Re: Naherwartung: Jesu Wiederkunft
Verfasst: So 16. Feb 2020, 09:05
Ja - die Behauptung "Paulus war im Jahr 51 in Korinth" ist falsifizierbar, wenn man bspw. nachweisen könnte, dass er bereits im Jahr 50 tot war. Auf dieser Ebene sind wir uns einig - und so verstehen auch meinetwegen die vatikanischen Theologen die Wissenschaft. --- Das ist reine Sachebene, reines Außenrum. Im Kern jedoch kann Wissenschaft nicht leisten - außer assistierend.
Natürlich ist das in Ordnung. - Die Aussage war hier, dass sich "Wahrscheinlichkeit" immer auf die Bedingungen des "eigenen Ladens" bezieht. - So ist die Wahrscheinlichkeit unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten nahezu Null, dass Jesus leiblich auferstanden ist - trotzdem kann es geistlich wahrscheinlich sein, dass diese Auferstehung stattfand. - Die Antwort auf die Frage, welcher der beiden Wahrscheinlichkeiten näher an der Wirklichkeit ist, ist vollkommen offen.
So ist es. - Aber er kann auch keine absoluten Wahrscheinlichkeiten ("Unser Wahrscheinlichkeits-Messen ist wirklichkeitsnah") bieten - welche Wahrscheinlichkeit wirklichkeits-zielführend ist, ist eine rein weltanschauliche Frage und NICHT falsifizierbar.
Da gibt es zwei Ebenen:
1) Die ganze Dogmatik steht unter dem Vorbehalt des Glaubens. Ist der Glaube, dass es Gott gibt, wirklichkeits-falsch, sind auch die Dogmen falsch - das weiß jeder Theologe, auch konservative.
2) Unter dem Vorbehalt 1) gibt es in 2) keinen Vorbehalt mehr - dann heißt es: "Falls 1), dann kein Vorbehalt bei 2)".
Der eine sagt "Nur wenn es Gott gibt, sind meine Dogmen in Bezug auf die Wirklichkeit wahr", der andere sagt "Nur wenn mein Wahrscheinlichkeits-Maßstab richtig ist, ist meine Wahrscheinlichkeitsrechnung in Bezug auf die Wirklichkeit wahr". - Das ist unterm Strich dasselbe.
Doch natürlich. - Was Du sagst, ist dramatisch und erklärt einige Missverständnisse. - Die Wissenschaft ermittelt Sachergebnisse (= Beobachtungen) und interpretiert daraus - die Interpretation ist also eine Folge des Sachergebnisses. - Die Interpretationen selbst sind nur bedingt, also unter den systemischen Bedingungen der Interpretation, Sachergebnisse.
Das Sachliche daran ist die Sachlichkeit der zugrundeliegenden Beobachtungen ("Hier steht nachweisbar/sachlich der Text x") - die Interpretation selbst ist kein Sachergebnis. - Konkret: "Jesus irrte sich" ist kein Sachergebnis, sondern ein interpretatives Ergebnis. - Sachergebnisse können nicht falsch sein, Interpretationen schon.