Nach jeder Beurteilung habe ich recht, denn das obige, ist eine Tatsache, da die Wahrheit meiner Aussage überprüfbar und nachweislich ist.closs hat geschrieben:OK - bei strenger Beurteilung hast Du rechtThaddäus hat geschrieben:1. Die Aussage, dass Pilatus Präfekt war, ist ebenfalls eine Interpretation. Nämlich eine Interpretation der Texte römischer Geschichtsschreibung und archäologischer Befunde.
Natürlich, denn um diese Aussage zu verfizieren muss man Zeitungsartikel, Chroniken, Tonaufzeichnungen, die Aussagen von Zeitzeugen und vielleicht auch Filmaufnahmen der Beerdigung prüfen und damit Belege interpretieren.closs hat geschrieben:Ist "Adenauer starb 1967" eine Interpretation wie "Pilatus war Präfekt"?
Jesus dachte nicht wie "das Volk", sondern wie ein frommer Jude seiner Zeit, der einer bestimmten, jüdisch-religiösen Richtung angehörte, nämlich dem apokalyptischen Judentum. Wie hätte er auch sonst denken sollen? Wie ein epikureischer griechischer Philosoph oder ein römischer Legionär oder Ägypter? Die Belege dafür, was Jesu Ansichten waren, finden sich in den einzig zur Verfügung stehenden Quellen, den neutestamentlichen Schriften. Die Wahrheit der Aussage über den Sachverhalt, dass Jesus eine Naherwartung hatte, ergibt sich aus der Analyse der Quellen. Diese Analyse ist seriös, weil die Art und Weise, wie sie zu ihren Ergebnissen kommt, für alle objektiv nachvollziehbar und in sich plausibel ist. Ihr Erklärungswert ist sehr hoch, weil sie darüber hinaus plausibel erklären kann, warum in der Überlieferungsgeschichte der neutestamenrlichen Quellen auch abweichende Textstellen zu finden sind, die versuchen, die Naherwartung Jesu nachträglich zu relativieren.closs hat geschrieben:Siehst Du - das ist ganz einfach falsch. - Denn Du unterstellst, dass Jesus genauso dachte wie "das Volk", und das ist mindestens nicht sicher.Thaddäus hat geschrieben:Mit exakt der gleichen Sicherheit können wir konstatieren, dass Jesus als frommer Jude und gemäß seiner eigenen Aussagen an das unmittelbar bevorstehende Reich Gottes glaubte, - ganz im Sinne des apokalyptischen Judentums seiner Zeit.
Die Annahmen dagegen, Jesus hätte keine Naherwartung gehabt oder zugleich eine Naherwartung und doch keine Naherwartung vertreten, sind weder plausibel erklärbar, noch stehen sie im Einklang mit den eindeutigen Textbefunden und mit der jüdisch-apokalyptischen Tradition. Kurzum: sie sind an den Haaren herbeigezogen.
Kann ich mich nicht daran erinnern. Aber wenn ich das getan habe, dann sicher nicht aus dem mir von dir hier unterstellten Motiv.closs hat geschrieben: - Ich erinnere Dich gerne daran, dass Du gelegentlich eine Armada an Bibel-Zitaten gebracht hast, die das Motiv "Und sie verstanden ihn nicht" con variazione bestensbelegt haben.
Ob Jesus ein Mensch war oder Sohn JHWH's ist (was immer das genau heißen soll), ist für die Analyse der Quellen unerheblich, denn deshalb ändern sich die Quellen nicht. Die Ergebnisse der historisch-kritischen Analysen der nt-Quellen sind niemals Aussagen dazu, ob Jesus nur Mensch oder auch Gott oder beides zugleich ist. Mit dieser Frage beschäftigt sich die Dogmatik aber nicht die neutestamentliche Forschung.closs hat geschrieben: Trotzdem: Deine Version (auf kritischer-rationaler Basis des "Wir interpretieren so, als sei Jesus nur Mensch")
Bei der Festellung von Tatsachen geht es immer um die Frage, mit welcher Sicherheit die Wahrheit einer Aussage über einen Sachverhalt festgestellt werden kann. Gibt es Beweise, eindeutige Belege, logisch zwingende Argumente und eindeutige Plausibilitätsketten, oder kann man nur vermuten und spekulieren. Die kanonische Methodik z.B. verstößt schon gegen grundsätzliche wissenschaftliche Minimal-Prinzipien, wie das vertreten von methodischen Annahmen, die die Ergebnisse der Analyse vorwegnehmen.closs hat geschrieben: KANN natürlich richtig sind - aber sicherlich nicht "mit exakt der gleichen Sicherheit" wie bei Pilatus' Job in Palästina.
