Claymore hat geschrieben: ↑So 29. Aug 2021, 21:10Dein Verständnis von “Überzeugung” ist nicht nur “ein wenig” vom normalen Verständnis entfernt, sondern hat eigentlich nichts mehr damit zu tun.
Nein, das sehe ich nicht so.
Eine "Überzeugung" liegt dadurch vor, dass einem entsprechenden Reaktionsablauf gefolgt und
nicht davon abgewichen wird.
"Überzeugung" wird damit zu einem zentralen Wahrnehmungsbegriff. Schau das Gehirn an, dort geht es exakt um das Ausprägen solcher "Reaktionspfade".
Wenn ein Mensch einem Tisch begegnet, dann ist dieser Mensch
überzeugt, einen Tisch zu sehen.
D.h. die Wahrnehmung dieses Menschen besteht aus einer Reaktion, bei der es zum Aufbau/Berücksichtigung der Zusammenhänge seiner Situation kommt.
Es kommt
nicht zu einem Abweichen von diesen Zusammenhängen, es besteht keine Wahlfreiheit, in dieser "Überzeugung" ist der Mensch nicht frei.
Wendet man dies auf das an, was du als "phänomenales Bewusstsein" ansehen möchtest, dann wird klar, was dahintersteckt:
Der Mensch durchläuft eine "Überzeugung" also eine feste "Reaktionsbahn".
Der Mensch hat dabei keine Freiheit, keinen Einblick in "wie ist das Phänomen / wie ist meine Überzeugung".
Claymore hat geschrieben: ↑So 29. Aug 2021, 21:10SilverBullet hat geschrieben:2.
Es handelt sich um eine neue Art von "Existenz", die sich zu einer uns unbekannten Wahrnehmung aktiv verhält, sozusagen "das Erleben stattfinden lässt bzw. das Erleben darstellt". Das ist insgesamt die Konstruktion eines Vorganges, der nirgendwo auf irgendwelchen Einblicken und Erfahrungswerten basiert.
=> das ist einfach nur ein Glaubenssprung und im Grunde ist hier das Wort "Existenz" irreführend, weil es eine Verbindung zu bekannten (passiven) Existenzen suggeriert, aber es genau nicht um solche Existenzen gehen soll.
Ja, 2. Und das ist kein Glaubenssprung.
Mit deiner Existenzbehauptung, dieser "anderen Form der Wahrnehmung", bist du
mindesten dualistisch unterwegs und exakt dafür sehe ich meine beiden Punkte als deutliche Hürde an - du solltest dich darum kümmern.
Versuche deine Existenzbehauptungen in meine zwei Punkte hineinzubringen und erkläre mir die Abläufe.
Claymore hat geschrieben: ↑So 29. Aug 2021, 21:10Wahrnehmung sehe ich nicht bloß als ein “für XYZ halten” an. Das ist grundfalsch. Wir sehen Rot direkt, und halten nicht bloß etwas für Rot. Hinter dem Wort Rot steht ja erst ein Konzept, das durch das mehrfache Sehen von Rot überhaupt erst erlernt wird. Auf was für ein “etwas” (für das wir es halten) sollte es sich, für sich selbst genommen, denn bitte beziehen?
Nein, es geht nie um "direktes Rot".
"Rot" liegt maximal als "zu einem Bereich der Umgebung gehörend" vor, d.h. das "Sehen von Rot" ist eine komplette Weltszene, in der die Zusammenhänge des Körpers und der Umwelt enthalten sind.
Beim "Sehen von Rot", wird ein Umgebungsanteil, meist ist das eine Objektoberfläche, "als rot" eingestuft.
Der Flächencharakter von "Rot" gehört gar nicht zu "Rot". Der Charakter des Vorhandenseins gehört gar nicht zu "Rot". usw. usf.
Wir haben
keine Möglichkeit unsere Wahrnehmung/Reaktion aufzuspalten und dann zu analysieren. Weder Körper noch Umwelt kann aus der Wahrnehmung herausgenommen werden.
Deine Frage "wohin es sich beziehen soll?" zeigt, dass du von Anfang an den falschen Ansatz hast.
Ein Mensch ist ein selbstlernender Akteur. D.h. unser Wahrnehmungssystem versucht, sämtliche Anlässe/Unterschiede aus den Sinnesimpulsen in einem korrekten und fortsetzbaren Reaktionskreislauf zu verwalten ("korrekt" im Sinne von "energetisch versorgbar").
Beim "Sehen von Rot" begreift der Mensch quasi immer nur "in welcher Situation er sich befindet". Es ist ganz entscheidend, dass man den Basisumstand "Körper in einer Umwelt" nie herausnimmt, wenn man über die Wahrnehmung nachdenkt.
Die Frage "wohin bezieht sich Rot" ist damit falsch, denn "ich sehe einen roten Umgebungsanteil" ist lediglich diejenige Reaktion, die sich korrekt in den fortgesetzten Reaktionskreislauf einordnen lässt.
=> wir unterliegen Überzeugungen, also nicht änderbaren Reaktionen, die sich möglichst korrekt in das bisherige Gefüge des Wahrnehmungskreislaufes einordnen lassen.
Wenn du genau hinschaust, wirst dir die enorme Lückentoleranz bei dieser Strategie auffallen.
Wir müssen nicht wissen, was sich "hinter einem Weltanteil" befindet und können ihn dennoch als ein konkretes Etwas verwalten.
Es geht nie darum, wohin sich etwas bezieht, es geht nie um eine Existenz, es geht immer darum, dass wir fortgesetzt reagieren - unsere Reaktion, unsere Überzeugung ist "konstruiert" - aber natürlich nicht frei "konstruiert", sondern durch den Regelkreis "Körper in der Welt" werden alle Reaktionsveränderungen "im Zaum" gehalten.
Wenn ich sage, Wahrnehmung ist immer ein "für XYZ halten", dann steht nicht XYZ im Zentrum, sondern das "für halten", also der Entwurf der Reaktion.
Egal wie hintergründig dein Nachdenken über das "gerade durchgeführte Erleben" auch sein mag, du führst immer nur eine fortgesetzte Reaktion durch und diese Reaktion ist
nicht frei, sondern läuft im Sinne des Gesamtgefüges ab.
Du wirst damit "dein Erleben" immer als "vorhanden" einstufen, aber damit näherst du dich keinen Millimeter einer Antwort zu der Frage nach deiner Realisierung.
Willst du hingegen deiner Realisierung
nicht auf die Spur kommen, sondern dich nur "erleben", dann wirst du nie die zu den Impulsen im Gehirn kommen und stattdessen überall "Existenzen" verorten.
Claymore hat geschrieben: ↑So 29. Aug 2021, 21:10“Entsprechende Zusammenhänge für Leid” ist wohl eine Nebelkerze, ein wissenschaftlich wirkender Terminus, aber 100% inhaltslos, der allein dazu dient davon abzulenken, dass du über keinerlei vernünftige Kriterien verfügst um Leidensfähigkeit zu bestimmen.
Da muss ich dich leider enttäuschen, es ist sogar exakt das, was man neurowissenschaftlich bestätigen kann: individuelle Gehirnaktivität, bei der Impulse zusammenhängend und fortgesetzt durchgeschleust werden.
Meine Formulierung dreht sich quasi direkt um das Gehirn.
Dass dir das nicht auffällt, bedeutet wohl, dass du das Gehirn eher nicht berücksichtigen möchtest.
Geh auf meine beiden Punkte ein, dort solltest du es berücksichtigen müssen.