stereotyp hat geschrieben: ↑So 20. Feb 2022, 21:34
Ganz recht. Und das nennt man Abstraktion. Du verallgemeinerst, reduzierst die Religion auf das, was ihnen allen gemein ist. Alles andere ist nebensächlich oder gleichgültig.
Mir ist schleierhaft, warum du das nicht zugibst oder einsiehst.
Nein, das ist nicht wahr, es ist so einfach nicht. Ich weiß etwas über die Religionen, ja das tue ich. Und die anderen Dinge sind nicht nebensächlich oder gleichgültig, ganz und garnicht. Von ihnen hängt ab, welchen Weg eine Seele geht, wie weit sie kommt, auf welche Art sie sich entwickelt, wo es riesige Unterschiede gibt.
Was für Unterschiede das sind nach meinem Glauben, da könnte ich viele Seite drüber schreiben, alles Dinge, die Dir wohl fremd sein werden. Ich glaube an ein System aus Schöpfungsebenen, Astral, Kausal, Superkausal, Ebene des Geistes oder Atma, schließlich das unvergängliche Königreich Gottes und darüber weitere Ebenen. Wer eine Hinduistische Gottheit anbetet, kann vielleicht dort hin gelangen, wo diese Gottheiten leben. Das wäre die Kausalebene. Er könnte aber auch das OM anbeten und den Herrscher dieser Region erreichen. Gott zu Ehren könnte er viel Gutes tun und würde sich damit ein menschliches Leben mit großer Macht und Reichtum verdienen. Buddhisten können je nach Methode auch unterschiedliche Bereiche dieser Schöpfungsebenen erreichen. Jesus Christus verorte ich in den unvergänglichen Himmel, das Königreich Gottes. Das ist der Ort, wo die Seele völlig entkleidet in ihrer ganzen Herrlichkeit wie 16 Sonnen und Monde erstrahlt. Dort gibt es nur noch Liebe, Aktivität, Schönheit, Lebendigkeit, alles ist eins und Gott ist allgegenwärtig. Im Sikhismus wird dies auch Sach Khand genannt. Es gibt aber auch Welten, die einerseits eine Befreiung vom Rad der Wiedergeburt bedeuten und die von unvorstellbarer Herrlichkeit sind, die aber nicht unvergänglich sind, die sich nach unfassbar langen Zeiträumen doch auflösen, wodurch die Seele wieder herunterfällt und der Kreislauf von Neuem beginnt. Will eine Seele, die es bis dahin geschafft hat, in das unvergängliche Reich Gottes, muss sie wieder Mensch werden und sie kann auch versagen und vielleicht sogar wieder fallen.
Die negative Kraft hat ihr eigenes System, ihren eigenen Gott, und die positive Kraft eben das ihrige Reich. In den untersten Ebenen herrscht die negative Kraft und bindet die Seelen durch das Gesetz des Karmas in das Rad der Wiedergeburt.
Wenn nun ein Hindu zB Brahma verehrt, wird er dadurch nicht vom Rad der Wiedergeburt befreit werden. Ein Christ wird auch nicht unbedingt das Königreich Gottes erreichen, das ist nur sehr sehr wenigen Menschen vorbehalten, wie eben den 144.000 Erstlingen und danach, wenn der Messias auf Erden lebt, mit seiner Hilfe und der Hilfe der 144.000 wird es dann vielen Menschen möglich sein, aufzusteigen und die Erlösung zu finden.
Ich glaube also an ein komplexes System mit vielen Ebenen, Stationen, Bereichen, Welten, und wohin man schließlich geht, das hängt natürlich auch davon ab, was man für einen Glauben hat, wen man anbetet, was man praktiziert, da gibt es ganz unterschiedliche Aufstiegschancen, teils auch im Reich der negativen Kraft.
