Salome23 hat geschrieben:Kann einem das im Alltagsleben denn gelingen? Hat man denn nicht immer Vorstellungen von irgendwas-verwendet seinen Verstand(=verstehen)?
Der Verstand ist nur ein Bruchteil unsres Bewusstseins. Wir sind aber nicht der Verstand und seine Vorstellungen. Gedanken kommen und vergehen. Haben keine Permanenz. Schon deshalb können wir das nicht sein. Sein ist das, was bleibt, aus dem die Gefühle und Gedanken kommen und in das sie zurückgehen. Im Grunde sind wir dieses Sein, das sich in diesem Moment durch uns ausdrückt. Das kann man in der Meditation erfahren. Aber in der Meditation geht es nicht darum, dauerhaft in der Versenkung zu bleiben. Auch ein Satori kann und soll nicht dauerhaft sein, sondern in den ALLtag führen.
Im Zen wird der „Anfängergeist“ geübt, die Vereinfachung des Lebens auf das Wesentliche hin, spontanes und klares Handeln aus dem gesammelten Bewusstsein. Der Verstand hingegen plant, berechnet und manipuliert. Wir kommen durch ihn nicht in Einklang. Es geht nicht darum den Verstand abzuschaffen. Das geht nicht, denn er ist ein Programm unsres Ichbewusstseins. Es geht aber darum die Aufmerksamkeit vom konzeptuellen Denken in Ideen, Begriffen und Kategorien in den Moment zu holen. Pures, waches Dasein. Wir können in den Verstand und wieder heraus gehen. In der Meditation erkennt und übt man einfach, sich nicht mehr damit zu identifizieren. Dann kann ich ihn viel sinnvoller, bewusster gebrauchen, wo er hilfreich ist – ohne mich von den von außen aufgeprägten Konditionierungen und Vorstellungen leben zu lassen.
Gewinnt durch ihn etwas oder blockiert etwas
Ist man denn deswegen nicht im Sein-mit allem was wir tun, denken und fühlen -das ist doch sein-jetzt..in dem(und in jedem) ) Moment...
In der Regel erfolgt die Verstandesfixierung, weil Menschen einseitig „angenehme“ Gefühle zulassen, während sie unangenehme Gefühle unterdrücken. Oder sie haben ein bestimmtes, einseitig gutes Selbstbild, das sie aufrecht erhalten wollen, das vielleicht kaum mit der Realität übereinstimmt. Dann helfen die vielen Vorstellungen dabei die wahren und eben auch schmerzlichen Gefühle zu überdecken. Dann ist ihr Leben, wie ein angenehmer Schlaf, aber sie erleben ihr Leben nicht wirklich wach und bewusst. Dann fehlt einiges an Tiefe und Intensität. Dann bist du nicht wirklich in deiner Kraft. Überspitzt gesagt: wir können unser Leben durch den Verstand so simulieren, als sei es eine Mauer von perfekten Momenten. Kann dann aber noch richtige Schönheit wachsen und aufblühen?