Gottsucher hat geschrieben: ↑Di 24. Jan 2023, 10:48
Zeigt nicht die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus in Lk 16,19-31, dass es auch nach dem Tod ein bewusstes (Er-)Leben gibt?
Es ist eine Geschichte, zwar mit einer wichtigen geistlichen Botschaft, aber keine historische Begebenheit. Jesu warnt uns damit, denn ich meine so ergeht es dir nach der Auferstehung, wenn du dein Leben verwirkt hast. Der Reiche scherte sich ja um nichts. Dann kam das böse Erwachen.
Ist er dann tot? Ich meine nicht mehr. Also ist das ein Bild für die Auferstehung und in dem Fall für das Gericht zum ewigen Tode. Aber zunächst lebt er wieder. Er ist bei Sinnen, kann reden und er denkt und fühlt.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Vater Abaham zu vielen derart Verdammten solche Dinge reden wird, aber die Kluft ist unüberwindbar. Und ich meinem, es sei ein Beispiel, vielleicht musst auch du Worte reden, zu anderen halt. Kontextuell gibt es dazu auch Worte Jesu, die dafür weitere Beispiele liefern.
Wir können nicht wissen, wie genau das Gericht abläuft, aber so in etwa klingt für mich z.B. ein gerichtliches Verfahren, dessen Ausgang klar der biblische Feuersee ist. Der Verurteile darf dabei nochmals zu Wort kommen, aber sein Ort steht fest.
Ich interpretiere Lk 16 derart, dass Jesus keinen Vorgang während der Grabesruhe erzählt, sondern danach, wenn du wieder zum Leben erwachst. Jesus sagt, er öffnete die Augen. Das ist nach erfolgter Auferstehung. Der Begriff Totenreich hat auch eine breitere Bedeutung.
Warum Lukas den Begriff Totenreich wählt wäre zu hinterfragen, ob das exakt 1:1 die authentischen Worte Jesu waren. Da es keinen Parallelbericht der anderen Synoptiker dazu gibt, so sind wir auf Lk angewiesen.
Ich bin in solchen Fällen immer für die kontextuelle Auslegung und Exegese, nicht für Wortklauberei, denn die theologischen Aussagen Jesu müssen auch mit den anderen Kontexte harmonieren. Jesu ist ja kein "G'schicht'ldrucker wie das bei uns im Wienerischen so heißen würde.
Anders führt Wortklauberei oft zu irreführenden theologischen Auffassungen oder auch Mythen und Legenden. Und dann nenne ich das auch primitv, weil man nicht genug Verstand hat, es besser verstehen zu wollen. Für mich reiht sich Lk 16 gut in andere Reden über das End-Gericht ein.
Schon im AT wird das Totenreich oft recht bildhaft beschrieben, aber es geht um einen lebendigen Zustand. So wird auch der Begriff "Toter" von Jesus zweierlei verwendet. Einmal meint er den im Grab Liegenden, ein anderes mal aber einen quicklebendigen Menschen, nur dass der halt infolge seine Unglaubens tot ist. Paulus folgt auch dieser Redeweise.