Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mi 5. Nov 2025, 14:34
Die selbsternannten Faktenchecker des Forums reden jede Studie, die nicht den Interessen der Pharmalobby entspricht, in Grund und Boden ...
Ich habe mich zwar nie zum Faktenchecker ernannt, aber mir ist schon klar, dass du mich hier mit meinst, daher nehme ich mir einfach mal heraus darauf zu reagieren und dir zu sagen, dass das eine komplett verlogene Aussage ist und das weißt du auch. Zum einen ist mir scheißegal ob irgendetwas "den Interessen der Pharmalobby entspricht" oder nicht und zum anderen - und das ist der wichtige Teil - richtet sich meine Kritik in den allermeisten Fällen gar nicht gegen die Studien selbst sondern gegen falsche Darstellungen von Studieninhalten. Die Studien selbst sind in der Regel einfach nicht ansatzweise so spektakulär oder haben die Sprengkraft, die ihnen unterstellt wird. Das herauszustellen und die Lügner als das zu benennen was sie sind, ist keine Kritik an den Studien selbst.
Aber es gibt natürlich auch die Fälle, in denen die Studie selbst Probleme hat und du hast ja direkt die nächste mitgebracht.
Zunächst mal ist schon der Tweet herrlich, denn die Aussage "hat gerade eine Bombe platzen lassen" ist direkt der typische reißerische Unsinn. Die "Studie" um die es geht wurde vor einem Jahr veröffentlicht, von "gerade" kann da also nicht die Rede sein.
Weiter heißt es im Video: "that is now a peer-reviewed paper that's going to be published". Naja, jein. Der Artikel wurde veröffentlicht, nur eben nicht in einem anerkannten Journal.
Veröffentlicht wurde in "Science, Public Health Policy and the Law", klingt auf den ersten Blick seriös und wenn man das bei Google eingibt findet man auch einen Wiki-Artikel für ein Journal, nur eben ein anderes.
"Journal of Health Politics, Policy and Law" ist eine seit fast 50 Jahren laufende, anerkannte wissenschaftliche Zeitschrift. "Science, Public Health Policy and the Law" ist... eins dieser Wörter.
Tatsächlich hat man versucht, die Studie in "Forensic Science International" zu veröffentlichen, ist dort aber gescheitert, denn:
Members of the scientific community raised concerns about this Article-in-Press following its posting online. The concerns encompassed.
• Inappropriate citation of references.
• Inappropriate design of methodology.
• Errors, misrepresentation, and lack of factual support for the conclusions.
• Failure to recognise and cite disconfirming evidence.
The concerns were shared with the authors, who prepared a response and submitted a revised manuscript for consideration by the journal. In consideration of the extent of the concerns raised and the responses from the authors, the journal sent the revised manuscript to two independent peer-reviewers. The peer-reviewers concluded that the revised manuscript did not sufficiently address the concerns raised by the community and that it was not suitable for publication in the journal. The authors disagree with this withdrawal and dispute the grounds for it.
https://www.sciencedirect.com/science/a ... via%3Dihub
Das Ding wurde also peer-reviewed und das peer-review hat ergeben, dass es den Ansprüchen für eine wissenschaftliche Veröffentlichung nicht genügt.
Zum Glück hat es für Science, Public Health Policy and the Law gereicht, aber gut, da ist Peter McCullough ja auch Teil des Editorial Boards.
Einer weiterer Autor der Studie war übrigens Nicolas Hulscher, dessen schwieriges Verhältnis zur Wahrheit war hier ja gerade erst Thema.
Die Frage ist übrigens nicht, ob diese Leute "dümmer als Faktenchecker" oder sonstwer sind. Wenn ein Hulscher eine Studie narrativ-bedienend falsch wiedergibt, dann macht er das nicht aus Dummheit und auch die im Zitat genannten Fehler wurden nicht aus Dummheit begangen. Die Frage ist eher für wie dumm man die halten kann, die diesen Leuten immer wieder aufs Neue ihr bedingungsloses Vertrauen schenken.
Edit: ein "über" im zweiten Absatz entfernt