Re: Näncy
Verfasst: So 1. Sep 2024, 16:50
Nein, ich gehöre nicht zu den Stamm-Lesern und tatsächlich ist meine Bekanntschaft mit dem Magazin nur oberflächlich. Es wurde oft auf X (Twitter) verlinkt und daher hab ich immer mal wieder Artikel gelesen.Abischai hat geschrieben: ↑Sa 17. Aug 2024, 17:43 Hast Du es denn gelesen? Oder hast Du nur von anderen gehört, die selbst auch nur vorgeben es gelesen zu haben?!? Es lesen dieses Blatt doch sicher nur diejenigen, die es lesen wollen. Wer es ekelhaft findet, zählt eher nicht zu den Lesern, oder habe ich da was verwechselt?
Das halte ich für subjektiv übertieben, aber OK, das ist Deine Haltung dazu.
Abstoßend ist für mich, dass Compact bei all dem, was sie so verbreiten, dann noch auf unglaublich "emanzipatorisch" machen.
Vorsichtig formuliert, haben Migranten meist kein beneidenswertes Schicksal. Klar, wer es hier her schafft, ist weniger arm dran als seine zurückgebliebenen Landsleute. Ein riesiger Prozentsatz ist auch gar nicht schutzbedürftig. Ein kleiner Prozentsatz ist sogar kriminell, und manche kommen mit dem Vorsatz hierher Terror zu stiften. Praktisch alle sind vorher durch sichere Staaten gezogen.
Die ganze Flüchtlingspolitik ist dazu noch extrem scheinheilig: denn würde man wirklich unbegrenzt helfen wollen, wäre es doch kein Problem, eine Fährverbindung zwischen Tunesien und Italien einzurichten. Oder man würde Visum-freie Einreise nach Deutschland erlauben, sodass man einfach hierherfliegen kann (was zumeist auch nicht teurer ist als Schlepper zu bezahlen).
Auch wenn das Recht auf Asyl besteht, ja, gar das Recht auf eine Versorgung selbst im Ablehnungsfall (bestätigt durch das Bundesverfassungsgericht, geschlossen aus der "Menschenwürde" - von Richtern, die da noch zehn Jahre sitzen werden) - nach Jeremy Bentham sind Rechte am Ende nur "Unsinn auf Stelzen".
Irgendwann sind die Ressourcen schlichtweg nicht mehr da. Und wo nichts ist, hat auch der Kaiser sein Recht verloren.
Man betrachte zum Vergleich, das TCP/IP Protokoll:
Wir lesen: Es ist "zuverlässig". Und tatsächlich: Wird ein Paket nicht bestätigt, wird ein Duplikat geschickt. Aber die so "garantierte Zuverlässigkeit" kommt irgendwann doch einmal an ihr Ende. Spätestens, wenn die Katze das Netzwerk-Kabel durchbeißt.Wikipedia hat geschrieben:Im Gegensatz zum verbindungslosen UDP implementiert TCP einen bidirektionalen, byte-orientierten, zuverlässigen Datenstrom zwischen zwei Endpunkten.
Genauso wie die Zuverlässigkeit von TCP/IP eine bloße Abstraktion ist, die real nur bis zu einem gewissen Grad Sendefehler ausbügeln kann, kommen auch die Menschenrechte irgendwo an ihre Grenzen.
Wenn die Politik überhaupt nur eine Aufgabe hat, dann dem Bürger zu ersparen, dass er das Kollabieren dieser Abstraktionen miterleben muss. Die Merkel-CDU und darauffolgende Ampel-Regierung haben darin offensichtlich versagt.
So - das alles ist ja völlig korrekt beobachtet. Aber die meisten Migranten tragen dennoch ein hartes Schicksal. Vermeidung des oben angesprochenen Problems oder auch nur bloßer Eigennutz sind absolut legitime Gründe, aber sie gehören als solche klar benannt. Emanzipatorisch ist daran gar nichts, denn es geht gerade um die Aufrechterhaltung bestimmter Hierarchien (sollten sie auch "natürlich" sein) auf Kosten von Menschen, die ärmer dran sind.
Die gleiche Sache wiederholt sich beim Klimawandel. Offensichtliche Lügen werden als "Fakten gegen Hysterie" verkauft, und erneut heißt es: die Bevölkerung steht auf gegen die Eliten, die Globalisten, bla bla.
Natürlich leidet die gesamte Klimapolitik unter der Tragik der Allmende, und unter Umständen mag es sogar "rational-egoistische" Klimapolitik sein, die Sache einfach aufzugeben. Eventuell kann man Staaten wie China nicht dazu bringen, verantwortlich zu handeln, ja, und dann geht es "rational-egoistisch" in den Abgrund, wie es die Spieltheorie vorhersagt. Aber das wäre das absolute Scheitern und sicher nicht eine "emanzipatorische" Errungenschaft.
Ich vermute, wenn die Leute von Compact im 19. Jahrhundert gelebt hätten, hätten sie im Abolitionismus (der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei) auch die große Eliten-Verschwörung gewittert und einem sogar die Sklaverei noch als emanzipatorisch verkauft:
"Wir verteidigen das ureigene Recht des souveränen Bürgers, Sklaven zu halten. Ein Sklave ist von Natur aus Sklave und die Behauptung, er sei ein vollwertiger Mensch, ist wissenschaftlich widerlegt: Sein scheinbarer Freiheitswille basiert tatsächlich auf der Krankheit der Drapetomanie. Die Abschaffung der Sklaverei würde den Wohlstand unserer Nation zerstören und dennoch nichts erreichen, da andere Länder dann nur noch mehr Sklaven kaufen würden. Es soll hier eine abolitionistische Diktatur aufgebaut werden, die uns alle enteignen will, und unser aller Wohlstand steht auf dem Spiel. Aber wir lassen uns nicht mehr von freimaurerischen Eliten für dumm verkaufen!"
