmechanismus und veröffentlichte 1994 den populärwissenschaftlichen Bestseller Die Physik der Unsterblichkeit – Moderne Kosmologie, Gott und die Auferstehung der Toten, in dem die These der ontologischen Beweisbarkeit der Existenz eines werdenden Gottes vertreten wird.

Am Ende des Universums kumuliert danach alles virtuell oder materiell Existierende im Punkt Omega und bildet, in diesem für die Zukünftigen in ihrer erlebbaren Zeit unendlichen Moment, weil dort die Information vollkommen ist, die Gottheit. Mit anderen Worten: Es entsteht durch unendliche Information der vollendete Gott in der Ewigkeit. Den Heiligen Geist sieht er in der universellen Wellenfunktion – welche nach der Kopenhagener Deutung alle Information über das Universum enthält – repräsentiert.
Oder zum "Omegapunkt":
wik
Der Omegapunkt ist End- und Zielpunkt in der theologischen bzw. philosophischen Betrachtung der Evolution bei Pierre Teilhard de Chardin und Frank Tipler. Dieser Endpunkt trägt den Namen Omega nach der Bibelstelle „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (Offenbarung 22,13 EU).
Gott wäre derjenige, der "vor", "während" und "nach" dem ist, was wir als "Zeit" gliedern. - Genau wie Gott der Schöpfer dessen ist, was wir wahrnehmend beurteilen. - Das, was wir wahrnehmend beurteilen ist Teil dessen, was ich als "Sein" bezeichne.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Nur ist "Nicht-Sein" kein unproblematischerer Begriff; als ob man eher wüsste, was Nicht-Sein ist.
Was WIR wissen, ist komplett irrelevant und kein Maßstab für ontologische Fragen.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Es ging doch darum, dass du "das was IST" als gänzlich unproblematische, problemlos verständliche Formulierung ansiehst.
Im Sinne meiner Definition von "Sein" ist das auch so. - Wenn Du mich dagegen KONKRET fragen würdest, was gemäß MEINER Wahrnehmung "Sein" ist, würde ich ähnlich argumentieren wie Du. - Aber ich sehe halt "Sein" unabhängig davon.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Wenn man sagt "X ist" oder "X existiert", dann meint man damit doch nicht bloß, dass die X-Idee oder die X-Vorstellung existiert, sondern X selbst.
Richtig. - Aber das kann auch geistliche Existenz sein. - Einfachstes Beispiel: Gott (= Geist) existiert auch dann, wenn es niemanden gibt, der ihn wahrnimmt.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Dennoch gehst du hin und schließt Zahlen kategorisch vom Sein aus.
Sie sind Chiffren für Sein - so wie in der Theologie Offenbarungen Chiffren vom höchsten Sein, nämlich Gott, sind.

Fortsetzung folgt
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

pierre teilhard de chardin...kenn ich :mrgreen:

wir sind keine tiere mehr, aber auch keine engel
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 ch sehe das genau umgekehrt
Das ist der Unterschied zwischen anthropozentrischer und theozentrischer Sichtweise.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Die Idee, man könnte widerspruchsfrei, sich ohne jegliche Restriktion auf "alles" beziehen, erscheint mir i. Ü. auch suspekt.
Möglicherweise mir auch - aber es ist irrelevant. Relevant ist das, was "ist" - egal welche Beziehungsmuster wir daraus sehen.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Ein X existiert oder existiert nicht. Es kann nicht auf eine bestimmte Weise existieren und auf eine andere Weise nicht existieren.
Ontologisch richtig - wahrnehmungsmäßig kann das ganz anders sein.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Dem richtigen Verständnis von "existieren" kommt Objektivität zu, indem sich "das Sein" darüber definiert.
Nein - das Sein definiert sich eben NICHT über Verständnis von irgendjemandem. - "Richtiges Verständnis" ist in der PRaxis eine systemische Aussage und sonst nichts ("it works").
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35Wahrheit ist das Sein. Damit ist eine Überzeugung wahr, wenn sie das Sein authentisch spiegelt. Und dieses Verständnis von Wahrheit ist für die Menschen relevant.
Letztlich ja, aber im normalen Leben ist auch das Gegenteil gelegentlich richtig.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Res extensae sind Produkt der Res cogitans oder eigene Entitäten.
ja
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Unserem Denken liegen immer nicht-falsifizierbare Setzungen zugrunde.
Wahrnehmung und Sein lassen sich kategorial trennen.
Ja.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 ist das Demut?
Und wie! - Weil damit das Sein de-anthropozentriert wird, der Mensch also nicht mehr Maßstab für Sein ist.
Claymore hat geschrieben: Sa 4. Sep 2021, 18:35 Dass am Ende niemandem geholfen wird, da es jeden Menschen knallhart einholt, wenn er nach einem sehr viel unprätentiöseren, pragmatischen Verständnis von Wahrheit falsch liegt, ist egal.
Auch das wäre ein Kategoriefehler. -
Im Alltag halten wir uns an Systemen. Das fängt bei der Straßenverkehrsordung an und hört meinetwegen beim kritischen Rationalismus auf, der ja laut Popper ebenfalls auf einer Vereinbarung beruht ("Wir nehmen die Welt so, wie sie kritisch-rational fassbar ist" oder so ähnlich). - Warum tun wir das? Weil es funktioniert.

Und deshalb halten wir uns an solche Systeme wie wir uns auch im Alltag an euklidische und newtonsche Systeme halten, obwohl wir auch naturalistische Systeme kennen, die aber im Alltag nichts bringen.

Unsere Diskussion ist nicht für den Alltag gemeint, sondern wenn es um philosophische/theologische Fragen geht wie:
1) Ist Gott Entität oder Vorstellung?
2) "Ist" die Welt, wie wir sie sehen?
3) Was IT (siehe Ursprungs-Thread): Geistliche Entität oder anthropogenes Konstrukt?
4) etc.
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

übrigens, nicht falsifizierbare theorien kann man in die tonne hauen :mrgreen:
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