Hallo, ich würde in der Sache gerne vermitteln, zumal mir nicht nur beide Standpunkte vertraut sind, sondern mir gerade ihre Differenz bedeutsam erscheint. Selbige stellt für alle (die diesbzgl. nach Wahrheit suchen) eine große Herausforderung dar, weil sie Aspekte berührt, dessen natürliche Veranlagungen und geistigen Horizonte für den Menschen kaum in Übereinstimmung zu bringen sind.lovetrail hat geschrieben:Jeder hat seine Erkenntnis und seine Meinung welche zu akzeptieren sind. Nachdem du allerdings nicht-christliche Motive mit dem biblischen Glauben vermischt und noch dazu immer wieder unter dem Anspruch ein Christ zu sein, auftrittst, halte ich es für wichtig klare Worte zu sprechen. Um deiner Willen, um der Leser Willen - um Christi Willen. Vielleicht kann ich dich ein wenig zum Nachdenken bringen.Novalis hat geschrieben: Wer ist Jesus Christus, was war und ist seine wahre Botschaft und Lehre? Darüber streiten sich bis heute die Geister ...
Mein Glaube, so wie ich ihn verstehe und lebe, hat sich – so wie bei allen anderen Menschen - aus meiner persönlichen Lebenswirklichkeit ergeben.
Die eigentliche Problematik läßt sich allerdings nicht so einfach in Wort fassen, bzw. liegt eine wesentliche Problematik gerade darin, daß wir es gewohnt sind, (fast) alles durch Worte zu kommunizieren und meinen, die Inhalte damit gemeistert zu haben. Der Mensch ist unglaublichen Versuchungen ausgesetzt, die ihn maßlos überfordern. Um es stark abzukürzen: Theorie und Praxis zeigen einen sonderbaren Riß in dieser Welt, der einerseits leicht zu verstehen ist und andrerseits gar nicht durchschaut wird. Einen "Plan x" am Reißbrett zu entwerfen und diesen im Schützengraben zu durchleben, sind zwei Paar Stiefel.
Um es am hiesigen Thema zu verdeutlichen.
Vor etlichen Jahren fanden sich ein paar israel. Soldaten zusammen, die ihre Erlebnisse in der Gruppe aufzuarbeiten suchten und in der Folge eine Initiative gründeten: "Breaking the silence". Sie sammelten eigene Dokumente (Fotos, Tagebücher, ...) und brachten eine Kampagne auf den Weg, die auch durch Europa tourte. Die Öffentlichkeit erhielt dadurch nicht nur Auskünfte über gemeine Verbrechen, sondern auch Einsichten, wie bestimmte Abläufe und Zwänge dafür sorgen, daß Grenzüberschreitungen zur Norm werden und - je nach Veranlagung - völlig ausarten, wobei man nicht vergessen darf, daß der eigentliche Keim für besagten Extremismus in der Konstitution dieser Gesellschaft selbst zu finden ist, der Familien, Freundeskreise und zugehörige Gemeinschaften zu einer Nation eint - sie regelrecht definiert!
Diese Konstitution ist jedoch nicht Ergebnis der Aufklärung, des Humanismus oder demokratischer Bestrebungen, sondern basiert auf eine religiöse Chronik, die sie als auserwähltes Volk "Gottes" kennzeichnet. Alle ihre Vor/Rechte leitet diese Nation aus ihrer Religion ab, dessen zugehörige Schriften (die man keinesfalls mit dem AT verwechseln darf) in der Hauptsache von einer auserlesenen Klasse (Rabbis) ausgelegt wurde/wird. Der Keim des Rassimus ist mit der religiösen Genese dieser Nation zutiefst verknüpft.
Wohin führt so eine Folge - zwangsläufig?
Man betrachte nur den Nahost Konflikt, zumal auch die muslimischen Völker von einer Religionsgeschichte geprägt wurden/werden, die sich auf das gleiche Wurzelwerk beruft! Die einzige Ausnahme innerhalb der abrahamitischen Religionszweige scheint mir der Nazarener zu sein, Jesus, der von Nächstenliebe sprach!
