Ich beschäftige mich im sprachwissenschaftlichen Sinn mit den semitischen Sprachen. Die Grammatik des Masoretischen interessiert mich nicht besonders. Dafür gibt es inzwischen gute technische Werkzeuge die in ihrem Sinne sehr zuverlässig sind. Die Grammatiker machen den Fehler, aus sämtlichen semitischen Sprachen eine Art genuiner Einheitssprache rekonstruieren zu wollen und sie nach gewissen Ethnotheorien zu hierarchisieren. Auch die indogermanische Sprachtheorie ist zwar ganz interessant, geht aber von einer Weltanschauung aus, die in Opposition steht, zum biblischen Weltbild, speziell zur biblischen Völkertafel. In der breiten Wissenschaft gilt diese biblische Völkertafel ja schon längst nicht mehr als Anhaltspunkt, geschweige denn seriös. Ich erlaube mir, das anders zu sehen. Perfide ist, wenn diese Prämissen gar nicht offen gelegt werden.
Ach wirklich ? Es gibt bestimmte Buchstaben im Hebräischen, wo ziemlich offensichtlich ist, dass sie nur unwahrscheinlich zur eigentlichen Wurzel gehören. Vor allem natürlich dann, wenn sie am Anfang stehen. Kandidaten dafür sind א ,ה ,ו ,י ,מ ,ת, aber auch ב, כ, ל. Ob das nun eine Präposition ist, eine Konjugationssilbe, Konjunktion, Artikel oder Pronom, darüber entscheiden oft nur die masoretischen Punkte. Das überhaupt nur mal ausführlich behandelt haben nach meiner Kenntnis, zumindest auf Deutsch, bisher nur Bauer und Leander in ihrer Historischen Grammatik der Hebräischen Sprache des Alten Testaments vor ca. 100 Jahren. Aktuelle Literatur legt nicht besonders viel Wert darauf, Hintergrundwissen zu vermitteln, sondern mir kommt es vor, als diene sie einer Normendurchsetzung.
Das ist ganz wesentlich. Diese Diversität liegt aber nicht in den eigentlichen Vokabeln, sondern in ihrer Interpretation durch andere Sprachen.
Es ist ohnehin klar, dass Jahwe der Aussendende ist. Ohnehin klar ist auch seine Position.
Kannst du gerne machen, aber alles kann als spekulativ zurückgewiesen werden. Das Ding ist nur, dass die vermeintlichen Regeln, auf die man sich felsenfest berufen möchte, überhaupt erst zu dem Dilemma beitragen, das auch dir mit dieser Angelegenheit aufgefallen ist. Auch in der jüdischen Überlieferung gibt es eine Angelologie.
Klar räume ich den Widerspruch ein. Das sollte ja auch an vergangenen Themen rund um Engel deutlich geworden sein, falls du dich daran erinnerst.Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 20. Dez 2023, 16:00Mir genügt es, wenn du wie ich einfach zugibst: Es liegt ein Widerspruch vor, wenn man daran denkt, dass Gott einen Engel zu Mose sendet, dann aber er selbst das gesamte Gespräch führt. Das ist einfach unlogisch. Gerade seine Anwesenheit drückt das "JHWH" mit dem "ich bin" (bzw. "ich werde sein", was sogar korrekter übersetzt wäre) doch aus, und er sagt es auch recht explizit:
Es gibt hier in meinen Augen keine andere Auslegung als dass Gott selbst war da und Mose hatte kein weiteres Begleitwesen wahrgenommen. Mir würde aber schon reichen, dass du den Widerspruch anerkennst. Und dann kann man sich weitere Frage stellen.2. Mo 3,14 hat geschrieben: Da sprach Gott zu Mose: „Ich bin, der ich bin.“ Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israel sagen: „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt.
Als unlogisch innerhalb bestehender Konzepte würde ich es aber nicht bezeichnen. Die Sache wird erst dann fragwürdig, wenn man deren Prämissen mal nachgeht. Ich versuche es ganz deutlich zu sagen : Ich vermute, man hat das masoretische Konzept rund herum um diese Mythologie konstruiert besonders natürlich um sich vom kirchlichen Verständnis abzugrenzen, dass dieser Engel Jahwes irgendwas mit Jesus zu tun haben könnte.