Du siehst also, es ist mir nicht nebensächlich oder gleichgültig. Allerdings hat jede Religion auch ihre "Abteilungen" die dann unterschiedliche Aufstiegschancen bieten. Anders gesagt, ein sehr hingabevoller Hindu kann viel viel weiter aufsteigen als ein lauer Christ. Der laue Christ wird dann sehr enttäuscht sein, der Hindu vergleichsweise fantastische Himmelswelten erfahren. Doch kann der hingabevolle Christ, der mit ganzem Herzen Jesus liebt und folgt und sein Leben in seine Hände legt, weiter aufsteigen als der eben genannte Hindu, der zwar wundervolle Dinge genießen darf aber im Vergleich wiederum ist es nicht der Rede wert.
Ich glaube nicht, dass jeder Christ an das Erlösungswerk bloß glauben muss und dann am gleichen Ort landet wie alle anderen Erlösten - das glaube ich nicht. Ich habe da eine sehr differenzierte Ansicht.
Aber: Im Herzen ist es doch bei allen gleich. Unterschiedlich ist die Qualität, die Intensität, die Aufrichtigkeit, das Maß an Hingabe, Demut, Sehnsucht... und natürlich worauf man sich ausrichtet, das ist die Richtung, in die man sich auch bewegt.
Ich habe nur geredet davon, warum ich für alle Gläubigen und Religionen und Schriften Respekt habe. Ich bin nicht so drauf, dass ich jedem den einen Glauben zureden mag. Davon halte ich nichts. Ich weiß: In der Bibel steht es anders. Aber ich sehe etwas Gutes nur darin, jedem Menschen dort zu begegnen, wo er steht und dort anzuknüpfen. Was mir am Herzen liegt ist schlichtweg Gott und das Gute, die Liebe, das Licht und das alles. Ich empfehle niemandem pauschal diese oder jene Religion. Vielleicht sehe ich, dass ein Charakter besonders gut zu einer Religion oder einem Glauben passt. Dann erzähle ich vielleicht etwas davon, weil das vielleicht etwas ist, wo diejenige Person etwas mit anfangen kann. Weil jeder Fortschritt ist gut und bedeutungsvoll. Angenommen, das Christentum ist die höchste Religion, dann ist sie aber trotzdem nicht für jeden das Beste, denn es gibt Menschen, die sich im Christentum nicht wohl fühlen und die darum den christlichen Weg nicht so gut gehen können, dafür aber vielleicht sehr gut zum Islam passen. Dann ist es besser, sie folgen ihrem Herzen und werden Muslim, weil sie dort viel weiter kommen als das im Christentum der Fall wäre, obwohl der Islam vielleicht nicht so weit führt wie das Christentum. Verstehst Du, was ich meine?
Es geht immer um die Richtung und bei allem darum, dass jeder frei ist und den Weg gehen sollte, der ihm am besten entspricht. Ich glaube auch, dass jede Seele einen ganz eigenen Entwicklungsstand hat und auch nur bestimmte Dinge will oder braucht und man darum niemandem eine Religion aufzwingen kann.
Also angenommen, da ist eine Seele und Vater Gott hat es ihr in seiner Weisheit und Güte so eingerichtet, dass sie ein Mensch wird, der ein Sikh wird, weil es das beste für ihn ist, weil sie sich da Gott am meisten annähern kann. Gott hat es so bestimmt im Einklang mit dem Willen der Seele und darum muss der Mensch ein Sikh werden, das ist ihm bestimmt, das ist Gottes Wille und sein eigener Wille und für ihn das beste. Was nutzt es da, diesem Mann das Evangelium zu predigen? Er wird es nicht annehmen, fertig. Da kann man sich auf den Kopf stellen, keine Chance. Aber man kann sich mit ihm durchaus über Gott unterhalten und auf diese Weise unterstützen und motivieren. Wenn zwei Menschen sich über Gott unterhalten, dann nennt man das in Indien "Satsang". Das wäre auch soetwas wie Gottesdienst. Zwei Menschen bekräftigen und motivieren sich gegenseitig in ihrem Bestreben, Gott entgegen zu wachsen. Das können alle Gläubigen machen, Jude und Muslim, Sikh und Jain - es ist egal. In dieser Sehnsucht sind alle Gläubigen, Suchenden, Spirituellen gleich oder sehr ähnlich, ähnlich genug, um gemeinsam ins Schwärmen zu kommen. Und wenn sowas geschieht, würde das Gott denn nicht gefallen?