Ja.closs hat geschrieben:Glatt falsch. - Da musst Du nur mal bei den großkirchlichen Theologien rumfragen. - Ich habe wirklich früher und seit 2 Jahren in Bezug auf dieses Thema viele evangelische und katholische Theologen von Dozenten bis Dorfpfarrern befragt, was sie an ihren jeweiligen Unis dazu gehört haben - es kam unterm Strich immer dasselbe raus: "Das ist historisch NICHT richtig, allerdings unter den Bedingungen der HKM nachvollziehbar". - SInd die alle doof?Thaddäus hat geschrieben:Jede andere Interpretation hat keinerlei Argumente für sich und stellt eine Umdeutung dessen dar, was Jesu Glauben ausmachte.
Oder besser: sie hängen einem umfangreichen Selbstbetrug und einer dramatischen Verblendung aus existenzialem Druck an. Jeder Theologe, der sich ernsthaft und intellektuell aufrichtig mit der Erforschung des alten und neuen Testaments beschäftigt stellt fest, wie sehr die gepredigten kirchlichen Lehrmeinungen die Ergebnisse dieser Forschung ignorieren. Er stellt auch fest, dass er diese Ergebnisse nicht predigen kann, selbst wenn er wollte, weil das seine Schäfchen völlig verstören würde. Zudem muss er damit rechnen, erhebliche Probleme mit seiner Kirchenleitung zu bekommen. Der von ihm gewählte Lebens- und Glaubensweg ist damit ganz und gar infrage gestellt. Das ist ein unerhörter existenzieller Druck. Die allermeisten Pfarrer und Theologieprofessoren flüchten sich daher in entweder kuriose Verteidigungsstrategien oder in die Ignoranz.
Die den Gläubigen gepredigten Theologien: ja!closs hat geschrieben: - Evangelische und katholische Theologie wäre diesbezüglich unterm Strich eine einzige Täuschung?
Wenn ein Mathematiker versuchte, eine Mathematik zu begründen einzig auf der Grundlage seiner geträumten Einsichten zu mathematischen Problemen, betriebe er keine seriöse Mathematik, insbesondere dann nicht, wenn ihm seine Mathematikerkollegen auf Fehler in seinen Ableitungen hinwiesen, die er damit zu rechtfertigen versuchte, dass er sich darauf beriefe, dass er sie aber ja doch geträumt hätte und seine Träume von Gott kommen, weshalb sie also richtig sein MÜSSEN.closs hat geschrieben:Das ist die alte Falle: "Unsere Hermeneutik ist die einzig richtige, also ist alles andere nicht seriös".Thaddäus hat geschrieben:Nein, tut sie nicht. Zumindest nicht die seriöse Theologie.
Wenn Jesus göttlich ist, dann ändert das an der historisch-kritischen Analyse der Texte rein gar nichts, zumal nicht mir Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass er göttlich ist. Diese Annahme spielt keine Rolle für die Analyse, ja sie ist als unbelgbare Zusatzannahme sogar hinderlich.closs hat geschrieben:Im Grunde sagst Du damit: "Wenn Jesus historisch göttlich war, kann es keine Tatsache sein, weil es min Deiner Methodik nicht als Tatsache vorgesehen ist".Thaddäus hat geschrieben:Genau das sind die einzigen seriösen Bedingungen, die die Wissenschaftlichkeit und Plausibilität der Tatsachenfeststellung ausmachen.