Allerdings darf man sich fragen, ob das Christentum (und dessen Körperschaften) dasjenige verwirklichen, wovon Jesu sprach?! Und nun nähern wir uns langsam dem Kern, um den auch ihr - Novalis und lovetrail - zu kreisen scheint. Wofür stand/steht Jesus? Was gilt es - unbedingt - zu beachten und wer/was zeigt den Nachfolgegenerationen dies in Wahrheit auf? Woher beziehen wir unsere "Informationen"? In der Regel beziehen sämtliche Christen ihre "Informationen" ebenfalls aus den Schriften, so wie sie überliefert wurden.
Es stellt sich in der Folge die Frage, ob diese Schriften verlässlich sind, was - im Grund genommen - kein Mensche beantworten kann. Hier ist schon eine erste Hürde gegeben, die sich nicht leugnen lässt. Ob die tradierte Schrift (in Gänze und in ihren jeweiligen Übersetzungen) wahrlich ein verlässliches Zeugnis ist, das ist reine Glaubenssache!
Man darf (sollte/muß) sich eigentlich auch die Frage stellen, ob das Medium (Buch) überhaupt geeignet ist, um dasjenige zu vermitteln, was die eigentlichen Kernpunkte sind. Die fehlende Präsenz dieser Frage zeigt möglicherweise, daß man besagten Riß (von dem ich oben sprach) nicht wirklich durchschaut. Womit hängt das aber zusammen? Um ein Beispiel zu geben: Wenn es nur um eine intellektuelle Wahrheit ginge, zb. eine einfache mathematische Aussage, daß zb. 2+2=4 sei, dann könnte man meinen, eine Schrift (Buch) durchaus geeignet sein könnte, um diese Wahrheit zu vermitteln. Warum ist das so? Nun, man übermittelt nur eine Information, eine formelhafte Gleichung, die sich verifizieren läßt.

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Wie verhält es sich aber zb. mit einer Wirklichkeit, die keine formelhafte (intellektuelle) Größe beschreibt und sich nicht durch bloße Informationen vermitteln oder gar herstellen läßt? Im Alltag können wir einen Schalter im 'Handumdrehen' umlegen, um mehr Licht in das Dunkel zu bringen, aber der Mensch ist auch an Wirklichkeiten gebunden, die sich auf diese Weise nicht herstellen lassen, zb. Frohsinn, "sich verlieben", ... Vertrauen gewinnen.
Der Glaube aber ist keine funktionale Größe, sondern - ursächlich - eine natürliche Folge! Woraus konstituiert sich Glaube? Ist es nicht eine Kraft, die aus konkreter Beziehung erwächst, aus persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen? Ist Glaube nicht eine Frucht, die aus Vertrauen gewonnen wurde? Man könnte das auch auf Liebe und Nächstenliebe übertragen. Wie soll ein Mensch Reichtümer verschenken, wenn es selbst nie Fülle und Reichtum erfahren hat? Woher soll ein Kind wissen, wie eine Papaya schmeckt, wenn es selbige nie kosten durfte?
Um auf Jesus zurückzukommen. Wofür stand/steht Jesus?
Laut den Schriften sagte er, er sei gekommen, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen! Was aber ist Wahrheit, fragte auch Pilatus! Ein ganz entscheidender Riß, der mir - wie soll ich sagen - fast unüberbrückbar scheint, ist eben diese sonderbare Differenz, welche Theorie und Praxis voneinander trennt ...
Daran scheitert möglicherweise auch die Nachfolge Jesu!? Nicht darum, weil der Mensch keine Glaubenskraft in sich trüge, die hat er - man möchte fast meinen - ohne Ende! Man blicke nur auf all die Kinder, die nicht loslassen können, die sich verkaufen und prostituieren, nur um Anerkennung zu finden, bzw. all die Menschen, die wahrlich Gott suchen, ihr Leben aufopfern und als Märtyrer sterben ...
Es mangelt nicht an Glaubenskraft! Man schaue nur auf die orthodoxen Siedler, die tief in das Land der Palästinenser vordringen und es besetzen oder die Einheimischen, die ihre angestammten Olivenbäume verteidigen, sich nicht vertreiben lassen, jahrelang demonstrieren, bis zum bitteren Ende und es mit ihrem Leben bezahlen.
Der Mensch scheint Kräften ausgesetzt zu sein, die ihn nicht nur maßlos überfordern, sondern auch dazu anstiften, die wahre menschliche Gestalt zu verletzten!