Abischai hat geschrieben: ↑Do 13. Jan 2022, 02:11
Wenn "alle Welt" weiß daß... (biblischer Stil), würden wir heute vielleicht sagen:
"das weiß doch jeder", oder: "das weiß doch jedes Kind."
Daß es nicht jedes Kind weiß, ist klar, wir meinen damit, daß sehr viele es wissen müßten.
D.h. unter der Voraussetzung einer Normalveranlagung eines Menschen, der sich nicht willentlich gegen die Wahrheit versperrt, darf man auch annehmen, dieser weiß etwas, sobald es ihm zur Kenntnis gebracht wird. Und die anderen wissen es auch, aber sie verweigern die zur Kenntnis gebrachte Tatsache anzunehmen. Fällt dir dazu eine Parallele auf?
Deine Beispiele sind gut, sie zeigen welche Krücke die Theologie ist, wenn sie versucht dieses "Alles" nach Menschenweise zu kategorisieren. "Alle" Schrift ist "eingegeben" fällt damit in dieselbe Problematik, da Paulus nicht "alle" Schrift meint und der Begriff "eingegeben" bereits einer sprachlichen Unschärfe unterliegt, da Paulus einen anderen Begriff verwendet hatte
Daher ist immer der HG der eigentliche Ausleger der Schrift, was Paulus wiederum anhand anderer Aussagen bestätigt. So habe ich gelernt auf Einzelaussagen keinen theologischen Turm zu Babel zu errichten, sondern einen Sachverhalt durch viele Beispiele zu erfassen.
Darum verwendet Jesus nicht nur ein Gleichnis sondern viele, weil das Reich Gottes etwas komplexer ist, als es z.B. mit einem Satz wie: "Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trínken" auf ein derart primitives theologisches Niveau zu reduzieren, dass man daraus schlussfolgert, man solle ab sofort nicht mehr "essen und trinken".
Diese Dinge betreffen unser gegenständliches Thema zur Unschärfe aber m.E. nur eher am Rande, als du hier von den spezifisch sprachlichen Unschärfen sprichst. Oder wir beginnen es wieder (nach Menschenweise) zu kategorisieren. Dann teilen sie sich in einem ersten Ansatz ein in:
- Unschärfen faktischer Art
- Unschärfen sprachlicher Art
Begonnen habe wir mit den faktischen. Sprache ist komplexer zu behandeln, bei Fakten ist es einfacher. Denn wenn einer sagt er war es ein Mensch an einem Geschehen beteilgt und der andere, es waren zwei, dann ist das an sich eine recht simple Sache. Was stimmt nun? Das kann man anhand eines Textvergleiches beurteilen.
Falls mehrere Zeugen in ihrer Aussage übereinstimmen gegenüber einer Einzelaussage, kann man den biblischen Rechtsgrundsatz zur Wahrheitsfindung anwenden, dass zwei oder drei Zeugen zuverlässiger sind als ein einzlener.
Sprachliche Unschärfen zu beurteilen sind hingegen auch Sache der Bildung und des Verständnisses. Und hier ist es nicht jedem gegeben, alles zu verstehen, sondern auch eine Zuteilung der Gabe, weshalb das der eine kann, weil er die Gabe dazu hat und der andere nicht, weil er diese Gabe dazu nicht hat.
Corona hat geschrieben: ↑Do 13. Jan 2022, 06:48
Wer kam nun an's Grab?
Wo liegen hier die Unschärfen?