closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:M.E. gibt es naturgemäß Wechselbeziehungen zwischen dem Geglaubtem (Dogmen) und dem konkreten Verhalten als Folge hieraus.
Nein - leider nicht. - Mir sind im AT massenweise Szenen aufgefallen, bei denen die Botschaft (hier Dogma) und der Bote (hier Kirche) völlig autonom zueinander waren. - Blöderweise wird dies aufgrund der exegetischen Setzung (oder soll ich Dogma sagen?), die herausgehobene heilsgeschichtliche Rolle einer Person koinzident mit deren persönlichem Charakter resp. Erkenntnisstand zu sehen, ignoriert.
Ich sehe es so: Das Geglaubte sei etwas, das ich für wahr halte und besondere Wertschätzung gegenüber aufbringe.
Also wenn ich an einen Gott glaube, dann hat das von Haus aus - zumindest gedankentheoretisch - hohe Priorität.
Und das was ich mit ihm verbinde (z.B. Nächstenliebe, Gerechtigkeit, etc.).
Dann wirkt dies auch erst einmal so, dass ein bestimmtes Verhalten gefördert wird. Wenn man so will, die "Auftrittswahrscheinlichkeit" wird größer.
Mensch liegt aber immer im Widerstreit von divergierenden Interessen. Und damit variiert das Ergebnis.
Die Wirkung vom Geglaubten auf das Verhalten müsste m.E. umso größer sein,
je klarer und widerspruchsfreier die Vorstellung ist,
je mehr Aufmerksamkeit der Betroffene dem widmet.
Gottesvorstellungen im Christentum können z.B. SEHR widersprüchlich sein. Gerade in Bezug auf seine Liebe.
Naqual hat geschrieben: Gott im Sein kann nun im Dasein wirken, aber alles was er wirkt, wird damit zwangsläufig endlich. Die Bezugspunkte sind immer endlich. -
Exakt - jetzt sind wir mitten in der Ontologie Heideggers. - Man muss (göttliches) Sein und (menschliches) Dasein prinzipiell trennen. - Das Problem ist nun tatsächlich, wie der Mensch mit seiner daseins-beschränkten Wahrnehmung über seins-unbeschränkte Realität sprechen kann - weil er ja auch darüber nur beschränkt sprechen kann. - Die Lösung liegt in der Hermeneutik insofern, dass man den (im Dasein unbesteigbaren) Erkenntnis-Berg trotzdem angeht und mit jedem Stück Teil-Aufstieg die Route überprüft. - Man schaut ("speculatio") den Berg immer besser, sieht aber, dass sein Gipfel unerreichbar bleibt. - Insofern gilt für Spiritualität tatsächlich das, was man unter "Der Weg ist das Ziel" versteht. - Die ontologische Differenz zwischen Sein und Dasein gibt es erst mit dem Tod.
Für mich eine sympathische Lösung. Es erinnert mich allerdings auch an die heißen Diskussionen in manchen christlichen Kreisen um den "Relativismus", der vehement abgelehnt wird. Dabei fördert dieser ungemein den christlichen Wert der Demut, während seine Ablehnung meist dazu führt, gesetzlich zu denken sowie abgrenzend bis überheblich zu denken.
Deswegen ist doch Jesu Tod das Leben - weil damit die ontologische Differenz aufgehoben wird. - Und diese Differenz kann nur von Gott aufgehoben werden (top-down), weshalb ich Trinitarier bin, also Gott in Jesus am Kreuz sehe. - Der Mensch kann deshalb diese Differenz nicht aufheben, weil er seine Daseins-Wurzeln selbst nie abstreifen kann - er schafft es also nie, "character" und "actor" absolut koinzident zu bringen. - Aber ich seh schon - jetzt wird's zu kryptisch.
Ja, für mich ein wenig mysteriös.
Nachdem ich bedingt Unitarier bin (bedingt deswegen, weil man mich nicht unbedingt zum Christentum zählen kann),
kann die ontologische Differenz auch aufgehoben werden in dem man Jesus wird (Nachfolge: der Sohn ist der Weg).