Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Doch genau das. Der passende Begriff ist hier: Doppeldenk. Es führt zu einem Relativismus, in dem der Begriff "Wahrheit" selbst seine Bedeutung verliert.
Exakt umgekehrt. Aber jetzt wird mir noch klarer, warum "orwellisch" so gefährlich ist. Denn das, was Du "Wahrheit" nennst, ist doch genau das, was vom orwellschen Wahrheitsministerium beansprucht wird - also das Gegenteil dessen, was Du sagst.
Das Wort "relativ" macht nur Sinn, wenn es ein Absolutes gibt. Insofern ist der Begriff "Relativitätstheorie" streng genommen falsch, weil es nämlich "Absolutitätstheorie" heißen müsste, weil alles relativ zur c ist, welches selbst absolut ist. Was ist nun "c" bei unserer Fragestellung?
Nach meiner Auffassung ist "c" die ontische Wahrheit, also das, was wahr ist, ob wir es erkennen, nicht erkennen, systemisch oder hermeneutisch gestalten oder nicht. Unsere Bemühungen "c" zu erkennen, sind logischerweise relativ zu "c", also zur ontischen Wahrheit. Manche Bemühungen werden dabei näher an "c" sein als andere. - Nun kann man verschiedene Hilfsmittel anwenden (Logik, "das <kantsche> Gesetz in mir", etc.), um Erkennensbemühungen als näher an der (ontischen) Wahrheit vermuten zu dürfen als andere. Aber rankommen wird man nie - und vor allem: Man wird oft nicht rauskriegen, ob man nah oder fern davon ist.
Nach Deiner Auffassung ist "c" keine ontische, sondern anthropozentrische Größe, insofern sie ja selbst entscheidet, ob sie "wahr" ist. Wer entscheidet: "das Wahrheitsministerium", "die Partei, die PArtei, die hat immer recht", Mainstream-Medien, Social Media, etc. Man versucht dann, seine Auffassung mit dem BEgriff "selbst-evident" zu stabilisieren, nicht reflektierend, dass "selbst-evident" ebenfalls eine nicht voraussetzungsfreie Annahme ist.
Konkret: Ich würde Dir zutrauen, dass es aus Deiner Sicht "selbst-evident" ist, dass Heterosexualität und Homosexualität kategorial dasselbe seien. Kann man meinen. Man würde es dann "Wahrheit" nennen. - Andere würden es als "selbst-evident" ansehen, dass Heterosexualität und Homosexualität kategorial NICHT dasselbe seien. Und schon haben wird zwie selbst-evidente Wahrheiten, die das Gegenteil zueinander aussagen. Da hilft es auch nicht, die eigene Meinung als "aufgeklärt" zu bezeichnen und die andere nicht, weil dies klassisches Verhalten von "Wahrheitsministerien" ist.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Ist z. B. auch das "ich" (cogito ergo sum ) nicht bloß das Resultat einer Schlussfolgerung, welches im Kindesalter entsteht anstatt eine Grundintuition? Kleine Kinder sprechen oft von sich in der dritten Person: "Max hat Hunger".
Wie jemand sein "Ich" benennt, ist nicht entscheidend. Wenn ich mich als Kühlschrank bezeichnen würde, würde dies nichts daran ändern, dass ich es bin, der mich für einen Kühlschrank hält: Das augustinische "Si enim fallor, sum" und das cartesische "Cogito, ego sum" (das "r", das "ego" zu "ergo" machte, kam erst späte - so viel ich weiß, war das sogar ein Fehler der Druckerei) sind von gleichem Geiste.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Kurz gesagt: von der Gesinnung her wirkst Du orwellsch auf mich.
Aus oben genannten Gründen ist genau das Gegenteil der Fall, was Dich auf den orwellschen Pfad bringt. Ich meine, dass Du den orwellschen Gedanken so richtig um 180° gedreht hast.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Und was Du bagatellisierst, sind die aktuellen Probleme. Die sind nämlich real und reduzieren sich nicht nur auf einen "kulturellen Unterschied".
Kategorienfehler. Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Eine Begründung sagt doch nichts aus über den Rang einer Realität.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Das ist das Problem an einer von Political Correctness durchsetzten Gesellschaft: Was tatsächlich gedacht wird, kann man nur noch aus Wahlergebnissen schließen.
Da ist was dran.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 27. Jan 2024, 14:35
Das Problem an BSW aber ist, dass weiterhin Manipulation mit Schwachsinn bekämpft wird.
Es wird nie eine Partei ohne Schwachsinn geben, weil es in allen Parteien wenige gute und mehr weniger gute Köpfe sind, was bei Abstimmungen (Demokratie!) immer zu Kollateralschäden führt. Ich bin gespannt, was kommt. Ich selbst wähle aus Willy-Brandt- und Helmut-Schmidt-Nostalgiegründen die SPD, wiewohl mir auch da vieles überhaupt nicht gefällt.
Wie auch immer: Die Gesellschaft muss irgendwann durch das durch, was sie sich selbst eingebrockt hat. Heute in einem Jahr könnten wir Trump als Präsident haben, was die Sache nicht leichter machen wird. Nebenbei: Habe letzte Woche einen mords Artikel in der ZEIT gelesen, demnach die woke Woge in den USA ihren Zenit überschritten hat - da scheint ein Gegenpendel auszuholen. Auch das kann einem nicht recht sein. Historiker werden vielleicht mal in 100 Jahren sagen, dass unsere westliche Epoche an einem Verlust der Mitte gescheitert ist und deshalb nur noch aus Übertreibungen bestanden hat.