Die weltweite Abschaffung der Sklaverei geschah langsam, schrittweise und mit vielen Rückschlägen. Eine anfangs radikale Position setzte sich damit durch. Aber am Ende hat die Menschheit gegen enormen wirtschaftlichen Druck diese schreckliche Institution dennoch weltweit abgeschafft und geächtet. Derartige Veränderungen passen nicht ins zynische Weltbild von Compact, wo alles nur von irgendwelchen bösen Eliten ausgeheckt und gesteuert wird (außer der Fossil-Lobby, an die glaubt Compact natürlich nicht) und allein nur Machtpolitik und Wirtschaft die Geschichte der Menschheit bestimmen.
Die Institution der fossilen Energiegewinnung ist zwar nicht so offensichtlich amoralisch wie die Sklaverei, aber aufgrund der Zerstörung der Biosphäre ein ähnliches Schandmal für die Menschheit. Sie wird genauso getragen von extrem starken wirtschaftlichen Zwängen und ihre Abschaffung gehört ebenso zu den radikalen, großen Transformationen.
Ja, nach gewissen Überlegungen ist es "rational egoistisch", nichts zu tun. Die Sache aufzugeben. Spätere Generationen zahlen dann die Quittung und werden nur Verachtung für uns übrig haben.
Nur bitte - man sollte solche "Lösungen" doch nicht als "emanzipatorisch" verkaufen. Das ist wirklich abstoßend.
"Verfassungswidrigkeit" ist unscharf und wird nur durch ebenso unscharfe Begriffe wie "Menschenwürde" und "freiheitlich-demokratische Grundordnung" erklärt, deren Bedeutung stetig im Wandel ist.Abischai hat geschrieben: ↑Sa 17. Aug 2024, 17:43 In keiner Weise ist COMPACT auch nur andeutungsweise der "Verfassung" bzw. dem Grundgesetz für die Bundesrepublik in Deutschland gegenüber feindlich ausgerichtet oder eingestellt.
Wer das bitte mit stichhaltigen Argumenten widerlegen wollte und vermag, ist herzlich eingeladen dies auch zu tun. Bisher wurden hierzu nur immer die gleichen Frames wiedergekäut, die aber längst durchschaut sind.
Aber bei Compact von "Verfassungsfreunden" zu reden, ist schon bemerkenswert. Wie kommt es dann zu Zitaten von Elsässer wie "Ziel ist der Sturz des Regimes"?
Verfassungsfeindlichkeit heißt zwar nicht, dass man mit dem existierenden GG (das sich selbst als Verfassung bezeichnet, siehe Präambel) nicht unzufrieden sein darf. Selbst die Forderung nach tiefgreifenden und radikalen Veränderungen würde juristisch nicht darunter fallen (und sollte es auch nicht). Ja, nicht einmal die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie, wenn man einen konkreten Ersatz vorschlägt, durch den das Demokratieprinzip gewahrt bleibt.
Allerdings ist mal wieder die zynisch-nihilistische und rein destruktive Haltung das Problem. Die ganze Sache beschränkt sich auf eine Verächtlichmachung der bestehenden parlamentarischen Demokratie und dem Schüren von Hass und Wut.
Ich denke ja auch, dass die parlamentarische Demokratie in einem miserablen Zustand ist, und der extrem starke Fraktionszwang den Bundestag delegitimiert (Abgeordnete werden zu Statisten herabgestuft, die wirklichen Entscheidungen werden in irgendwelchen Hinterzimmern getroffen).
Die Geschichte hat aber gezeigt, dass die Einbahnstraßen von Demokratie in Richtung Autokratie eben genau so aussehen wie bei Compact: Kritik, die 100 % zynisch und destruktiv ist.
Und so stammen Begrifflichkeiten wie Schwatzbude von einer Partei, die nicht den Weg zu einer besseren, demokratischeren Republik öffnete, sondern unmittelbar Staatsterror, Ermordung Andersdenkender, Verfolgung und KZs brachte.
PS: Auch wer die AfD unerträglich findet, wird irgendwie als falsch gewickelter Systemgläubiger angesehen. Bei der AfD funktioniert (trotz der ganzen Lügen) vielleicht noch der Teil, die Probleme der Etablierten zu identifizieren. Nur der Teil, wo man es besser macht, der funktioniert halt nicht. Und so braucht man als AfD-Politiker nur ein dickes Fell, mächtig Wut im Bauch und eine große Klappe. Sonstige Qualifikationen sind irrelevant. Was will die AfD denn gegen die Urteile des Bundesverfassungsgerichts unternehmen? Da ist Schweigen im Walde.
Ich verstehe es, wenn sich Wähler von anderen sog. rechtspopulistischen Parteien Europas wie Rassemblement National etwas erhoffen. Aber bei der real existierenden AfD sind die Wortmeldungen ihrer Mitglieder so hasserfüllt, die Skandale so erdrückend, dass nicht mal mehr eine Fassade des Anstands geblieben ist. Das, was objektiv jenseits aller Skandalisierungen linksliberaler Journalisten noch bleibt, ist immer noch genug.
Aber okay, wer das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, soll bitte AfD wählen!